Energieeffizienz in der Industrie und bei Gebäuden ist ein Megatrend und Wachstumsmarkt. Neben den wirtschaftlichen und klimapolitischen Potenzialen, hat die Energieeffizienz auch eine nicht zu unterschätzende geo- und sicherheitspolitische Dimension. Mehrere gute Gründe also, die Energieeffizienz im Gebäudesektor zu forcieren. In der September-Ausgabe der Fachzeitschrift et - Energiewirtschaftlichen Tagesfragen (http://www.et-energie-online.de/) thematisieren Isabel Hoffmann und Markus Rosenthal von nuances die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Gebäudeenergieeffizienz.
Energieeffizienz im Gebäudesektor: Potenziale entwickeln - Energiewirtschaftliche Tagesfragen - September 2014
1. ENERGIEEFFIZIENZ
Energieeffizienz im Gebäudesektor:
Potenziale entwickeln
Isabel Hoffmann und Markus Rosenthal
Energieeffizienz in der Industrie und bei Gebäuden ist ein Megatrend und Wachstumsmarkt. Insbesondere durch die Kosten-senkungs-
und Klimaschutzpotenziale findet sie große Aufmerksamkeit bei Hauseigentümern, der Politik, der Immobilien-,
Finanz- und Wohnungswirtschaft. Die Wertschöpfungsketten im Bereich Energieeffizienz beginnen maßgeblich in Deutsch-land.
Zwei Drittel der Energiekosten eines Privathaushaltes entfallen auf den Wärmebezug, auf Strom – trotz seines hohen
Preises – nur ein knappes Drittel. Zudem rückt durch die geostrategische Situation, wie etwa im Irak, in Libyen und der Uk-raine,
die Frage nach der Versorgungssicherheit durch thermische Energieträger wieder in den Mittelpunkt der politischen
und medialen Aufmerksamkeit. Es wird nun deutlich: Energieeffizienz hat nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch
eine nicht zu unterschätzende geo- und sicherheitspolitische Dimension. Mehrere gute Gründe also, die Energieeffizienz im
Gebäudesektor zu forcieren.
Die technologischen Möglichkeiten der Energieeffizienz müssen ausgereizt werden, wenn sie zu
einem Leitmarkt für den Industriestandort Deutschland werden soll
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EU-Energiekommissar Günther Oettinger
hat die Energieeffizienz als ein eigenes Po-litikfeld
im Rahmen der europäischen Ener-giepolitik
etabliert. Ein Schwerpunkt liegt
dabei auf der energetischen Gebäudesanie-rung.
Ansatzpunkt der EU-Kommission ist
die ökonomische Analyse, dass bei der ener-getischen
Gebäudesanierung ein Marktver-sagen
vorliegt. D. h., dass die Investitionen
zunächst hoch sind und erst über einen län-geren
Zeitraum Wirkung und Nutzen entfal-ten
[1]. Aus Sicht der EU-Kommission bedarf
es daher Anreizsystemen und Informatio-nen,
damit Maßnahmen von sanierungsinte-ressierten
Hauseigentümern überhaupt ins
Auge gefasst und dann auf entsprechendem
Qualitätsniveau umgesetzt werden.
Mit der Europäischen Investitionsbank ver-fügt
die Kommission über eine eigene För-derbank,
die ihre Programme im Bereich
der energetischen Modernisierung erheblich
weiterentwickelt und verbessert hat. Der
Fokus des Luxemburger Bankhauses liegt al-lerdings
auf der Finanzierung größerer Ein-heiten,
etwa bei Kommunen. Im best-practi-se-
Vergleich zwischen den Mitgliedstaaten
fällt Deutschland mit dem KfW-Gebäudes-anierungsprogramm
für die Einzelobjekt-förderung
eine Vorbildrolle zu. Zwar haben
Frankreich und Großbritannien als große
Mitgliedstaaten ebenfalls Förderprogram-me
etabliert, um das Marktversagen auszu-gleichen;
diese sind aber nicht so umfang-reich
und qualitativ schlechter als die mit
1,8 Mrd. € ausgestatteten KfW-Programme
in Deutschland. Rahmenbedingungen und
maßgebliche Mittel der Energieeffizienzför-derung
kommen von der EU. So liegt der An-teil
an Strukturfondsmitteln bei 20 %. Zudem
weisen die EU-Energieeffizienzrichtlinie und
die EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie den Weg.
