Alle Menschen wollen glücklich sein, aber die wenigsten sind es. Lebensglück ist Typsache, denn jeder Mensch tickt anders. Je nach Typ stellt uns das Leben individuelle Unglücksfallen bereit – aber auch typgerechte Glücksstrategien. Ob wir das Glück oder das Unglück wählen, liegt an uns.
Der Ängstliche versagt, weil er sich nicht traut. Der Waghalsige verspielt alles, weil er unvorsichtig ist. Der Beständigkeitstyp bleibt in einer unerträglichen Situation, weil ihm das gewisse Unglück lieber ist als das ungewisse Glück. Das alles geschieht unbewusst. Doch um ein erfülltes Leben zu führen, brauchen wir Bewusstheit über uns und darüber, warum wir so sind, wie wir sind.
Mit praktisch umsetzbaren Erfolgsstrategien und Tipps erfahren Sie, wie Sie den Misserfolg verhindern, warum wir trotz allen Glücks so unzufrieden sind und was Sie dagegen machen können, um endlich ein gelingendes Leben führen zu können.
1. Susanne Kleinhenz
Wenn das
Glück
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Warum wir so ticken,
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3. Susanne Kleinhenz
Wenn das Glück missglückt
Warum wir so ticken, wie wir ticken
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5. Inhalt
Über die Autorin ......................................................................5
1. Einleitung ...........................................................................7
2. Wenn das Glück missglückt. Acht Geschichten ...................... 13
2.1 Mordsmäßig erfolgreich: Beruflich Profi – privat Amateur ... 15
2.2 Nur noch eine kleine Eroberung ..................................... 20
2.3 Spieglein, Spieglein an der Wand: Narzissten lieben
2.3 weniger ..................................................................... 25
2.4 Talent alleine reicht nicht: Wenn die Selbstsabotage zum
2.4 Karrierekiller wird ........................................................ 32
2.5 Betrogen: Lebenslügen machen krank ............................. 38
2.6 Recht haben oder glücklich sein: Besserwisser sterben
2.6 einsam ....................................................................... 48
2.7 Angst ist niemals ein guter Ratgeber: Keine Zeit für
2.7 Bedenkenträger ........................................................... 54
2.8 Weiber sind doof: Oh Grobian, warum bist du kein
2.8 Romeo? ...................................................................... 61
3. Allgemeine Anleitung zum Glücklichsein ............................. 69
3.1 Die Kunst, die eigene Bestimmung zu finden .................... 73
3.2 Die Kunst, sich selbst treu zu bleiben und ein wahrhaftiges
3.2 Leben zu führen .......................................................... 83
3.3 Die Kunst, mit dem zufrieden zu sein, was ist:
3.3 Carpe diem ................................................................. 86
3.4 Die Kunst, die richtige Beziehung zu haben oder
3.4 alleine zu bleiben ........................................................ 87
3.5 Die Kunst, ein glücklicher Romantiker zu werden .............. 90
3.6 Die Kunst, nicht perfektionistisch zu sein ........................ 92
3.7 Die Kunst, sich nicht für Besitz zu versklaven ................... 93
3.8 Die Kunst, sich dem Leben hinzugeben ............................ 95
3
6. 4. Wie Sie leichter Ihr Glück finden. Die acht typgerechten
4. Glücksformeln ................................................................... 97
4.1 Glück und Unglück der Karrieristen ............................... 100
4.2 Glück und Unglück der Abenteurer ................................ 105
4.3 Glück und Unglück der Narzissten ................................. 110
4.4 Glück und Unglück der Lebenserotiker ........................... 116
4.5 Glück und Unglück der Heile-Welt-Bewahrer ................... 122
4.6 Glück und Unglück der Besserwisser .............................. 130
4.7 Glück und Unglück der Bedenkenträger .......................... 136
4.8 Glück und Unglück der Krieger ..................................... 142
5. Fazit: Die Kunst, dem Leben Sinn zu geben ........................ 149
4
8. Susanne Kleinhenz verbindet
als Akademieleiterin, Trainerin,
Coach, Autorin und Vortragsred-
nerin fachliches Know-how im
Versicherungs- und Marketing-
bereich mit fundierter Erfahrung
aus Verkauf und Psychologie.
