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Jugendrevolte in Spanien: Generation Staatspleite
Von David Böcking
Ob es gegen Angela Merkel oder Rating-Agenturen geht: Junge Spanier proben
seit Tagen den Aufstand, mit einer beispiellosen Demonstrationswelle. Der Protest
ist ein fatales Zeichen für die Krisenländer. Denn er richtet sich gegen Reformen,
von denen vor allem die Jugend profitieren würde.
Demonstration in Madrid: Wut auf alle Parteien
Hamburg - Sie sind jung, und sie sind wütend: die Demonstranten, die seit Tagen zu
Tausenden durch spanische Großstädte ziehen. "Indignados" nennen sie sich, die
Empörten. Sie protestieren gegen eine Jugendarbeitslosigkeit von knapp 45 Prozent,
gegen soziale Einschnitte im Zuge der Wirtschaftskrise und gegen jene, die ihnen all das
ihrer Meinung nach eingebrockt haben: Banker, Rating-Agenturen, Politiker. Wegen der
anstehenden Kommunalwahlen wurde ein Teil der Proteste nun sogar verboten.
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Der spanische Jugendaufstand markiert ein neues Kapitel im europäischen Kampf gegen die
Wirtschaftskrise. Zwar gab es schon zuvor reichlich Widerstand gegen Sparpakete und
Sanierungsprogramme, mit denen die Regierungen der Krisenländer um ihre Kreditwürdigkeit
kämpften. Vor ziemlich genau einem Jahr eskalierten Proteste in Athen sogar so, dass in einer
von Autonomen in Brand gesteckten Bank drei Menschen starben.
Doch bei allem Widerstand überwog in der Bevölkerung der Krisenstaaten lange das
Gefühl, dass die schmerzhaften Reformen unvermeidlich seien. Eine Mehrheit der
Griechen hielt laut Umfragen die Reformen ihrer Regierung für unvermeidlich.
Gedämpft wurden die Proteste wohl auch dadurch, dass sowohl in Griechenland als
auch in Spanien und Portugal ausgerechnet sozialistische Regierungen die Einschnitte
gegen bisherige Verbündete wie die Gewerkschaften durchsetzen mussten.
Nun aber könnte sich in Spanien eine ganze Bevölkerungsgruppe gegen die Reformen stellen.
Die jungen Spanier beziehen sich sogar auf die Revolutionen in arabischen Ländern. Ihr Protest
folgt keiner festen politischen Linie, die spanischen Volksparteien lehnen die Demonstranten
ab.
Das Problem für Spaniens Politiker: Mit der Jugend verlieren sie eine Gruppe, die
eigentlich ein Verbündeter für Reformen hätte sein sollen.
An keinem Beispiel lässt sich das besser zeigen als an der spanischen
Jugendarbeitslosigkeit - dem am häufigsten genannten Grund für die Proteste. Die
Arbeitslosigkeit junger Spanier ist in der Krise um 25 Prozentpunkte gestiegen - so stark
wie bei keinem anderen Mitglied der Industrieländerorganisation OECD. Schon zuvor
war die Jugendarbeitslosigkeit ein Problem des Landes - selbst als die Wirtschaft
boomte, lag sie über dem OECD-Durchschnitt. Und wer es dennoch in einen Job
schaffte, war noch lange nicht auf der sicheren Seite: Von jungen Arbeitnehmern waren
zwei Drittel nur mit Zeitverträgen angestellt - mehr als doppelt so viel wie in anderen
Industrieländern.
Die Krise ist auch ein Generationenkonflikt
Nun sind Befristungen zum Berufsstart nicht ungewöhnlich. Doch im Vergleich zu
anderen Ländern werden junge Menschen in Spanien besonders lange mit Zeitverträgen
abgespeist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in Spanien bislang ein rigider
Kündigungsschutz galt. Laut einer Studie der Weltbank ist es für Unternehmen in kaum
einem anderen Land teurer, einem Festangestellten zu kündigen. Die Folge ist laut
OECD eine "starke Segmentierung des Markts zwischen befristeten und unbefristeten
Jobs", welche "die Karriereaussichten und Ausbildungsmöglichkeiten für junge
Menschen negativ beeinflusst". Mit anderen Worten: Weil die älteren Beschäftigten fest
im Sattel sitzen, haben die Jungen keine Chance.
