1. UELab
Nano Zazanashvili
04.05.2011
Der Weg von “Save Mziuri” zur neuen Architektur-Plattform
Wer sind wir?
Gruppe der Bürgerinitiative UE-Lab: Architekten Mariam Bakradse, Schota Demetraschwili und
Nano Sasanaschwili. Uelaboratory.blogspot.com Tbilisi, Georgien.
In unserem Vortrag werde ich versuchen den Verlauf der Entwicklung der Bürgerinitiative
„SAVE Msiuri“ nachzuverfolgen und die Rolle von FB in diesem Prozess zu analysieren.
Außerdem werde ich auch über die Rolle der alternativen Gruppen und Initiativen der
Architekten und Urbanisten, wie auch über Ihre Selbstorganisation durch neue Medien
berichten und deren Rolle in Georgien erklären.
Was ist „Mziuri“?
„Mziuri“ ist ein Park in Tbilissi, der sich im Tal des Flusses Were befindet. Das im laufe der
Geschichte landschaftlich entwickelte Tal, liegt im Zentrum der Stadt. Das natürliche
Vorhanden sein von grünen Flächen besttimmte die Entwicklung des Parks an diesem Ort. Der
Park trägt eine wichtige ökologische und rekreative Funktion. Wegen der interessanten
Geschichte der Entwicklung, wie auch der, bis zur letzten Zeit mehr oder weniger erhaltenen,
natürlichen Landschaf spielt der Park eine wichtige Rolle im Stadtleben von Tbilissi.
Im Sommer 2009 hat die Stadtverwaltung Tbilissi beschlossen im Park eine Verkehrs-Magistrale
zu bauen. Diese Magistrale sollte die Verkehrsprobleme der Stadt lösen. Nach dem
veröffentlichten „Projekt“, sollte der Fluss Were, der das Mikroklima des Parks im wesentlichen
bestimmte, in einen Tunnel verlegt werden, so dass die neugebaute Strasse über ihn führen
sollte.
Wie ist der politische hintergrund?
Die im Bereich Verkehr im Voraus durchgeführten Forschungen waren absolut
undurchschaubar und unklar. Das Projektvorhaben blieb der Gesellschaft lange Zeit
unzugänglich. Unbekannt waren auch die Summen, die für den Bau der Magistrale vorgesehen
waren und verbraucht werden sollten. Die Stadtverwaltung versuchte mit allen Mitteln die
öffentliche Diskusionen zum Thema, wie auch die Beteiligung der Zivilgesellschaft an dem Bau
der Magistrale zu verhindern.
Die Führung der Stadt ist rechtlich gesehen verpflichtet, solche projekte mit der
Zivilgesellschaft zu diskutieren und sie für die Öffentlichkeit zugenglich zu machen. Die in
letzten Jahren durchgeführten Studien haben aber erwiesen, dass die Stadtverwaltung dies
2. meidet und versucht diese Projekte zu verheimlichen, besonders dann, wenn es sich um teuere
Projekte handelt. Bei den stättebaulichen Entscheidungen ist der Anteil der Befölkerungsrolle
sehr gering. Oft können die Bürger auf verschiedene Ereignisse nur nachträglich, so zu sagen
postphactum reagieren. Erst dann, wenn es fast unmöglich wird etwas zu ändern. Die
Verschlossenheit des Staates und die verheimlichung der Prozesse verursacht das Wachstum des
Protestgefühls in der Befölkerung. So ist es auch im Fall „Save Mziuri“ passiert.
Erste Welle der Proteste
Man hat Viele Protestbriefe geschrieben, Unterschrifte gesammelt, sich beschwert. Die
Hauptforderung der Protestbewegung war, den Bau der Magistrale zu unterbrechen und die
Projektdokumentationen, und den ganzen Prozess öffentlich zu machen. Im Rahmen der
Protestbewegung hat man auch eine Facebook-Seite „Save Mziuri“ eingerichtet. Leider haben
die Aktivitäten der ersten Protestwelle keine grosses Angagement in der Bevölkerung
ausgerufen. Im Winter 2009-2010 wurde die Protestbewegung stiller.
März-April 2010 hat der Geograph David Gogischwili einen Artikel über den Bau der Magistrale
veröffentlicht, wo er die Funktion der Magistrale in Frage gestellt hat. Er hat die Führung der
neuen Protestbewegung übernommen. Zu dieser Zeit war der Bau der Magistrale schon im
Gange. Man hatte nur noch die Hoffnung durch die Aufmerksamkeit der Öfeentlichkeit und der
Gesellschaft den Bauprozess zu stoppen.