Das derzeitige Jahrhundert ist geprägt von Veränderungen.
Das besondere Anliegen von Susanne Kleinhenz ist es, Men-
schen auf diese immer schneller werdenden Veränderungen
und Neuerungen im Arbeits- und Privatleben vorzubereiten.
Sie ist davon überzeugt, dass sich jeder Einzelne mit dem
Wandel auseinandersetzen sollte. Bewahren und Festhalten
sind keine guten Strategien für diese Zeit. Die Zukunft gehört
denen, die Spaß am lebenslangen Lernen, der Selbstreflexion
und dem Umgang mit Veränderungen haben.
Susanne Kleinhenz ermöglicht Menschen einen nachhaltigen
Zugang zu sich selbst und anderen. Sie weiß, dass Menschen
von ihren Sehnsüchten und Hoffnungen gelenkt werden. Sie
versteht es, mit viel Freude, Humor und Einfühlungsvermögen
Leser und Zuhörer darin zu ermutigen, neue Wege zu gehen und
ihre Persönlichkeit selbst zu gestalten. Sie ist eine lebendige
Rednerin, die ihre Zuhörer durch ihre tiefgründigen und dabei
humorvollen Einsichten zu einem Perspektivenwechsel einlädt.
Ihr Credo lautet:
„Ein glücklicher Mensch ist auch ein erfolgreicher Mensch.“
Kontakt
Web: www.susanne-kleinhenz.de
E-Mail: susanne.kleinhenz@t-online.de
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10. „Unsere wahre Aufgabe ist es, glücklich zu sein.“
Dalai Lama
Alle Menschen streben nach Glück. Warum das so ist, wissen
wir nicht. Wir ahnen es nur, es fühlt sich einfach besser an,
glücklich zu sein als unglücklich. Und doch, wenn wir Men-
schen fragen, ob sie glücklich sind oder ob sie mit ihrem Le-
ben zufrieden sind, dann kommt in den seltensten Fällen ein
klares „Ja“.
Fragt man einen 30-jährigen Menschen, so erzählt dieser
meist, was er noch alles in seinem Leben vorhat, welche Ziele
er sich gesteckt hat und mit welchen Strategien er sie errei-
chen will. Der 30-Jährige weiß, dass er zum Beispiel Familie
haben möchte, in seinem Job noch viel weiterkommen will,
die Welt bereisen und sich irgendwann in einem eigenen Haus
zur Ruhe setzen möchte.
Fragt man einen 45-Jährigen, so hört man dann schon häufig
das, was bis zu diesem Zeitpunkt nicht funktioniert hat und
welche Ziele er trotzdem noch hat. Je mehr negative Erfahrun-
gen ein Mensch dabei in der Vergangenheit gemacht hat, desto
weniger optimistisch wird er sein, dass es sich doch noch zum
Guten wendet. Trotzdem fällt auf, dass fast alle Menschen, die
man nach dem Glück fragt, davon reden, was sie in der Zu-
kunft machen wollen, und von dem, was in der Vergangenheit
schiefgegangen ist.
Bei einem 70-Jährigen sieht man ganz deutlich an seinen Ge-
sichtszügen, ob er ein geglücktes Leben geführt hat oder ob
er verbittert auf ein Leben zurückblickt, in dem das Glück
missglückt ist.
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11. „Es ist nicht schwer, Menschen zu finden, die mit 60
Jahren zehnmal so reich sind, als sie es mit 20 waren.
Aber nicht einer von ihnen behauptet, er sei zehnmal so
glücklich.“
George Bernard Shaw
Glück hat also nichts mit Reichtum oder Erfolg zu tun – und
doch streben die meisten Menschen genau dies an oder sind
mit dem Thema Geld beschäftigt. Wenn es doch nachgewie-
sen ist, dass Geld nicht glücklich macht, warum ist es für uns
Menschen dann ein so ungeheuer wichtiges Thema? Gerade
die Sorge um Geld, ihre Karrieren und ihren Besitz hält viele
Menschen von ihrem Glück ab.