Damit stehen 17 Mrd. € an EU-Mitteln bis
2020 für den Energieeffizienzmarkt zur Ver-fügung
– dies ist doppelt so viel wie in der
Haushaltsperiode von 2007 bis 2013.
Politikfeld Energieeffizienz
in Deutschland
Das Bundeswirtschaftsministerium hat un-ter
Minister Sigmar Gabriel, SPD, zahlreiche
Kompetenzen für das Politikfeld Energieef-fizienz
im Haus gebündelt. Im Juni dieses
Jahres legte es einen 10-Punkte-Plan zur
Energiewende vor, in dem die Gebäudestra-tegie
einen zentralen Bestandteil darstellt.
Dazu gehören auch Ziele wie das Erreichen
eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis
2050. Im kommenden Jahr soll eine „ganz-heitliche
Gebäudestrategie“ erarbeitet und
im November 2015 vom Kabinett verab-schiedet
werden. Die Gebäudestrategie soll
den Strom-, Wärme-, und Effizienzbereich
gleichermaßen integrieren.
Nachdem sich die große Koalition da-rauf
geeinigt hat, die KfW-Förderung auf
1,8 Mrd. € pro Jahr zu verstetigen, gibt
ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 64. Jg. (2014) Heft 9 45
2. ENERGIEEFFIZIENZ
es immer wieder Anläufe, einen Steuer-anreiz
für Selbstnutzer auf die politische
Agenda zu heben. Während die Moderni-sierung
vermieteter Wohnungen von der
Steuer absetzbar ist, bleibt diese Option
dem selbstnutzenden Hauseigentümer ver-wehrt.
Von Seiten der Bundesländer Baden-
Württemberg, Hessen und Thüringen gab
es im Bundesrat immer wieder Initiativen,
die notwendigen Ländermehrheiten in der
Länderkammer zu schaffen. Gerade bei den
Nehmerländern des Länderfinanzausglei-ches
gibt es aufgrund der Schuldenbremse
eine ablehnende Haltung gegenüber dem
Steueranreiz – trotz Kalkulationen, etwa
der KfW, die zu dem Schluss kommen, dass
jeder eingesetzte Euro eine Investition von
8 € nach sich zöge.
Inzwischen treibt die Befürworter des Steu-eranreizes
die Sorge um den „Attentismus“
um – also das Abwarten, ob sich die Dinge
nicht auch ohne weiteres Handeln zum Bes-seren
wenden würden. Im Jahr 2013 inves-tierten
folglich viele Eigentümer nicht, da
öffentlich über die Steueroption diskutiert
wurde. Sie warteten ab, ob eine Variante
zu ihren Gunsten käme. Sie kam nicht. In-zwischen
wird nun in Berlin und den Lan-deshauptstädten
über eine Spreizung der
Steuerentlastung nachgedacht; die Entlas-tung
soll erst ein Jahr nach der Investition
greifen. Auch wenn es hier haushalts- und
steuerrechtlicher Änderungen bedarf, wer-den
diesem Modell Chancen eingeräumt,
da es die öffentlichen Haushalte entlasten
würde.
Energieberatung ist der
Schlüssel zur Akzeptanz
Georg Küffner schreibt in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung [2], dass für den Erfolg
einer energetischen Sanierung „die Qualität
der Bauausführung“ entscheidend ist. „Und
dass es daran häufig hapert, kann bestäti-gen,
wer schon einmal Sanierungsleistun-gen
eingekauft hat. Von systemischen und
ganzheitlichen Konzepten haben Installa-teure,
Anstreicher und Fensterbauer nur in
Ausnahmefällen gehört“, so der Technik-journalist.