Die Facebook-Gruppe „Save Mziuri“ wurde zu der Zeit noch mal aktiv. Auch wir, heute von
UeLAB haben uns unabhängig von einander an die Protestbewegung angeschlossen.
Warum Facebook?
Nach den Angaben des vorigen Jahres hat die Zahl der Internet-Nutzer in Georgien 1.3
Millionen erreicht. Das sind nur 30.5% der Bevölkerung (Georgien hat 4.6 Millionen
Einwohner). Nach den Angaben, die in letzten Monaten veröffentlicht wurden, beträgt die Zahl
der Facebook-Nutzer (580.000 Nutzer) 44.69% der Internet-Nutzern.
“Freedom House” teilt in seinem Bericht über Internet-Freiheit von 2011 mit, dass Facebook die
populärste Internetseite in Georgien ist. Sie wird von Bloggern und Journalisten für die
Verbreitung von Informationen, Diskussionen und für die Werbung um Leser genutzt.
So kann man die Aktivität der Gesellschaft in Blogss und auf Internetforen als passiv
bezeichnen. Georgische Bloggosphäre (gemeint sind die Bloggs in Georgischer Sprache)
beschrenkt sich auf 100 aktive Blogger, was im vergleich mit anderen Ländern eine sehr geringe
Zahl ist.
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3. Es hat sich auch herausgestellt, dass durch die Aktivierung von Facebook die Popularität
anderer Internetforen stark beeinflusst und vermindert wurde.
Da in Georgien nur teilweise ideologisierte, subiektive traditionelle Medien vorhanden sind,
wird Facebook zu einem demokratischen Raum, wo ein unbeschrenkter Tausch und schnelle
Verbreitung der Informationen möglich wird.
Liberale medien und die gesellschaft begannen mit der Nutzung von Facebook für die
Diskussion wichtiger Ereignisse. Im georgischen Internetraum wird Facebook für einen
bestimmten Teil der Gesellschaft zum Ort, wo man alternative Meinungen äussern und kennen
lernen kann. Facebook hat auch die Bildung neuer Interessensgruppen und der gesellschaflichen
Meinung untersttzt. Man muss auch erwehnen, dass oft das Angagement der Gesellschaft sich
auf Facebook und den virtuellen Raum beschrenkt. Eine im Internet entstandene Initiative
reicht nicht für die Lösung der Probleme aus. Das soziale Netz bleibt für viele ein Ort, wo man
so den Dampf ablassen kann.
Die zweite Welle der Proteste
Wie schon erwähnt wurde Facebook ziemlich schnell zu einer Stütze für „Save Mziuri“. Man
hat aktiv um die Mitglieder der Beweung geworben und versucht ihr ein neues leben zu
schenken. Die Bemühungen haben sich als erfolgreich erwiesen. Die Mietgliederzahl ist sichtbar
gewachsen von 184 Personen im Herbst 2009 auf 2200 werend der zweiten Welle.
Auf Facebook hat man verschiedene Informationen verbreitet, Veranstalltungen geplant und
verschiedene Diskussionen geführt. Man hat sich hier getroffen und versucht die von der Seite
der Stadtverwaltung geschaffen Informationsmangel zu füllen. Man wollte die Gesellschaft
aktivieren und dazubringen, dass sie sich an den Protestveranstalltungen beteiligt. So wurde
Facebook zu der zeit zu einem alternativen öffentlichen Raum.
Beide Protestwellen hatten zum Ziel den Bau der Magistrale zu stoppen und die
Baudokumentation darunter auch die finanzielle Seite öffentlich zu machen. Wir wollten das
Ziel durch die Proteste der Befölkerung erreichen. Für uns war das Internet das wichtigste
Mittel, da wir der Meinung waren, dass wenn 2200 Mitglieder der Facebook- Gruppe reglmässig
eine Nachrich über eine neue Veranstalltung oder Protestaktion bekommen würde, würde es
uns ermöglichen, die passive Befölkerung zu aktivieren.
Das Prozess der Selbstorganisation war spontan, aber durch Facebook wurden aktive Mitglieder
(ca 10 Personen ) deutlich. Man gründerte Initiativsgruppe, die die Aktivitäten mitorganisierte
und verschiedenen Veranstalltungen koordinierte. Unter diesen Leuten sind auch wir von
UeLab.
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4. Die bei Facbook angefangene Proteste haben sich langsam in die reale Stadt verschoben.
