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1 de 36
1
Digitalisierte Bildungsprozesse
und die Notwendigkeit einer
Inkompetenzkompensationskompetenz
Holger Horz
01.12.2016
https://www.bmbf.de/de/digitale-hochschullehre-2417.html
2
Übersicht
• Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch
Digitalisierung
• Was sind die wichtigen Trends in der Bildung?
• Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung?
• Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung –
„Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
3
• Smartboards
• Lernplattformen
• Mobile Endgeräte
• …
Innovationsdruck I
https://news.uns.purdue.edu/images/%2b2009/smart-boards.jpg
http://www.chip.de/news/iPhone-6s-Release-Geheim-Mail-
verraetErscheinungsdatum_80261046.html
http://www.slideshare.net/msquareg/cms-lms-lcms
4
Innovationsdruck II:
Aufbahrung Johannes Paul II (2005)
5
Innovationsdruck III:
Papstwahl Franziskus I. (2013)
6
Innovationsdruck IV
7
• Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch
Digitalisierung
• Was sind die wichtigen Trends in der Bildung?
• Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung?
• Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung –
„Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
8
9
2015: Arbeitslosenquote von Akademikern: 2,2%
Vollbeschäftigung von Akademikern seit den 70ern (2-3%)
10
„Megatrends“
nach http://www.zukunftsinstitut.de/megatrendsMegatrends
12
• Outcomeorientierung
• Blended Learning
• Selbstdiagnostik & -
instruktion
• Methodenwissen
• …
13
• Adaptivität technisch, organisatorisch, didaktisch, kulturell weiter erhöhen
• Outcome-Orientierung
• Selbstkompetenzen steigern
• Individuelle Mikrodidaktisierung
• …
Quelle: CHE, 2013
14
• Social Media integrieren
• „Appisierung“ der Lehre
• Mobile Computing integrieren
• Vermeidung von Multitasking
• Virtual Identity Management
15
• Weinberger, 2014:
52% Facebook, Reddit…
(FoMO = Fear of Missing Out)
• Nur 30% vorlesungsbezogene
Aktivitäten
• Symbolische Präsenz
16
Grundannahme: Individuelle Lernprozesse werden durch den Einsatz
digitaler Lernumgebungen ermöglicht und sind sogar erfolgreicher als
Lehrkraft-geleitete Prozesse (Wirksamkeit: z.B. Metaanalyse [K-12 and higher
eduaction] Merchant, Goetz, Cifuentes, Kennedy-Kennticutt & Davis, 2014)
Chancen Herausforderungen
• Authentische Interaktionen
• Komplexes Verhalten
• Vielfältige Perspektiven
• Versagen im geschützten Raum
• Adaptives und direktes Feedback
• Motivationssteigerung
• …
• Schwierigkeit im Design
• Hohe Kosten
• Anspruchsvolle
Administration
• …
(z.B. Koenig, 2016)
17
(vgl. BMBF 2016; Fraillon et al., 2013)
 Wirksamkeitsfrage
Ziele
1. Förderung des kompetenten
Umgangs mit Medien
(Vermittlung der Kompetenz)
2. Unterstützung des Lernens
in allen Fächern durch den
Einsatz von Medien (Nutzen
der Kompetenz im
Lernprozess)
Voraussetzungen
Für Ziele 1 + 2:
Digitale Bildung der
Lehrenden
Für Ziel 2:
Digitale Bildung der
Lernenden
18
• Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch
Digitalisierung
• Was sind die wichtigen Trends in der Bildung?
• Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung?
• Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung –
„Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
19
Internet und die Reduzierung sozialer Interaktion
Internet und die Verringerung gesellschaftlicher Partizipation
Einsamkeit durch Internetnutzung
Computerspiele machen dick, dumm, faul und gewalttätig
 Keine empirischen Zusammenhänge; soz. Engagement
korreliert positiv mit Internetnutzung
Empirie Check „digitaler Mythen“
20
Unser Arbeitsgedächtnis kann aber immer nur eine begrenzte
Menge an Informationen verarbeiten. …Das gilt aber nicht nur
für den Umgang mit digitalen Medien. Wenn jemand
gleichzeitig kocht, telefoniert, die Kinder ermahnt und den
Hund rausschickt, dann wird auch das Kochen davon negativ
beeinflusst.
