Der Welt-Informations-Tag oder World-EDI-Day der UN gilt als Grundlage der Erstellung von EDIFACT Nachrichten. Diese auch EDI Subsets genannten Geschäfts- und Datenaustausch-Formate gelten weltweit für sämtliche Industrien. Im Bereich eGovernment hat EDI eine besondere Bedeutung erlangt.
Digitalisierung und Industrie 4.0 Herausforderungen
EDI Grammatik
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Grammatik für alle
Jan Westerbarkey produziert flexible Rohre und will kleine und
mittlere Unternehmen davon überzeugen, eine einheitliche
elektronische Lösung für Bestellwesen und Auftragsabwicklung
einzuführen. Durch Anwendung des EDI-Systems könnten
Unternehmen weltweit pro Jahr so viel Geld sparen, wie die Fi-
nanzkrise an Schaden anrichtet.
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Es gab eine Zeit, da wollten wir unsere
Endkunden gar nicht kennen. Zumin-
dest die meisten nicht. Westaflex stellt
flexible Rohre her, die in den verschie-
densten Branchen vom Klimaanlagen-
bau bis zur Automobilindustrie einge-
setzt werden. Die Kunden in der
Automobilindustrie kennen wir natür-
lich: wenig an der Zahl, doch mit sehr
hohen Umsätzen. Aber ein Drittel un-
seres Umsatzes entfällt auf den Bereich
Sanitär, Heizung, Klima (SHK) – das
sind Handwerker, viele Handwerker,
von denen jeder immer nur das bestellt,
was er für den aktuellen Auftrag gerade
braucht. Und wenn jedes Mal, wenn
ein Handwerker zwanzig Meter Rohr
braucht, bei uns ein Bestell- und Liefer-
vorgang ausgelöst wird, fressen die Be-
arbeitungskosten uns die Gewinnmarge
weg. Deshalb waren wir früher froh,
dass die Handwerker ihre Rohre beim
Grosshandel bestellt haben – und der
dann in grösserer Menge bei uns.
In den letzten Jahren hat sich diese
Situation für uns rasant geändert. Zum
einen, weil auch der Grosshandel heute
weit geringere Mengen pro Bestellung
abnimmt als früher. Von der Bezeich-
nung «lagerführender Grosshandel»
kann man eigentlich das Lager strei-
chen; es sind nur noch diejenigen Ar
tikel am Lager vorrätig, die absolute
Renner sind. Der Grössenvorteil des
Grosshandels ist dadurch wesentlich
geringer geworden, und auch hier stellt
sich verstärkt die Frage der Bearbei-
tungskosten für den einzelnen Auftrag:
Wer 200 Kilometer Rohr auf einmal be-
stellt, darf das gerne per Fax und auf
Chinesisch machen – bei 200 Metern
wäre es sehr ratsam, wenn er sich der
kostengünstigsten Technik bedient.
Denn, zum Zweiten, die Möglich-
keiten, die die elektronische Auftrags-
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einer Farbe vorrätig, nämlich weiss.
Der Abverkauf in den Läden wird über
die Scannerkassen täglich übermittelt,
der hierdurch errechnete Bedarf an den
einzelnen Färbungen bestimmt für je-
des Modell und jede Farbe, welche
Stückzahlen gefärbt und geliefert wer-
den. Auch im Lebensmitteleinzelhan-
del gibt es sehr ausgefeilte Systeme, die
automatisch signalisieren, welche Arti-
kel wann in welchem Umfang wieder
aufgefüllt werden müssen.
Für solche automatisierten Vorgän-
ge braucht man standardisierte Kom-
munikation. Auch unsere Grosskun-
den, etwa aus der Automobilindustrie,
kennen und haben das längst: Wenn sie
nicht ISO-zertifiziert sind oder nicht
am internen Datenaustausch teilneh-
men wollen, kommen sie gar nicht erst
rein. Allerdings hatte lange Zeit jeder
sein eigenes, handgestricktes System –
bei VW ging das sogar so weit, dass es
unterschiedliche Normen für jedes ein-
zelne Werk gab. Da Unternehmen wie
Westaflex eine Vielzahl von Konzernen
aus ganz unterschiedlichen Branchen
beliefern, entstand dadurch bei uns ein
hoher Aufwand, um allen diesen Stan-
dards gerecht zu werden.