Bei der Frage, was bauphysikalisch mach-bar,
wirtschaftlich vertretbar und im Hin-blick
auf die Bauzeit zumutbar ist, stehen
die Energieagenturen in den Bundesländern
und in den Kommunen sowie die Verbrau-cherzentralen
bereit. Dazu gehören etwa die
KEA, die Klimaschutz- und Energieagentur
in Baden-Württemberg, die ZEBAU in Ham-burg,
aber auch bundesweite Netzwerke wie
der Verein der Energieagenturen Deutsch-land,
der Bundesarbeitskreis Altbausanie-rung
oder das Deutsche Energieberater-netzwerk.
Diese Institutionen vermitteln
Energieberater, die gewerkeübergreifend
einen Sanierungsfahrplan entwickeln und
die Baumaßnahmen begleiten. Auf diesem
Weg sorgen sie dafür, dass qualifizierte
Handwerker die Sanierung fachgerecht aus-führen.
Das Land Baden-Württemberg hat
im Bundesrat einen Entschließungsantrag
mit dem Ziel eingebracht, eine „anbieterun-abhängige
Energieberatung und neutrale
Information“ für Industrie und Verbraucher
bereitzustellen [3].
Der Antrag steht als Symbol für einen an-dauernden
Konflikt über die Rolle der Ener-gieberatung.
Um die Akzeptanz und den
Erfolg der Sanierung zu garantieren, setzt
die Stuttgarter Landesregierung auf die un-abhängige
Energieberatung. Die Deutsche
Energie-Agentur dena hat dagegen von der
Bundesregierung den Auftrag erhalten, eine
Energieberaterliste zu etablieren, um die
Beratungsqualität zu sichern. Dabei war
ein Kriterium, dass derjenige, der den Sa-nierungsfahrplan
erstellt, nicht gleichzeitig
die Sanierung ausführt. Seit dem 1.1.2014
wurde hier umgesteuert. Ein Handwerker
oder Ingenieur darf wieder beraten und die
Maßnahme umsetzen – vorausgesetzt, der
von ihm erstellte Sanierungsfahrplan sieht
diese Maßnahme vor. Einzige Bedingung:
Der Sachverständige muss in die Exper-tenliste
der dena eingetragen sein [4]. Mit
dieser Regel ist das Prinzip der „neutralen
Information“ auf der Bundesebene wieder
aufgehoben.
Marita Klempnow, Vorstandsmitglied beim
Deutschen Energieberater-Netzwerk (DEN),
sieht Verbesserungsbedarf bei der Qualifi-kation
der Energieberater. Das DEN selbst
stellt wesentlich höhere Anforderungen an
seine zertifizierten Sachverständigen als die
Energieeffizienz-Experten-Liste der dena.
„Rückblickend ist sehr viel mit der Exper-tenliste
erreicht worden. Zum ersten Mal
gibt es ein bundesweites für Experten und
Verbraucher zugängliches Instrument zur
Energieberatersuche“, so Klempnow. „Was
wir nun im Bereich der energetischen Sa-nierung
benötigen, sind kontinuierliche
Qualifizierungen, Praxisnachweise und
eine Haftpflichtversicherung, die die Bera-tungstätigkeiten
abdecken, die tatsächlich
ausgeübt wird“. Insbesondere von einer Re-gelung
im Bereich der Haftpflicht verspre-chen
sich die DEN-Energieberater ein höhe-res
Maß an Qualität. „Hier sind vierstellige
Beträge fällig und nur die versicherten Tä-tigkeiten
sind abgedeckt, je größer das
Leistungsspektrum, desto höher müssen
die Qualifikationen sein, um sich in diesem
Marktsegment zu behaupten“, erklärt die
Bauingenieurin.
Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA,
sieht ein geschütztes Berufsbild Energie-und
Sanierungsberater als wichtigen Schritt.