(R. Bromme; Professor für Päd. Psychologie, Uni Münster,
2012, Leiter des DFG-SPP „Wissenschaft und Öffentlichkeit“)
Echte Gefahr: Multitasking
2121
Baddeleys Gedächtnismodell
(nach Baddeley aus Science, 1990)
Visuell-räumlicher
Notizblock
Phonologische
Schleife
Zentrale Exekutive
2222
Intrinsic Load: Durch den Inhalt verursachter Load
Extraneous Load: Durch äußere Faktoren verursachter Load
Germane Load: Durch die Aktivierung von Schemata verursachter Load
Lernförderlicher kognitiver
Load
Lernhemmender Load/
ungenutzte Ressource
Working
Memory
Intrinsic
Load
Germane
Load
Free
Memory
Extraneous
Load
Cognitive Load Theory
(Sweller & Chandler, 1991; Sweller, 1994)
2323
„Cognitive Overload“ Phänomen
Working
Memory
Intrinsic
Load
Extraneous
Load
Germane
Load
24
Lernpyramide
Darstellung der Behaltensrate in Abhängigkeit von der Lehrmethode
(National Training Laboratories of Bethel (Maine, USA), zitiert nach Brauer, 2014)
5 % Frontalunterricht
10 % passives Lesen
20 % audiovisuelle Darstellung
30 % Demonstration
50 % Diskussion
75 % praktische Übung
90 % eigenes Unterrichten
Echte Gefahr: „Pseudodidaktik“
25
Deutsche Telekom Stiftung,
2015
Ländervergleich Schule Digital
http://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/bildung/flache-rechner_a_1,0,861377183.html
5 Mrd. und ein bisschen
Fortbildung reichen nicht!
Echte Gefahr: Fehlausstattung
26
Echte Gefahr: Mediale Fehlprognosen
• Der Film revolutioniert die Bildung (1920er)
• Das Radio revolutioniert die Bildung (1930er)
• Das Fernsehen revolutioniert die Bildung (1950er)
• Computer revolutionieren die Bildung (1980er)
• Das Internet revolutioniert die Bildung (2000er Jahre)
• Social Media revolutioniert die Bildung (2010er Jahre)
Dies lässt nur eine Prognose in der Bildung zu:
Evolution statt Revolution
27
• Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch
Digitalisierung
• Was sind die wichtigen Trends in der Bildung?
• Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung?
• Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung –
„Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
28
Medienkompetenzen
Selbst-
kompetenzen
Inhaltskompetenzen
Domänen-
übergreifende
Kompetenzen
(z.B. spatial
ability)
„Digital Citizenship“
Computer
Literacy
29
Modell der Medienkompetenz
(nach Groeben, 2004)
Medienkompetenz
Wissen
und
Bewusstsein
Rezeptions-
muster
Genuss-
fähigkeit
Kritik-
Fähigkeit
Selektion/
Kombination
Partizi-
pations-
muster
Anschluss-
kommuni-
kationen
30
Rahmenmodell der digitalisierten Lehre
Individuum
Zunehmend
diverse
Lehrende
und
Lernende
Organisation
Pools, mobile
Computing
DOIT-Modell
Technik
Technische
Qualität,
adaptive
Systeme
Didaktik
Didaktische,
fachliche,
fachdidaktische,
Kenntnisse;
Medienkompetenz
31
Adaptive digital unterstützte Lehr- Lerngestaltung sensu DOIT-Modell
• Didaktik
Didaktik bestimmt die Technik.
 z.B.: Erst fachwissenschaftliche, fachdidaktische und allgemeindidaktische Planung und dann technische
Realisation konzipieren
• Organisation
Bildungsinstitutionen unterstützen durch adaptive Infrastruktur und Organisation
ICT-bezogene Diversität der Lehrenden und Lernenden
 z.B.: BYOD & Mobile Computing statt PC-Pools
• Individuum
ICT-heterogene Kompetenzen adaptiv entwickeln.
 z.B.: Einfache digitale Lehrszenarien auch für ICT-inkompetente Lehrende und Lernende aufbauen wie
Wikis, Videoconferencing…
• Technik
Technik adaptiert Lehrenden- und Lernendenkompetenzen
 „Sanfte“ Einführung in Software sensu Serious Games
32
Lehr-
Lern-
Design
Lernziele
Lehr-
Lern-AktivitätenPrüfung
Kriteriales Prüfen
Woran kann man erkennen, dass
die Studierenden die Lernziele
erreicht haben?
