Der aktuelle Bildüberschuss überfordert den Betrachter, der mit dem Anspruch, jedem Bild einzeln seine Aufmerksamkeit zu schenken, in eine Ausstellung geht, ebenso wie den Kunstpädagogen, der daran eine auf das Bild im Singular bezogene Bildkompetenz entwickeln will. Gemeinsam mit den beiden kiss-Stipendiatinnen Theresa Rieß und Julia Ziegenbein, die aus ihren Unterrichtsprojekten in Kooperation mit den Künstlern Peter Piller und Com&Com berichten, werden Fragen nach dem aktuellen Gebrauch der Bilder und dessen Folgen für die Kunstpädagogik diskutiert.
Teil 1 der Sektion "Aktuelle Medienkultur: Das Bild im Plural", Bundekongress Kunstpädagogik 2009, Düsseldorf
2. Aktuelle Medienkultur: Das Bild im Plural
Der aktuelle Bildüberschuss überfordert den Betrachter, der mit dem Anspruch,
jedem Bild einzeln seine Aufmerksamkeit zu schenken, in eine Ausstellung geht,
ebenso wie den Kunstpädagogen, der daran eine auf das Bild im Singular bezogene
Bildkompetenz entwickeln will.
Gemeinsam mit den beiden kiss-Stipendiatinnen Theresa Rieß und Julia Ziegenbein,
die aus ihren Unterrichtsprojekten in Kooperation mit den Künstlern Peter Piller
und Com&Com berichten, werden Fragen nach dem aktuellen Gebrauch der Bilder
und dessen Folgen für die Kunstpädagogik diskutiert.
3. Einführung
Rahmen: Projekt kiss
Mediologische Vorbemerkungen
Kurz: Rückfragen?
“Durch das Wurmloch in den CC-Space”
(Theresa Rieß, Kooperation mit Com&Com)
Kurz: Rückfragen?
“Bilder im Alltag finden ... für den 6., 7. Blick”
(Julia Ziegenbein, Kooperation mit Peter Piller)
Kurz: Rückfragen?
Interaktivität, Offene Diskussion
4. kiss – Kultur in Schule und Studium
Siemens Arts Program 2004ff
2004/05 2005/06 2006/07
5. kiss – Kultur in Schule und Studium
Siemens Arts Program 2004ff
Zeitgenössische Architektur
für Studenten der
Kunstpädagogik
2005/06 2006/07 2008/09
6. kiss – Kultur in Schule und Studium
Siemens Arts Program 2004ff
2005/06
13. Sebastian Baden
Gila Kolb
Salla Rautiäinen
Theresia Träger
Eva Witting
2005/06
14. kiss – Kultur in Schule und Studium
Siemens Arts Program 2004ff
2005/06
15. kiss – Kultur in Schule und Studium
Siemens Arts Program 2004ff
Fortsetzung 1 Fortsetzung 2 Fortset
2005/06
16. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program
Fortsetzung 1 Fortsetzung 2 Fortset
2005/06
17. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program, Robert-Bosch-Stiftung
Fortsetzung 1 Fortsetzung 2 Fortset
2005/06
18. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program, Robert-Bosch-Stiftung
Fortsetzung 1 Fortsetzung 2 Fortset
2005/06 2008/09 2009/10 2
19. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program, Robert-Bosch-Stiftung
Fortsetzung 2 Fortset
2005/06 2008/09 2009/10 2
20. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program, Robert-Bosch-Stiftung
Jeanne Faust Fortset
M+M
Jonathan Monk
Michael Sailstorfer
Eran Schaerf
2005/06 2008/09 2009/10 2
21. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program, Robert-Bosch-Stiftung
Jeanne Faust Christo
M+M Jakob K
Jonathan Monk Gerald
Michael Sailstorfer Susan P
Eran Schaerf Katarin
2005/06 2008/09 2009/10 2
22. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program, Robert-Bosch-Stiftung
Jeanne Faust Christoph Girardet
M+M Jakob Kolding
Jonathan Monk Gerald Nestler
Michael Sailstorfer Susan Philipsz
Eran Schaerf Katarin Zdjelar
2008/09 2009/10 2009/10
23. kiss – Kultur in Schule und Studium
BDK, Siemens Arts Program, Robert-Bosch-Stiftung
2008/09
34. Mediologie
(nach Régis Debray) Untersuchungsmethode der
komplexen Korrelation zwischen
• einem symbolischen Körper (einem künstlerischen
Genre, einer ästhetischen Form, einer Doktrin,
einer Religion etc.),
• einer Form der kollektiven Organisation (einer
Partei, einer Schule, einem Industriezweig etc.) und
• einem technischen System der Kommunikation
(technisches Medium, Archivierungssystem etc.).