Es ist also auch ein Generationenkonflikt, der die Krise in Spanien verschärft - und
nicht nur dort. In Griechenland ist mehr als jeder Dritte unter 25 arbeitslos, während
viele Frührentner üppige Pensionen beziehen. Und in Portugal sind 21 Prozent der
Jugendlichen ohne Job - mehr als doppelt so viele wie in Deutschland (acht Prozent).
Die spanische Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero hat versucht, an der
Misere etwas zu ändern. Im vergangenen Sommer verabschiedete sie eine
Arbeitsmarktreform, die eine Lockerung des Kündigungsschutzes und gesetzlich
vorgeschriebener Abfindungen vorsah. Erklärtes Ziel: Die Unternehmen sollen ermutigt
werden, jungen Arbeitnehmern mehr unbefristete Verträge zu geben.
ANZEIGE
Doch das hat Zapatero nichts genützt. Seine PSOE wird von den demonstrierenden jungen
Spaniern fast genauso abgelehnt wie die konservative PP, ein Denkzettel bei der
Kommunalwahl am Sonntag ist wohl unvermeidlich. Zwar ist der Zorn verständlich, schließlich
treffen Steuererhöhungen oder Sozialabbau auch die Jugend. Doch im Gegensatz zur älteren
Generation könnten die jungen Spanier vom Abbau von Privilegien profitieren.
Hoffnungswert Europa
Bedenklich ist auch der Vertrauensverlust in die EU. Während Finanzwelt und
heimische Politik schon längst unten durch sind, war Europa für viele spanische
Jugendliche bislang ein Hoffnungswert. Noch im Januar berichtete die spanische
Nachrichtenagentur EFE, junge Spanier warteten "sehnsüchtig auf die Ankunft der
deutschen Kanzlerin". Der Grund war eine SPIEGEL-Meldung, wonach die Union den
deutschen Fachkräftemangel mit jungen Südeuropäern bekämpfen möchte.
Jetzt hat Merkel die Südeuropäer gerade des Müßiggangs bezichtigt und zu schärferen
Reformen gedrängt - das kommt nicht gut in Spanien an. Auf einem Plakat der
Demonstranten wurde die Kanzlerin mit der verhassten Finanzwelt gleichgesetzt: "Ich
scheiße auf Angela Merkel und die Rating-Agenturen", stand darauf.

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  • 1. Jugendrevolte in Spanien: Generation Staatspleite Von David Böcking Ob es gegen Angela Merkel oder Rating-Agenturen geht: Junge Spanier proben seit Tagen den Aufstand, mit einer beispiellosen Demonstrationswelle. Der Protest ist ein fatales Zeichen für die Krisenländer. Denn er richtet sich gegen Reformen, von denen vor allem die Jugend profitieren würde. Demonstration in Madrid: Wut auf alle Parteien Hamburg - Sie sind jung, und sie sind wütend: die Demonstranten, die seit Tagen zu Tausenden durch spanische Großstädte ziehen. "Indignados" nennen sie sich, die Empörten. Sie protestieren gegen eine Jugendarbeitslosigkeit von knapp 45 Prozent, gegen soziale Einschnitte im Zuge der Wirtschaftskrise und gegen jene, die ihnen all das ihrer Meinung nach eingebrockt haben: Banker, Rating-Agenturen, Politiker. Wegen der anstehenden Kommunalwahlen wurde ein Teil der Proteste nun sogar verboten. ANZEIGE Der spanische Jugendaufstand markiert ein neues Kapitel im europäischen Kampf gegen die Wirtschaftskrise. Zwar gab es schon zuvor reichlich Widerstand gegen Sparpakete und Sanierungsprogramme, mit denen die Regierungen der Krisenländer um ihre Kreditwürdigkeit kämpften. Vor ziemlich genau einem Jahr eskalierten Proteste in Athen sogar so, dass in einer von Autonomen in Brand gesteckten Bank drei Menschen starben. Doch bei allem Widerstand überwog in der Bevölkerung der Krisenstaaten lange das Gefühl, dass die schmerzhaften Reformen unvermeidlich seien. Eine Mehrheit der Griechen hielt laut Umfragen die Reformen ihrer Regierung für unvermeidlich. Gedämpft wurden die Proteste wohl auch dadurch, dass sowohl in Griechenland als