Was unterscheidet eine
erstklassige von einer mittleren
von einer nicht akzeptablen
Leistung?
Intended Learning
Outcomes (ILOs)
Was sollen die Studierenden am Ende
universitärer Veranstaltungen können?
Angemessene
Lernaktivitäten
Was müssen die
Studierenden tun, um die
ILOs zu erreichen?
Passung von Lernzielen, Lehre und Prüfung
„Constructive alignment“; Biggs, 1997, 2003
33
http://www.24x7learning.com/images/blended-
learning-methodolog.jpg
Zukunft: Blended Learning
Konventionelle
Instruktionsmedien
Grundidee: Wechselseitige Optimierung via „Blended Learning“
Konventionelle Lehre
34
Was wir (nicht) mit Digitalen Medien lernen / lehren sollten
Nicht:
• Didaktikfreies Unterrichten & Sinnfreie Digitalisierung
• Multitasking
• Dämonisierung Digitaler Medien  schlimmes Beispiel:
• Technikferne als Attitüde oder „Qualitätsmerkmal“
• Monokultur digitaler Medien („Powerpointisierung“ der Lehre)
Unbedingt:
• Wachsende Medienkompetenz
• Adaptive Lernprozessgestaltung
• Blended Learning
• Flexiblere Mikrodidaktisierung
• Kompetente Teilhabe an globalisierter Wissensgesellschaft
35
Konsequenzen
• ICT-Kompetenz-bezogene Diversität wird steigen
(„größere Artenvielfalt“: Diversität digitaler Citizens steigt)
• Adaptive Kompetenzsteigerung
(„Anpassung an die Umwelt“: vgl. Massifizierung und Individualisierung)
• Veränderung kultureller Kompetenzen zwingend
(„Artensterben“: z.B. Verlust der Bedeutung der Handschrift)
• Das „Gehirn des 20.Jahrhunderts“ ist unrettbar verloren und somit auch
das Lernen des 20. Jahrhunderts.
(„Gentransfer“: Blended Learning).
36
Was uns Hoffnung gibt…
Die digitale Evolution geht
ständig weiter
Neben „Digital Citizenship“
braucht es eine
„Digitale
Inkompetenzkompensations-
kompetenz“
(Odo Marquard, dt. Philosoph, Uni Gießen, 1928-2015)
37
Digitalisierte Bildungsprozesse
und die Notwendigkeit einer
Inkompetenzkompensationskompetenz
Holger Horz
01.12.2016
https://www.bmbf.de/de/digitale-hochschullehre-2417.html

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2016 12 01_frankfurt_it beauftragte

  • 1. 1 Digitalisierte Bildungsprozesse und die Notwendigkeit einer Inkompetenzkompensationskompetenz Holger Horz 01.12.2016 https://www.bmbf.de/de/digitale-hochschullehre-2417.html
  • 2. 2 Übersicht • Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch Digitalisierung • Was sind die wichtigen Trends in der Bildung? • Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung? • Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung – „Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
  • 3. 3 • Smartboards • Lernplattformen • Mobile Endgeräte • … Innovationsdruck I https://news.uns.purdue.edu/images/%2b2009/smart-boards.jpg http://www.chip.de/news/iPhone-6s-Release-Geheim-Mail- verraetErscheinungsdatum_80261046.html http://www.slideshare.net/msquareg/cms-lms-lcms
  • 7. 7 • Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch Digitalisierung • Was sind die wichtigen Trends in der Bildung? • Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung? • Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung – „Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
  • 8. 8
  • 9. 9 2015: Arbeitslosenquote von Akademikern: 2,2% Vollbeschäftigung von Akademikern seit den 70ern (2-3%)
  • 11. 12 • Outcomeorientierung • Blended Learning • Selbstdiagnostik & - instruktion • Methodenwissen • …
  • 12. 13 • Adaptivität technisch, organisatorisch, didaktisch, kulturell weiter erhöhen • Outcome-Orientierung • Selbstkompetenzen steigern • Individuelle Mikrodidaktisierung • … Quelle: CHE, 2013
  • 13. 14 • Social Media integrieren • „Appisierung“ der Lehre • Mobile Computing integrieren • Vermeidung von Multitasking • Virtual Identity Management