Vielleicht stimmt es gar nicht, dass Menschen ernsthaft nach
Glück streben, vielleicht haben sie in ihrem Unbewussten ja
ein kleines Teufelchen, das ihr Glück systematisch verhindert,
und deswegen missglückt das Glück so vielen.
Aber was genau ist überhaupt ein geglücktes Leben?
Schlagen wir einmal bei einigen bekannten griechischen Phi-
losophen nach: Bei all den folgenden Überlegungen geht es
nicht um das Zufallsglück und auch nicht um diese seltenen
Glücksmomente. Es geht um die Summe des Glücks am Ende
eines Lebens. Es geht um ein geglücktes Leben, was noch ein
bisschen mehr ist – finde ich – als nur ein glückliches Leben.
Ein glückliches Leben hat Freude und Spaß gemacht, hatte
weniger Schmerzen als Freuden. Ein geglücktes Leben beant-
wortet zusätzlich noch die Antwort nach dem Sinn. Wer ein
geglücktes Leben geführt hat, der weiß am Ende, wofür alles
gut war. Er hat seine Bestimmung im Leben gefunden und
danach gelebt.
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12. Aristoteles meinte dazu, Glück sei das, was der Mensch um sei-
ner selbst willen anstrebt, und nicht, um etwas anderes damit
zu erreichen. Für ihn war Glück die Folge eines tugendsamen
Lebens. Damit meinte er ein Leben, in dem alle Talente aus-
geschöpft wurden. Er meinte aber auch, das Glück fände eher
in der ausbalancierten Mitte als in den Extremen statt.
Epikur hingegen definierte Glück als die Abwesenheit von
Schmerz und Bedürftigkeit. Die Medizin hat sich heute dieser
Glücksdefinition bemächtigt und meint, es genüge, die Men-
schen zu heilen, um sie glücklich zu machen. Vielleicht aber
verhält es sich genau umgekehrt und Menschen müssen erst
glücklich sein, um eine Krankheit zu besiegen.
Seneca und die Stoiker meinten, dass lediglich die Einflüsse
von außen das Glück stören, welches dem Menschen innewoh-
ne. Sie empfehlen daher, sich mit stoischer Ruhe gegen die
Umwelt zu wehren.
Glück, behaupte ich, ist Typsache. Jeder Mensch tickt anders,
und jeden Menschen machen unterschiedliche Dinge glücklich
oder unglücklich. Menschen werden mit bestimmten Stärken,
Schwächen, aber auch Verhaltensmustern geboren, und so be-
geben sie sich in ihrem Leben auf eine kleine Heldenreise, in
der es darum geht, das ganz persönliche kleine oder große
Glück zu finden.
Einigen wenigen gelingt das – den meisten legen sich Hinder-
nisse in den Weg, oder sie legen sich diese Hindernisse selbst
in den Weg. Sei es, dass sie den falschen Partner heiraten,
einen Beruf wählen, der sie nicht erfüllt, oder einfach nicht
mit dem zufrieden sind, was sie gerade haben. Wenn sie am
Meer sind, wären sie lieber in den Bergen, wenn es regnet,
10
13. wünschen sie sich Sonne, wenn es heiß ist, wünschen sie sich,
es wäre kühler. Frauen fühlen sich zu dick, Männer nicht ge-
nügend in ihrer Leistung gewürdigt.
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16. Im Folgenden wird in acht verschiedenen Geschichten erzählt,
wie bestimmte Situationen missglücken. Die Geschichten be-
ziehen sich auf acht sehr typische Denk- und Handlungswei-
sen von Menschen.
Wie in dem Kreis zu sehen ist, handelt es sich hier um Ext-
remtypen, wie Karrieristen, Abenteurer, Narzissten, Lebens-
erotiker, Heile-Welt-Bewahrer, Besserwisser, Bedenkenträger
und Krieger.