Folgende Veranstalltungen sind durchgeführt worden:
•Proteste gegen den Bau im Park
•Aktion, bei dem man den Park aufgeräumt und sauber gemacht hat.
•„Sauerstoffkette“ (auf einem Platz in der Nähe vom Park)
•Teilnahme in verschiedenen Radio und Fernsehsendungen
(Man muss betohnen, dass die Proteste in der Presse zum Thema wurden)
•Briefwechsel mit staatlichen Behörden, um die öffentliche Information zu bekommen.
Und so weiter.
Nach der Durchführung der Protestveranstalltungen haben wir eine statistik erarbeitet, die uns
gezeigt hat, dass von 2200 Mitgliedern der Facebook-Gruppe nur 20-30 Personen an unseren
Veranstalltungen teil genommen hat. Das ist 1% der Mitgliederzahl. Sie werden mir zustimmen,
dass es eine enorm niedrige Zahl ist. Dem entsprechend ist die Magistrale gebaut worden.
Der Misserfolg der Bewegung hatte zwei Gründe: Einerseits waren es Probleme, die in der
georgischen Zivilgesellschaft vorhanden sind. Andererseits war es durch die Fehler der
Initiatoren verursacht.
Die Gruppe hatte keine konkrete Strategie. Die Veranstalltungen, die einem konkreten Ziel
dienen sollten, ruhten auf spontane Entscheidungen. Die künstlerische, kreative Seite der
Veranstalltungen waurde betont und schien wichtiger zu sein, als die Erarbeitung und
Durchführung des eigentlichen Plans.
Da es keine Bauprojekte gab (der Bau und die Planung verliefen paralell) war eine gezielte
Kritik des Projektes auch unmöglich. Die genannte ölkologische Argumentation war nicht
ausreichend für Befölkerung, die ohnehin eine Menge sozialenProbleme zu lösen hat. Es wurde
keine professionell fundierte Platform geschaffen, die die Fachleute, Gleichgesinnte und schon
existierende kleine Gruppen vereinigen würde.
Eine der Gründe des Misserfolges war auch eine verspätete Reaktion, wie auch eine
übertriebene Betonung des virtuellen Raumes. Man konnte auch die Rechtliche Seite besser
bearbeiten und juristische Mittel ins Spiel bringen.
Es gab aber auch Probleme in der Gesellschft: Die Frage der sozialen Verantvortung und
bürgerlichen aktivitet muss gestellt werden. Die Gesellschaft zeigt sich gegenüber des
öffentlichen Raumes und der Städtebaulichen Umgebung indeferent. Leider kann es die
Zivilgesellschft in Georgien noch nicht erreichen, eine Kraft zu werden auf die man rücksicht
nehmen muss, die auf die Entscheidung der Stadtverwaltung Einfluss nehmen könnte. Solche
Passivität der Gesellschaft hat komplexe Hintergründe. Einige davon kann man bestimmt in der
sovjetischen Vergangenheit finden. aber es ist ein anderes Thema, was auch erforscht werden
muss und ich werde es deswegen heute nicht mehr ansprechen.
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5. Ein wichtiger Faktor des Misserfolgs war die Stadtverwaltung und deren stark geprägter
politischer Wille. Es war eine Entscheidung die einen persönlichen charakter trug und von der
Stadtleitung getroffen wurde. Dadurch wurde im Voraus die Beteiligung der Gesellschaft
ausgeschlossen. Man hatte überhaupt keine Information, und man konnte auch keine
alternative Lösung erarbeiten und anbieten, die uns einerseits den Bau der Magistrale durch den
Park zu meiden ermöglichte und andererseits auch das Verkehrsproblem der Stadt lösen würde.
Was wurde erreicht?
•Diese Bewegung war ein Ergäbniss von Bürgeraktivität, das ist eine Seltenheit in der heutigen
georgischen Zivilgesellschaft. Meistens vereint man sich zu nichtstaatlichen oder auch
politischen Organisationen. So kann man in unseren Fall über einen Erfolg reden.
•Es ist ein alternativer Diskussionsraum, als ein Artefakt der Bürgerlichen Aktivität entstanden,
das auch heute existiert und wo man urbanistische Probleme diskutiert.
•Obwohl die Initiativsgruppe „Mziuri“ ihre arbeit nicht mehr fortsetzte, gibt es einen Kreis von
Gleichgesinnten, die zukünftige Veranstalltungen aktiv unterstützen werden.