Inzwischen geht der Trend dahin,
die Grund-Kommunikation auf den
kleinsten gemeinsamen Nenner zu re-
duzieren. Das sind bei jedem Bestell-
vorgang drei Informationen: Artikel-
nummer, Stückzahl und Liefertermin.
Es wäre eine enorme Erleichterung,
wenn alle Bestellungen in dieser Art
mit einem gemeinsamen Standard be-
arbeitet werden könnten. Alle über den
kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus
gehenden Informationen könnten dann
auf anderen Wegen ausgetauscht wer-
den. Rechnungsdaten zum Beispiel
gehören nicht zwingend dazu: VW bei-
spielsweise will gar keine Rechnung
von uns. Wenn eine Lieferung von der
Qualität her in Ordnung ist, bekom-
men wir eine Gutschrift, fertig. So weit
sind wir mit dem Handel noch nicht –
hier müssen auch noch Rechnungsda-
ten ausgetauscht werden.
In einer Konzentration auf den
kleinsten gemeinsamen Nenner liegt
auch die Chance für die ganz grossen
Einsparpotenziale – die nämlich erge-
ben sich, wenn die elektronische Auf-
tragsabwicklung für alle Betriebe ein-
setzbar wäre. Besser gesagt: von allen
Betrieben eingesetzt würde. Einsetzbar
ist sie bereits heute. Denn diesen ge-
meinsamen Standard gibt es schon. Er
heisstEDI,ElectronicDataInterchange,
und ist in den Achtzigerjahren von der
Welthandelsorganisation entwickelt
worden. EDI ist eine Vereinbarung für
die elektronische Übermittlung von
Geschäftsvorgängen, bei der formali-
sierte Daten zwischen Geschäftspart-
nern ausgetauscht werden.
Formalisierte Daten sind Daten, bei
denen genau festgelegt ist, in welcher
Reihenfolge und welchem Format be-
stimmte Informationen erscheinen. Als
EDI-Nachricht kann demnach prinzi-
piell alles versandt werden, was Formu-
larcharakter aufweist, also beispiels-
weise Rechnungen, Bestellungen,
Angebote, Lieferabrufe oder Spediti-
onsaufträge.
EDI ist keine Nachricht, sondern ei-
ne Nachrichten-Grammatik. EDI-An-
wendungen gibt es im Prinzip in jeder
Branche. Wenn Banken heute grenz-
überschreitend mit SWIFT kommuni-
zieren, steckt EDI dahinter. Bei vielem,
was heute fast wie von Geisterhand
geht, steckt nicht Excel dahinter, son-
dern eine strukturierte Nachricht,
nämlich EDI. Die Sprache ist in jeder
Branche eine andere, für die Auto
mobilindustrie anders als für den Ak
tienhandel oder die Sanitärbranche.
Aber die zugrunde liegende Gramma-
tik, der kleinste gemeinsame Nenner,
ist immer die gleiche.
Man kann sich das vorstellen wie
beim Bargeld-Abheben. Früher war
diese Transaktion nur am Schalter der-
jenigen Bank möglich, bei der man sein
Konto hatte – da war es schon gut, wenn
man unterwegs ein Postsparbuch da-
beihatte, weil dieses Sparbuch mit den
Postbanken anderer Länder kompati-
bel war. Heute gehen Sie an jeden belie-
bigen Geldautomaten jeder beliebigen
Bank. Übrige Bankgeschäfte, etwa
Überweisungen oder Aktienverkäufe,
können Sie weiterhin nur an den Auto-
maten, über die Website oder an den
Schaltern Ihrer Bank vornehmen, aber
für den Bargeldverkehr, für den kleins-
ten gemeinsamen Nenner, haben sich
die Banken auf eine gemeinsame Spra-
che geeinigt.
Die unterschiedlichen Sprachen für
unterschiedliche Branchen sind bislang
«Hinter vielem, was heute fast wie von
Geisterhand funktioniert, steckt eine
strukturierte Nachricht.»