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17. In Kapitel 4 (ab Seite 97) wird dann jede einzelne Geschichte
analysiert. Es wird erklärt, warum die Typen so sind, wie sie
sind. Anhand der verschiedenen Missglückungsstrategien kön-
nen Sie, liebe Leser, Ihre eigenen Strategien beleuchten und
zukünftig ein glücklicheres Leben führen. Es ist eigentlich
ganz einfach, die eine oder andere Unglücksstrategie durch
eine Glücksstrategie auszutauschen. Meist muss man nur mit
lieb gewordenen Gewohnheiten aufhören oder den Mut auf-
bringen, die großen Lebenslügen aufzudecken, um die eigene
Wahrhaftigkeit zu finden.
Sie können also entweder erst alle Geschichten lesen und dann
die anschließenden Tipps oder nach jeder Geschichte die Ana-
lyse auf der angegebenen Seite nachschlagen. Auch das ist
wieder Typsache.
2.1 Mordsmäßig erfolgreich: Beruflich
Profi – privat Amateur
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks
und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Søren Kierkegaard
Arthur griff sich an die schmerzende Stelle.
In letzter Zeit kniff und piekte es ständig in
seinem Brustkorb. Den Schmerz ignorierend nahm
er sich die Auftragsbücher seiner Unternehmensbe-
ratung vor und machte den Einsatzplan seiner 45
Berater für die neuen und bestehenden Aufträge.
Es lief zurzeit nicht ganz so gut wie in den letz-
ten Jahren. Er hatte nach seinem BWL-Studium
und einem längeren Auslandsaufenthalt die Be-
15
18. ratungsfirma seines Vaters übernommen. Nach 15 Jahren un-
unterbrochener Akquise hatte er mit seinen 52 Jahren das
Beratungsvolumen verdoppelt, und das, obwohl er nur ein
Drittel mehr Berater beschäftigte. Wer bei McKilly and Young
arbeiten wollte, musste, genau wie er selbst, alles geben. Sein
Vater war stolz auf ihn. Endlich hatte er es geschafft, von
ihm Anerkennung zu bekommen. In seiner Jugendzeit war ihm
immer sein älterer Bruder vorgezogen worden, bis dieser dann
von seinem Studienaufenthalt in Australien nicht mehr zu-
rückkam. Statt den väterlichen Betrieb zu übernehmen, zog es
Florian vor, dort eine Surfschule zu übernehmen und sich ein
lockeres Leben zu machen. Florian war immer viel leichtlebiger
als Arthur gewesen und trotzdem hatte der Vater ihn vorgezo-
gen. Als er dann eines Tages aus Sydney anrief, um mitzuteilen,
dass er nicht mehr zurückkommen werde, da schlug Arthurs
große Stunde. Er versprach dem Vater, dass er selbstverständ-
lich die Firma übernehmen und alles dafür geben würde, sie
zu der renommiertesten Beraterfirma Münchens zu machen.
Kurz nach der Firmenübernahme heiratete er seine langjährige
Freundin, Elisabeth, und sie bekamen einen Sohn. Daniel war
nun 14 Jahre alt, leider sah er seinen Vater wenig, denn vor
21 Uhr war Arthur selten zu Hause und auch an den Wochen-
enden arbeitete er. Viele der Aufträge begleitete er selbst, um
ganz sicherzugehen, dass sie auch gut abgewickelt wurden.