35. Logosphäre Graphosphäre Video-/Hypersphäre
-200.000 Mediologische Revolution: Sprache
1410 Zentralperspektive
1968 Farbfernsehen
social network
Stammesgesellschaft
1452 Mediologische Revolution: Buchdruck
1980 Personal Computer
Mediokratie
Expertokratie, sujet supposé savoir
Lyotard: Das postmoderne Wissen
-40.000 Mediologische Revolution: Bilder
1493 Kolumbus
1992 Mediologische Revolution: WorldWideWeb
(Höhle von Lascaux)
1522 Luther: Bibelübersetzung
2004 web 2.0
projet supposé savoir
(jeder soll lesen können)
Lernen 2.0
1658 Comenius: orbis sensualium pictus
Blogosphäre
antike Hochkulturen
Pampaedia, Schule für Alle!
eLearning
Folksonomy
-4000 Mediologische Revolution: Alphabetschrift
Humboldt: Bildung des Menschen
collective Intelligence
1830 Fotografie (mechanisierte Zentralperspektive)
wikipedia
Radio („Volksempfänger“, Amphitheaterdiskurs)
36. vgl. Debray, Régis: Jenseits der Bilder. Eine
Geschichte der Bildbetrachtung im Abendland,
Rodenbach: Avinus 1999, 218f
Logosphäre Graphosphäre Video-/Hypersphäre
geprägt durch mündliche Tradierung und beginnt mit Einführung des datiert auf die Einführung des
handschriftliche Aufzeichnung Buchdrucks (und Zentralperspektive) Farbfernsehens, ungefähr 1968
Das Göttliche Das Ideale Das Leistungsfähige
Legitime Referenz
(es muss sein, es ist heilig) (es muss sein, es ist wahr) (es muss sein, es funktioniert)
Der Glaube Das Gesetz Die Meinung
Treibende Kraft des Gehorsams
(Fanatismus) (Dogmatismus) (Relativismus)
Mittel der Einflussnahme Die Predigt Die Publikation Die Erscheinung
Redensart über persönliche
Autorität Gott hat es mir gesagt Ich habe es in einem Buch gelesen Ich habe es im Fernsehen gesehen
Das Unsichtbare Das Sichtbare Das Lesbare
Reich symbolischer Autorität (der Ursprung) (Das Ereignis) (das Fundament)
Oder das logische Wahre Oder das Nichtnachprüfbare Oder das Wahrscheinliche
Subjektives Gravitationszentrum Seele (anima) Das Bewusstsein (animus) Der Körper (sensorium)
Geistige Klasse Kirche Laizistischee Intelligenzija Laizistische Medien
(Bewahrer des (Propheten und Geistliche) (Professoren und Doktoren) (Verteiler und Produzenten)
gesellschaftlich Heiligen) sakrosankt: das Dogma sakrosankt: das Wissen sakrosankt: die Information
Kanonisches Alter Der Alte Der Erwachsene Der Junge
Pathologische Tendenz Paranoia Obsession Schizophrenie
Muttersprache Griechisch Italienisch Amerikanisch
37. vgl. Debray, Régis: Jenseits der Bilder. Eine
Geschichte der Bildbetrachtung im Abendland,
Rodenbach: Avinus 1999, 218f
Logosphäre Graphosphäre Video-/Hypersphäre
geprägt durch mündliche Tradierung und beginnt mit Einführung des datiert auf die Einführung des
handschriftliche Aufzeichnung Buchdrucks (und Zentralperspektive) Farbfernsehens, ungefähr 1968
Muttersprache Griechisch Italienisch Amerikanisch
Präferierte Zeichenfunktion
Index Ikon Symbol
(Peirce)
Bilderwelt hat als Ordnung Das Idol Die Kunst Das Visuelle
Wirkungsprinzip Präsenz (transzendent) Darstellung (illusorisch) Simulation (digital)
(Beziehung zum Sein) Das Bild ist sehend Das Bild wird gesehen Das Bild wird angeschaut
Körperlich
Lebendig Virtuelle
Existenzform Das Bild ist einen Sache
Das Bild ist ein Wesen Das Bild ist eine Wahrnehmung
Entscheidender Bezugspunkt Das Übernatürliche Das Reale Der Leistungsträger
(Quelle der Autorität) (Gott) (Die Natur) (Die Maschine)
Lichtquelle Spirituell (von innen) Solar (von außen) Elektrisch (von innen)
Schutz (und Heil) Vergnügen (und Prestige) Information (und Spiel)
Ziel und Erwartung von
Das Bild nimmt gefangen Das Bild fängt die Aufmerksamkeit Das Bild wird empfangen
Kultgegenstand Der Heilige (ich schütze euch) Das Schöne (ich gefalle euch) Das Neue (ich überrasche euch)
Durch das Bild hindurch Über das Bild hinaus Nur das Bild
Blickpunkt
(das Hindurchsehen) (kontemplative Betrachtung) (kontrollierende Betrachtung)
38. Logosphäre Graphosphäre Video-/Hypersphäre
-200.000 Mediologische Revolution: Sprache
1410 Zentralperspektive
1968 Farbfernsehen
social network
Stammesgesellschaft
1452 Mediologische Revolution: Buchdruck
1980 Personal Computer
Mediokratie
Expertokratie, sujet supposé savoir
Lyotard: Das postmoderne Wissen
-40.000 Mediologische Revolution: Bilder
1493 Kolumbus
1992 Mediologische Revolution: WorldWideWeb
(Höhle von Lascaux)
1522 Luther: Bibelübersetzung
2004 web 2.0
projet supposé savoir
(jeder soll lesen können)
Lernen 2.0
1658 Comenius: orbis sensualium pictus
Blogosphäre
antike Hochkulturen
Pampaedia, Schule für Alle!