Wir haben gesehen, dass man für den Erfolg folgende Arbeit durchführen
muss:
•Die Erforschung der Zielgruppen
•Erarbeitung einer gut durchplanten Strategie
•Motivierung der Zivilgesellschaft durch klarformulierte Argumente und sinnvolle
Veranstalltungen
Uns wurde klar, dass
•Facebook (und Bloggs) zu einer unbeschrenkten alternativen Raum werden könnte, in dem
man architektur und städtebaulichuliche Problematik besprechen würde.
•Facebook ist ein gutes Werkzeug, das uns helfen kann die Ereignisse, die im
Architekturleben in Tbilisi stadtfinden, zu verändern. Obwohl es seine Funktion nur in dem
Fall erfüllen kann, wenn es nicht als einzige Mittel zum Protest, sondern nur zu einem Teil
der Proteste wird.
•Es ist sehr wichtig in Georgien die archetektur und städtebauliche Problematik zu
besprechen, viel darüber zu schreiben, neue Blickwinkel zu entwickeln, um das Interesse
der Bevölkerung an der städtischen Umgebung zu erwecken.
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6. UELaboratory.blogspot.com
Bewegung „Save Mziuri“ ist zum Ausgangspunkt unserer Architektengruppe geworden. Wir
sind zu dritt und haben beschlossen nicht stehen zu bleiben, sondern ein Labor zu gründen, wo
wir die in der Stadt laufenden urbanistischen und architektonischen Prozesse beobachten und
studieren wollen. Öffentlicher Raum, Baugesetz, Verkehr, Umweltschutz das sin die Themen,
die uns beschäfftigen. Wir nehmen auch teil an verschiedenen Wettbewerben und orgenisieren
kleine Veranstalltungen in der Stadt, die die Bürger auf verschiedene Themen, eigene
Umgebung und verschieden Ereignisse aufmerksam macht.
Um sich auf das Thema zu orientieren, Informationen, eigene Meinung und durchgeführte
Projekte an den Leser zu bringen, haben wir die Blogg-Platform gewählt. Hier haben wir sehr
wenig (9), aber dafür treue Leser, die auf unsere neuen Projekte und Texte warten.
Thema „Mziuri“ bleibt bis heute in unserem Intersessenbereich. Wir arbeiten an Texten über
die Geschichte der Entwicklung und der Bedeutung des Parks, die wir bald auf unserem Blogg
veröffentlichen.
Wir finden, dass es paralell zur Aktivierung der architektur und städtebaulichen Thematik auch
die Entstehung des alternativen Fachvereines sehr wichtig ist. Unserer Mainung nach würde es
uns bei der Durchführung grösserer Veranstaltungen helfen.
Der geprgische architeken-städtebaulichrer Blogg „URBAN REAKTOR“ hatte die Idee genau
eine solche organisation zu gründen. Die Idee hat sich also nicht nur für uns, sondern auch für
die Architekten und urbanisten der älteren Generation als sinnvoll erwiesen. So gründeten wir
es gemeinsam. Der Hauptziel dieses Vereins ist eine kualifizierte, fachlich fundierte Meinungen
zu erarbeiten und zu veröffentlichen. Dazu könnten Veranstalltung wie Konferezen,
Diskussionen und Ausstellungen dienen. Hier sehen wir auch die Grenzen von
Internetaktivitäten.
Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass Facebook und Bloggs uns ermöglichen, uns selbst zu
organisieren und neue Initiativen zu starten, vorausgesetzt, dass die Veranstlltungen richtig
geplant sind. Da die Medien in Georgien subjektiv sind und der Staat eine undurchsichtige
Politik führt, werden Bloggs und andere soziale Netze zur einer alternativlosen
Informationsquelle und die einzigen Stellen, die unterschiedliche Meinungsäußerungen
ermöglichen.
Durch die Entwicklung der architektur-städtebaulichen Bloggs kann man das Verhalten und die
Einstellung der Gesellschaft gegenüber der eigenen Umgebung beeinflussen. Dafür ist es aber
sehr wichtig eine gut organisierte Strategie zu erarbeiten und sie im Ramen des neuen
Architekturvereins schrittweise zu verwirklichen.
Zum Schluss möchte ich mich bei der Organisatoren der Konferenz bedanken, die uns die
Teilnahme ermöglicht und hiermit uns auf den neuesten Stand in dem Bereich gebracht haben.
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7. Wir werden die neue Erfahrungen in der Zukunft anwenden und auch Ihre Empfählungen und
weitere Ratschläge gerne annehmen. Vielen Dank!
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