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Ein grosser internationaler Anbieter von Soft-
ware-Lösungen erwähnte kürzlich, dass er
sich weniger um OpenSource basierte Konkur-
renzlösungen Gedanken macht, als um Ange-
bote, welche auf dem Transaktionskostenmo-
dell basieren – neudeutsch auch als ‚Software
as a Service’ (SaaS) bezeichnet. Myopenfac-
tory ist ein solcher Anbieter, welcher sich das
neue Geschäftsmodell zu Grunde gelegt hat
und damit auch offensichtlich Erfolg hat. Die
Gefahren und Risiken die üblicherweise mit
dem SaaS-Ansatz verbunden sind, wie Be-
triebsunterbruch, Verlust von geschäftskriti-
schen Daten oder auch Abhängigkeit sind in
diesem Fall jedoch nicht zutreffend, da es sich
dabei um einen reinen Umwandlungs- und
Meldungsdienst handelt, welcher über zuver-
lässige Statusmeldungen verfügt.
Nicht immer sieht der Sachverhalt so
einfach und klar aus, vor allem weil gerade
die Integration einer SaaS-Lösung in die be-
stehende IT-Landschaft oftmals grössere
Herausforderungen stellt als vermutet.
Einerseits bedarf es der Entwicklung von
Schnittstellen zu bestehenden Systemen
und andererseits müssen die lokalen und
gesetzlich verankerten Compliance-Anfor-
derungen eingehalten werden können ohne
Anzeige
«Software as a Service» – aber mit Service
Datenverkehrs. Bei Myopenfactory
werden die Datensätze über das Inter-
net verschickt, verschlüsselt und sind
praktisch kostenlos. Das Volumen der
einzelnen Bestellung spielt genauso we-
nig eine Rolle wie das Datenvolumen,
auch die Frequenz des Abrufs nicht
mehr – wer nichts anderes zu tun hat,
kann jede Minute ohne Mehrkosten
nachschauen, ob eine neue Bestellung
angekommen ist.
Besonders attraktiv werden solche
System für alle, die besonders hohen
Geschäftsverkehr mit dem Ausland ha-
ben. So wie beim Handy-Roaming fal-
len auch bei der Kommunikation zwi-
schen Kunde und Lieferant im
grenzüberschreitenden Verkehr we-
sentlich höhere Kosten an. Mit EDI
kommt also das Versprechen, das für
die Unternehmen mit dem Internet
verbunden war, tatsächlich auch in de-
ren Kostenrechnung an. Und zwar gesi-
chert und standardisiert.
Wenn Kommunikationskosten bei
der Auftragsabwicklung keine Rolle
mehr spielen und die Unternehmen
auch keine Spezialisten mehr für die
Wartung des Systems verfügbar haben
müssen, lassen sich enorme Einsparun-
gen erzielen – an Geld und an Zeit.
Nach meiner Schätzung könnte man
bei einer völligen Umstellung aller Be-
stellsysteme auf EDI etwa 240 Mil
liarden Euro einsparen. Pro Jahr. Nur
in Deutschland. Und wenn ich das auf
die ganze Welt hochrechne, lande ich in
jedem Fall im Billionen-Bereich. In et-
wa der Betrag, den die Finanzkrise ge-
rade weltweit an Schaden verursacht,
könnte also im Bestellwesen jährlich
eingespart werden.
Oder klüger investiert werden.
Denn wenn ein Handwerker seine Roh-
re direkt bei uns bestellen will, kann
das sogar Spass machen, wenn er über
Myopenfactory bestellt. Dann sparen
wir vielleicht weniger oder gar kein
Geld – aber dafür lernen wir am Ende
doch noch auch unsere Endkunden di-
rekt kennen. <
Link zum Thema
www.myopenfactory.org
neue, unnötige Abhängigkeiten zu schaffen.
Werden zudem auch noch neue Kundenseg-
mente zugänglich gemacht, ruft dies nach
Kompetenzen in den Bereichen Business
Intelligence und Customer Relationship Ma-
nagement. Der Kreis der in all diesen Berei-
chen kompetenten IT-Dienstleister wird
somit immer kleiner. ELCA Informatik AG
gehört zu diesen wenigen Schweizer IT-
Dienstleistern, welche mit ihrem breiten
Dienstleistungsangebot hier helfen können.
www.elca.ch