eLearning
Folksonomy
-4000 Mediologische Revolution: Alphabetschrift
Humboldt: Bildung des Menschen
collective Intelligence
1830 Fotografie (mechanisierte Zentralperspektive)
wikipedia
Radio („Volksempfänger“, Amphitheaterdiskurs)
40. Graphosphäre Videosphäre
René Magritte 1920 Robin Rhode 2001
41.
42.
43. Logosphäre Graphosphäre Video-/Hypersphäre
-200.000 Mediologische Revolution: Sprache
1410 Zentralperspektive
1968 Farbfernsehen
social network
Stammesgesellschaft
1452 Mediologische Revolution: Buchdruck
1980 Personal Computer
Mediokratie
Expertokratie, sujet supposé savoir
Lyotard: Das postmoderne Wissen
-40.000 Mediologische Revolution: Bilder
1493 Kolumbus
1992 Mediologische Revolution: WorldWideWeb
(Höhle von Lascaux)
1522 Luther: Bibelübersetzung
2004 web 2.0
projet supposé savoir
(jeder soll lesen können)
Lernen 2.0
1658 Comenius: orbis sensualium pictus
Blogosphäre
antike Hochkulturen
Pampaedia, Schule für Alle!
eLearning
Folksonomy
-4000 Mediologische Revolution: Alphabetschrift
Humboldt: Bildung des Menschen
collective Intelligence
1830 Fotografie (mechanisierte Zentralperspektive)
wikipedia
Radio („Volksempfänger“, Amphitheaterdiskurs)
44. Es geht nicht um die Opposition von
„Hochkultur“ und „Alltagsästhetik“.
Es geht vielmehr darum, dass diese
Unterscheidung zu Zeiten graphosphärischer
Expertokratie sinnvoll erschien, unter den
Gegebenheiten einer hypersphärischen
Mediokratie aber nicht mehr.
These 1
45. Aktuelle Kunst betrachtet das Bild nicht
mehr als Ziel der Kunst, sondern als deren
Rohstoff und Material. Und sie produziert
nicht mehr das eine Meisterwerk, sondern
geht um vor allem mit dem Plural von Bild.
These 2
46. Die ästhetischen Qualitäten der einzelnen
Bilder sind irrelevant. Es geht gar nicht um
das Bild als Ding und Objekt. Es geht um den
symbolischen Umgang mit dem Bild, den
medienkulturellen Gebrauch.
These 3
47. Bild im Singular ist die Vermutung von oder
die Hoffnung auf Konsens – zumindest in der
Version der Bildwissenschaft.
Bild im Singular geht davon aus, dass es einen
Konsens gibt oder geben kann, auf den sich
Produzent und Rezipient des Bildes
verständigen können, dass es einen Punkt
gibt, an dem sich Produzent und Rezipient
symbolisch treffen können.
These 4
48. Kompliziert wird es erst im Plural. Mit dem
Bild im Plural geht es potentiell auch immer
um Perspektive im Plural. Das ist manchmal
ebenso schwer zu ertragen wie die
Vorstellung von Konsens im Plural.
These 5
49. Kompliziert wird es erst im Plural. Mit dem
Bild im Plural geht es potentiell auch immer
um Perspektive im Plural. Das ist manchmal
ebenso schwer zu ertragen wie die
Vorstellung von Konsens im Plural.
50. Was verstehen wir – eingedenk Peter Piller, Com&Com,
Robin Rhode, ... – unter »Bild« ?
Was wäre/n dem entsprechende »Bildkompetenz/en« ?
Wohin müsste sich Kunst-/Bild-Unterricht entwickeln, um
dem »Bild im Plural« gerecht zu werden ?
Worum soll es also im Kunst-/Bild-Unterricht gehen ?
Bild ? Bilder ? Kunst ? Künste ?
Welche Rolle kommt infolge dessen dem Lehrer als Kunst-/
Bildvermittler zu ?
Künstler ? Bildwissenschaftler ? Bildpraktiker ?
Kunstpädagoge ? (Personalunion ? )
Und welches Bild von Schule ergäbe sich in Konsequenz ?