„Um Vertrauen beim Kunden und somit ge-sellschaftliche
Akzeptanz zu schaffen, ist
Professionalität und Unabhängigkeit ent-scheidend“,
so Kienzlen. Zudem decken
die aktuellen Qualifikationsprofile nur den
Bereich der geförderten Gebäudemoderni-sierung
ab. Dies ist eben nur ein Teilmarkt
im Bereich der energetischen Gebäudesa-nierung.
Viele Maßnahmen werden insbe-sondere
bei Privateigentümern aus eigener
Tasche und ohne KfW-Förderung bezahlt. Da
der Marktzugang für Energieberater nicht
reguliert ist, verwundert es kaum, dass der
durchschnittliche Stundenlohn bei 15 € liegt
[5]. Oft wird die Energieberatung als Neben-erwerb
geführt oder dient der Akquise von
Sanierungsaufträgen.
Das im Koalitionsvertrag festgeschriebene
Ziel, die Umlage auf die Miete für die ener-getische
Modernisierung zu deckeln, ist nur
mit einem professionellen Energieberater
zu erreichen. Denn nur mit gewerkeüber-greifender
Analyse können die Kosten für
eine Schönheitsreparatur von den Kosten
für die energetische Sanierung genau und
gerichtsfest getrennt werden.
Von der Massivbauweise
zur Dämmbauweise
Der Blick auf die einzelnen Gewerke zeigt,
dass die Raumwärme durch die Hülle vom
Keller bis zum Dach verloren geht. Es gibt
46 ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 64. Jg. (2014) Heft 9
3. ENERGIEEFFIZIENZ
inzwischen einen erheblichen Fortschritt
im Hinblick auf die Energieeffizienz. „Das
Kernproblem bleibt aber, dass wir nicht se-hen
und fühlen, wie die Wärme durch die
Wand, Fenster oder das Dach entschwin-det“,
so Werner Eicke-Hennig, Leiter der
Hessischen Energiespar-Aktion des Landes
Hessen, „deshalb ist meist unbekannt, dass
fast 70 % des deutschen Heizenergiever-brauchs
auf die Bauteil-Wärmeverluste un-serer
Wohngebäude zurückgehen.“ Wäh-rend
Heizkessel alle 20 Jahre ausgetauscht
werden, weil sie nicht ewig halten, sieht
der Energieexperte die große Herausforde-rung
beim notwendigen Wechsel von der
Massiv- zur Dämmbauweise. Seine Erfah-rung
zeigt: Es fällt vielen Menschen leich-ter,
ein Baugerüst für eine Pinselsanierung
der Fassade zu bezahlen, als dieses Gerüst
gleich für die Dämmung der Fassade mit zu
nutzen.
„Die Ohnehin-Kosten sind hoch, aber der
Mensch ist kein „homo oeconomicus“ und
rechnet sich die 1/3-Mehrkosten für Däm-mung
und Fenster hässlich, auch weil er die
Erfolge der Maßnahmen nicht sieht und an-fassen
kann“. Aus seiner Erfahrung plädiert
der Darmstädter Effizienzexperte für das
biblische Prinzip „Ein jegliches hat seine
Zeit. Wenn Schritt für Schritt jede künftige
Instandsetzung am Haus und im Heizkeller
zu einer Energiesparmaßnahme gemacht
würde, dann reduzierte sich der Heizener-gieverbrauch
Deutschlands bis zum Jahr
2060 mindestens um 50 %.“
Das Haus als System – neue Ge-schäftsmodelle
entwickeln sich
Der Trend im Sanieren und Bauen geht hin
zur Professionalisierung, auch weil „moder-ne
Gebäude sich zunehmend zu komplexen
Hightech-Systemen entwickeln“ sagt Pro-fessor
Klaus Sedlbauer vom Fraunhofer-
IPB-Institut für Bauphysik. Er erläutert
weiter: „In Zukunft werden Plusenergie-häuser,
die die Elektroautos ihrer Bewoh-ner
auftanken, das städtische wie dörfliche
Landschaftsbild prägen und das Energie-netz
mitsteuern“. Unter dem Begriff Smart
Home entsteht hier ein neues Konzept: Der
Energieverbrauch wird durch den Hausnut-zer
aktiv gesteuert. Zurzeit sind vor allem
die technikaffinen Zielgruppen an diesem
Thema interessiert [6].