  • 14. 15 • Weinberger, 2014: 52% Facebook, Reddit… (FoMO = Fear of Missing Out) • Nur 30% vorlesungsbezogene Aktivitäten • Symbolische Präsenz
  • 15. 16 Grundannahme: Individuelle Lernprozesse werden durch den Einsatz digitaler Lernumgebungen ermöglicht und sind sogar erfolgreicher als Lehrkraft-geleitete Prozesse (Wirksamkeit: z.B. Metaanalyse [K-12 and higher eduaction] Merchant, Goetz, Cifuentes, Kennedy-Kennticutt & Davis, 2014) Chancen Herausforderungen • Authentische Interaktionen • Komplexes Verhalten • Vielfältige Perspektiven • Versagen im geschützten Raum • Adaptives und direktes Feedback • Motivationssteigerung • … • Schwierigkeit im Design • Hohe Kosten • Anspruchsvolle Administration • … (z.B. Koenig, 2016)
  • 16. 17 (vgl. BMBF 2016; Fraillon et al., 2013)  Wirksamkeitsfrage Ziele 1. Förderung des kompetenten Umgangs mit Medien (Vermittlung der Kompetenz) 2. Unterstützung des Lernens in allen Fächern durch den Einsatz von Medien (Nutzen der Kompetenz im Lernprozess) Voraussetzungen Für Ziele 1 + 2: Digitale Bildung der Lehrenden Für Ziel 2: Digitale Bildung der Lernenden
  • 17. 18 • Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch Digitalisierung • Was sind die wichtigen Trends in der Bildung? • Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung? • Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung – „Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
  • 18. 19 Internet und die Reduzierung sozialer Interaktion Internet und die Verringerung gesellschaftlicher Partizipation Einsamkeit durch Internetnutzung Computerspiele machen dick, dumm, faul und gewalttätig  Keine empirischen Zusammenhänge; soz. Engagement korreliert positiv mit Internetnutzung Empirie Check „digitaler Mythen“
  • 19. 20 Unser Arbeitsgedächtnis kann aber immer nur eine begrenzte Menge an Informationen verarbeiten. …Das gilt aber nicht nur für den Umgang mit digitalen Medien. Wenn jemand gleichzeitig kocht, telefoniert, die Kinder ermahnt und den Hund rausschickt, dann wird auch das Kochen davon negativ beeinflusst. (R. Bromme; Professor für Päd. Psychologie, Uni Münster, 2012, Leiter des DFG-SPP „Wissenschaft und Öffentlichkeit“) Echte Gefahr: Multitasking
  • 20. 2121 Baddeleys Gedächtnismodell (nach Baddeley aus Science, 1990) Visuell-räumlicher Notizblock Phonologische Schleife Zentrale Exekutive
  • 21. 2222 Intrinsic Load: Durch den Inhalt verursachter Load Extraneous Load: Durch äußere Faktoren verursachter Load Germane Load: Durch die Aktivierung von Schemata verursachter Load Lernförderlicher kognitiver Load Lernhemmender Load/ ungenutzte Ressource Working Memory Intrinsic Load Germane Load Free Memory Extraneous Load Cognitive Load Theory (Sweller & Chandler, 1991; Sweller, 1994)
  • 23. 24 Lernpyramide Darstellung der Behaltensrate in Abhängigkeit von der Lehrmethode (National Training Laboratories of Bethel (Maine, USA), zitiert nach Brauer, 2014) 5 % Frontalunterricht 10 % passives Lesen 20 % audiovisuelle Darstellung 30 % Demonstration 50 % Diskussion 75 % praktische Übung 90 % eigenes Unterrichten Echte Gefahr: „Pseudodidaktik“
  • 24. 25 Deutsche Telekom Stiftung, 2015 Ländervergleich Schule Digital http://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/bildung/flache-rechner_a_1,0,861377183.html 5 Mrd. und ein bisschen Fortbildung reichen nicht! Echte Gefahr: Fehlausstattung
  • 25. 26 Echte Gefahr: Mediale Fehlprognosen • Der Film revolutioniert die Bildung (1920er) • Das Radio revolutioniert die Bildung (1930er) • Das Fernsehen revolutioniert die Bildung (1950er) • Computer revolutionieren die Bildung (1980er) • Das Internet revolutioniert die Bildung (2000er Jahre) • Social Media revolutioniert die Bildung (2010er Jahre) Dies lässt nur eine Prognose in der Bildung zu: Evolution statt Revolution