  • 2. auch in Spanien und Portugal ausgerechnet sozialistische Regierungen die Einschnitte gegen bisherige Verbündete wie die Gewerkschaften durchsetzen mussten. Nun aber könnte sich in Spanien eine ganze Bevölkerungsgruppe gegen die Reformen stellen. Die jungen Spanier beziehen sich sogar auf die Revolutionen in arabischen Ländern. Ihr Protest folgt keiner festen politischen Linie, die spanischen Volksparteien lehnen die Demonstranten ab. Das Problem für Spaniens Politiker: Mit der Jugend verlieren sie eine Gruppe, die eigentlich ein Verbündeter für Reformen hätte sein sollen. An keinem Beispiel lässt sich das besser zeigen als an der spanischen Jugendarbeitslosigkeit - dem am häufigsten genannten Grund für die Proteste. Die Arbeitslosigkeit junger Spanier ist in der Krise um 25 Prozentpunkte gestiegen - so stark wie bei keinem anderen Mitglied der Industrieländerorganisation OECD. Schon zuvor war die Jugendarbeitslosigkeit ein Problem des Landes - selbst als die Wirtschaft boomte, lag sie über dem OECD-Durchschnitt. Und wer es dennoch in einen Job schaffte, war noch lange nicht auf der sicheren Seite: Von jungen Arbeitnehmern waren zwei Drittel nur mit Zeitverträgen angestellt - mehr als doppelt so viel wie in anderen Industrieländern. Die Krise ist auch ein Generationenkonflikt Nun sind Befristungen zum Berufsstart nicht ungewöhnlich. Doch im Vergleich zu anderen Ländern werden junge Menschen in Spanien besonders lange mit Zeitverträgen abgespeist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in Spanien bislang ein rigider Kündigungsschutz galt. Laut einer Studie der Weltbank ist es für Unternehmen in kaum einem anderen Land teurer, einem Festangestellten zu kündigen. Die Folge ist laut OECD eine "starke Segmentierung des Markts zwischen befristeten und unbefristeten Jobs", welche "die Karriereaussichten und Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen negativ beeinflusst". Mit anderen Worten: Weil die älteren Beschäftigten fest im Sattel sitzen, haben die Jungen keine Chance. Es ist also auch ein Generationenkonflikt, der die Krise in Spanien verschärft - und nicht nur dort. In Griechenland ist mehr als jeder Dritte unter 25 arbeitslos, während viele Frührentner üppige Pensionen beziehen. Und in Portugal sind 21 Prozent der Jugendlichen ohne Job - mehr als doppelt so viele wie in Deutschland (acht Prozent). Die spanische Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero hat versucht, an der Misere etwas zu ändern. Im vergangenen Sommer verabschiedete sie eine Arbeitsmarktreform, die eine Lockerung des Kündigungsschutzes und gesetzlich
  • 3. vorgeschriebener Abfindungen vorsah. Erklärtes Ziel: Die Unternehmen sollen ermutigt werden, jungen Arbeitnehmern mehr unbefristete Verträge zu geben. ANZEIGE Doch das hat Zapatero nichts genützt. Seine PSOE wird von den demonstrierenden jungen Spaniern fast genauso abgelehnt wie die konservative PP, ein Denkzettel bei der Kommunalwahl am Sonntag ist wohl unvermeidlich. Zwar ist der Zorn verständlich, schließlich treffen Steuererhöhungen oder Sozialabbau auch die Jugend. Doch im Gegensatz zur älteren Generation könnten die jungen Spanier vom Abbau von Privilegien profitieren. Hoffnungswert Europa Bedenklich ist auch der Vertrauensverlust in die EU. Während Finanzwelt und heimische Politik schon längst unten durch sind, war Europa für viele spanische Jugendliche bislang ein Hoffnungswert. Noch im Januar berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE, junge Spanier warteten "sehnsüchtig auf die Ankunft der deutschen Kanzlerin". Der Grund war eine SPIEGEL-Meldung, wonach die Union den deutschen Fachkräftemangel mit jungen Südeuropäern bekämpfen möchte. Jetzt hat Merkel die Südeuropäer gerade des Müßiggangs bezichtigt und zu schärferen Reformen gedrängt - das kommt nicht gut in Spanien an. Auf einem Plakat der Demonstranten wurde die Kanzlerin mit der verhassten Finanzwelt gleichgesetzt: "Ich scheiße auf Angela Merkel und die Rating-Agenturen", stand darauf.