Für die Energiedienstleister der Zukunft
kommt es darauf an, neue Kundengruppen
zu erschließen und über das Customer Re-lationship
Management an sich zu binden.
Damit gingen Vorteile im Lastmanagement
durch zeitnahe Steuerung und Speicherung
einher. Ein systemischer Ansatz über Ge-werke
sowie Systeme – Immobilie und Fahr-zeug
– wird Finanzierungsmodelle im Be-reich
der energetischen Gebäudesanierung
vervielfältigen.
Die Grundlage für diese Trends ist bereits
heute mit dem Contracting gelegt. Contrac-ting
hat sich über die vergangenen Jah-re
zu einem Geschäftsmodell entwickelt,
das allerdings immer wieder mit heftigen
politischen und rechtlichen Turbulenzen
konfrontiert gewesen ist. Davon besonders
betroffen ist das Energiesparcontracting,
bei dem der Contractor versucht, Energie-
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ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 64. Jg. (2014) Heft 9 47
4. ENERGIEEFFIZIENZ
verbrauch und somit Energiekosten soweit
zu senken, dass er aus dem eingesparten
Betrag eine Leistungsvergütung finanzie-ren
kann. Doch auch das Liefercontracting
als reines Zuliefergeschäft von Strom und
Wärme hat seine Tücken im rechtlichen
Bereich.
Andreas Klemm, Vorsitzender des Fo-rums
Contracting in Düsseldorf, schätzt
die Marktsituation trotz der Schwierigkei-ten
als stabil ein: „Contracting ist auf der
Kundenseite für Kommunen wie für die
private Wirtschaft – etwa im Bereich der
Wohnungswirtschaft oder in der Industrie
– weiterhin ein interessantes Modell. Die
Kunden werden von zahlreichen Aufgaben
entlastet und können sich auf ihr Kernge-schäft
beschränken“. Doch auch für die
Energieversorgungsunternehmen ist Con-tracting
gerade im Hinblick auf die langfris-tige
Kundenbindung ein interessantes Ge-schäftsmodell.
„Die Energiewirtschaft bietet
inzwischen passgenaue Energiedienstleis-tungen
für jede Kundengruppe an. Ein gut
aufgestellter Contractor mit innovativen
Ideen verfügt hier über ein erhebliches
Wachstumspotenzial“, sagt Klemm.
Wärmeerzeugung,
-übergabe und -erhaltung
Die Wärmeerzeugung und -übergabe im
Raum wird in Zukunft durch eine größe-re
Vielfalt an Heizungen und Formen der
Warmwassererzeugung geprägt sein. Neben
der klassischen Heizung, die etwa durch
das lokale Nah- oder Fernwärmenetz der
kommunalen Stadtwerke versorgt wird,
gewinnen die Kraft-Wärme-Kopplung, der
Durchlauferhitzer und Solarthermie eben-so
an Bedeutung wie die elektrisch betrie-bene
Flächenheizung. Beschleunigt wird
diese Entwicklung durch die erneuerbaren
Energien. Jedoch bleiben die Erwartungen
gedämpft, da steigende Strompreise die Be-triebskosten
erhöhen. Die Erwartung, dass
trotz dieser Preisentwicklung beim Strom
das Erdgas seinen angestammten Platz im
Wärmemarkt behält, wird von Experten al-lerdings
kaum noch geteilt [7]. Jedoch zeigt
die Praxis, dass Öl- und Gasheizung in der
Regel gegen effizientere Geräte desselben
Typs ausgetauscht werden, so dass ein
Rückgang der fossilen Brennstoffe im Hei-zungsbereich
sich evolutionär und keines-wegs
revolutionär vollziehen wird.