  • 26. 27 • Beispiele grundlegender Verhaltensänderungen durch Digitalisierung • Was sind die wichtigen Trends in der Bildung? • Was sind Gefahren und was sind Mythen der Digitalisierung? • Empfehlungen zur Gestaltung der digitalisierten Bildung – „Die digitale Inkompetenzkompensationskompetenz“
  • 28. 29 Modell der Medienkompetenz (nach Groeben, 2004) Medienkompetenz Wissen und Bewusstsein Rezeptions- muster Genuss- fähigkeit Kritik- Fähigkeit Selektion/ Kombination Partizi- pations- muster Anschluss- kommuni- kationen
  • 29. 30 Rahmenmodell der digitalisierten Lehre Individuum Zunehmend diverse Lehrende und Lernende Organisation Pools, mobile Computing DOIT-Modell Technik Technische Qualität, adaptive Systeme Didaktik Didaktische, fachliche, fachdidaktische, Kenntnisse; Medienkompetenz
  • 30. 31 Adaptive digital unterstützte Lehr- Lerngestaltung sensu DOIT-Modell • Didaktik Didaktik bestimmt die Technik.  z.B.: Erst fachwissenschaftliche, fachdidaktische und allgemeindidaktische Planung und dann technische Realisation konzipieren • Organisation Bildungsinstitutionen unterstützen durch adaptive Infrastruktur und Organisation ICT-bezogene Diversität der Lehrenden und Lernenden  z.B.: BYOD & Mobile Computing statt PC-Pools • Individuum ICT-heterogene Kompetenzen adaptiv entwickeln.  z.B.: Einfache digitale Lehrszenarien auch für ICT-inkompetente Lehrende und Lernende aufbauen wie Wikis, Videoconferencing… • Technik Technik adaptiert Lehrenden- und Lernendenkompetenzen  „Sanfte“ Einführung in Software sensu Serious Games
  • 31. 32 Lehr- Lern- Design Lernziele Lehr- Lern-AktivitätenPrüfung Kriteriales Prüfen Woran kann man erkennen, dass die Studierenden die Lernziele erreicht haben? Was unterscheidet eine erstklassige von einer mittleren von einer nicht akzeptablen Leistung? Intended Learning Outcomes (ILOs) Was sollen die Studierenden am Ende universitärer Veranstaltungen können? Angemessene Lernaktivitäten Was müssen die Studierenden tun, um die ILOs zu erreichen? Passung von Lernzielen, Lehre und Prüfung „Constructive alignment“; Biggs, 1997, 2003
  • 33. 34 Was wir (nicht) mit Digitalen Medien lernen / lehren sollten Nicht: • Didaktikfreies Unterrichten & Sinnfreie Digitalisierung • Multitasking • Dämonisierung Digitaler Medien  schlimmes Beispiel: • Technikferne als Attitüde oder „Qualitätsmerkmal“ • Monokultur digitaler Medien („Powerpointisierung“ der Lehre) Unbedingt: • Wachsende Medienkompetenz • Adaptive Lernprozessgestaltung • Blended Learning • Flexiblere Mikrodidaktisierung • Kompetente Teilhabe an globalisierter Wissensgesellschaft
  • 34. 35 Konsequenzen • ICT-Kompetenz-bezogene Diversität wird steigen („größere Artenvielfalt“: Diversität digitaler Citizens steigt) • Adaptive Kompetenzsteigerung („Anpassung an die Umwelt“: vgl. Massifizierung und Individualisierung) • Veränderung kultureller Kompetenzen zwingend („Artensterben“: z.B. Verlust der Bedeutung der Handschrift) • Das „Gehirn des 20.Jahrhunderts“ ist unrettbar verloren und somit auch das Lernen des 20. Jahrhunderts. („Gentransfer“: Blended Learning).
  • 35. 36 Was uns Hoffnung gibt… Die digitale Evolution geht ständig weiter Neben „Digital Citizenship“ braucht es eine „Digitale Inkompetenzkompensations- kompetenz“ (Odo Marquard, dt. Philosoph, Uni Gießen, 1928-2015)
  • 36. 37 Digitalisierte Bildungsprozesse und die Notwendigkeit einer Inkompetenzkompensationskompetenz Holger Horz 01.12.2016 https://www.bmbf.de/de/digitale-hochschullehre-2417.html