Eine Fassadendämmung sorgt dafür, dass
die Wärme erhalten bleibt und der Komfort
im Haus steigt. Sie trägt – in Kombination
mit den Fenstern – überproportional zur
Energieeffizienz eines Hauses bei. Es gibt
eine nahezu unüberschaubare Anzahl an
Dämmstoffen, von Aerogel – einem Werk-stoff
aus der Weltraumforschung – über
Hartschaum bis zum Hanf. Der Endkunde
entscheidet, in welcher Preislage welcher
Dämmstoff vom Architekten oder Handwer-ker
eingekauft wird und ob es eine Innen-oder
Außendämmung gibt.
Aufgrund der Garantiebestimmungen und
des Brandschutzes bieten Wärmdämm-Ver-bundsysteme
Qualitätsvorteile. Allerdings
wird zur vorläufigen Schonung des Kontos
auch gerne die Dämmplatte aus dem Bau-markt
genommen. Das selbst gedämmte
Haus birgt jedoch Risiken für das Wohlbe-finden
und den Geldbeutel. Das beste Pro-dukt
ist bei schlechter Verarbeitung nicht
leistungsfähig und kann mehr Schaden als
Nutzen bringen. Wärmebrücken sorgen
dafür, dass sich Kondenswasser bildet und
Schimmel entsteht. Fehlerhaftes Verputzen
erhöht die Brandgefahr. Zieht Luft zwischen
dem neuen, luftdichten und schallschützen-den
Fenster und der neuen Fassadendäm-mung
durch, friert es einen mehr als vor-her.
Wer mietet, wird dann möglicherweise
seinen Vermieter an sein Recht auf Raum-wärme
erinnern, wer in seinem Eigentum
wohnt, wird sich doch wieder die Decke um
die Beine binden.
Potenziale der Energieeffizienz
entwickeln
Von den rd. 18 Mio. Wohnbauten in Deutsch-land
sind rd. 13 Mio. vor 1976 errichtet
worden. Das war das Jahr, in dem das ers-te
Gesetz zur Einsparung von Energie in
Gebäuden – das Energieeinsparungsgesetz
(EnEG) – in Kraft trat. Im Hinblick auf den
Leitmarkt Energieeffizienz, den Klimaschutz
und die geopolitischen Herausforderungen
stehen die EU und Deutschland vor einer
Richtungsentscheidung: Entweder die Sa-nierungsquote
bei Gebäuden im Wohn- und
Nicht-Wohnbereich bleibt niedrig oder die
Energieeffizienz entwickelt sich mit ihren
technologischen Möglichkeiten zu einem
ernstzunehmenden Leitmarkt für den Indus-triestandort
Deutschland.
Anmerkungen
[1] Europäische Kommission: Finanzielle Förderung
der Energieeffizienz von Gebäuden. Bericht der Kom-mission
an das Europäische Parlament und den Rat.
COM(2013) 225 final; Brüssel; vom 18.4.2013.
[2] Küffner, G.: So renovieren Sie richtig. In: FAZ,
23.7.2014.
[3] Antrag des Landes Baden-Württemberg vom
3.4.2014: Entschließung des Bundesrates: Umsetzung
der Energiewende – Verbesserung der Energieeffizienz.
Drucksache 132/14.
[4] Vgl.: https://www.energie-effizienz-experten.de
[5] Offermann, R.: Überblick über den EDL-Markt. Pro-gnos,
Berlin 2013.
[6] Profijt, M.: Smart Meter – Welcher Haushalt will ihn
haben? In: emw – Zeitschrift für Energie, Markt, Wett-bewerb,
Heft 6/2010, S. 52-54.
[7] Roth, K.: Erdgas ist auf dem Vormarsch. In:
stadt+werk. Tübingen 2014, S.18-21.
I. Hoffmann, Advisor und M. Rosenthal,
Geschäftsführer, nuances GmbH & Co KG,
Berlin
ihoffmann@nuances.de
mrosenthal@nuances.de
ENERGIENEWS ONLINE: www.et-energie-online.de
ENERGIENEWS ONLINE: www.et-energie-online.de
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