Manchmal glaubte Elisabeth, Arthur würde sie betrügen. Aber
wenn sie dann sah, wie abgearbeitet er war, und da er auch bei
jedem Anruf zu später Stunde im Büro an den Apparat ging,
verwarf sie den Gedanken wieder. Manchmal wünschte sie, er
würde sich ihr mehr öffnen. Er erzählte zwar immer sehr viel
von seinem Job, aber kaum etwas davon, wie er sich fühlte,
was ihn bewegte. Manchmal dachte sie verstimmt, dass ihn gar
nichts mehr bewege, außer den Zahlen in seiner Bilanz. Warum
arbeitete er so viel? Es ging ihnen doch sehr gut. Das große
16
19. Haus gehörte ihnen, die drei Autos, die Penthouse-Wohnung
in Berlin und die Finca auf Mallorca, in der sie meist alleine
mit ihrem Sohn die Ferien verbrachte. Elisabeth machte sich
Sorgen um Arthur. Er machte fast nie Urlaub und sah immer
schlechter aus. Wenn er sie doch einmal auf einer Reise beglei-
ten sollte, hing er die ganze Zeit am Telefon oder an seinem
Notebook. Er konnte einfach nicht aufhören zu arbeiten. Aber
nun stand ja in einer Woche der Sommerurlaub an, und sie
würde mehr darauf achten, dass er dieses Jahr nicht so viel
arbeitete und sich auch einmal entspannte.
Als Arthur mit der Einteilung seiner Berater fertig war, machte
er sich auf, um noch bei einer Vernissage eines potenziellen
neuen Kunden vorbeizuschauen. Es war bereits 20:30 Uhr. Der
Einladende war der Geschäftsführer einer großen Kaufhaus-
kette in München und wollte seinen Laden neu strukturieren,
um die Servicequalität zu verbessern und gleichzeitig durch
Verschlankung der Prozesse Personalkosten zu sparen. Das
Durchführen von Unmöglichkeiten war Arthurs Spezialität. Er
wollte diesen Auftrag unbedingt haben, denn dann würde er
noch vier weitere Berater anstellen können und den Umsatz
trotz der schlechteren Wirtschaftslage erhöhen. Er hatte in
all den Jahren keinen Umsatzrückgang gehabt und sah es als
persönliche Niederlage, wenn er dieses Jahr einen Rückgang
verbuchen müsste. Auf der Vernissage angekommen, kam Herr
Schicking, der Geschäftsführer, gleich mit einem Glas Cham-
pagner auf ihn zu. Er bat ihn, sich erst ein wenig umzusehen
und auf ihn zu warten, damit sie alles in Ruhe besprechen
könnten, sobald die Großzahl der Gäste gegangen war. Arthur
sah sich die Bilder an, aber zu Kunst hatte er keinen großen
Zugang. Er rief seine Frau an, um ihr zu sagen, dass es später
werden würde. Sein Sohn ging ans Telefon und wollte ihm et-
was über sein Fußballspiel in der Schule erzählen, aber dafür
17
20. hatte er jetzt keinen Sinn und verlangte nach seiner Frau.
Daniel gab enttäuscht den Hörer weiter.
Nach eineinhalb Stunden lichteten sich die Gäste und Herr
Schicking bat Arthur in sein geräumiges und geschmackvoll
eingerichtetes Büro. Er eröffnete ihm mit großer Geste, dass
er und seine Mitgesellschafter sich dazu entschlossen hätten,
ihm den Auftrag zu geben. Das Ganze hätte allerdings zur Be-
dingung, dass er, Arthur selbst, die Beratung der Führungs-
kräfte und die Konzeption übernehme. Arthur schluckte, zum
einen freute er sich riesig über den Auftrag, zum anderen
wusste er aber auch, dass er selbst diese Kapazitäten kaum
aufbringen konnte. Trotzdem sagte er zu, dann musste er eben
den diesjährigen Urlaub ganz absagen und noch die eine oder
andere Nachtschicht einlegen. Auf die Frage, wann er begin-
nen solle, antwortete Herr Schicking, indem er ihm noch ein
Glas Champagner reichte: „Gleich kommenden Montag, wir
wollen doch keine Zeit verlieren.“ Arthur stimmte zu und bei-
de unterschrieben den bereits vorbereiteten Dienstleistungs-
vertrag. Auf dem Nachhauseweg wusste Arthur, dass ihm eine
schwierige Auseinandersetzung mit seiner Frau bevorstand.
Elisabeth reagierte erwartungsgemäß mit großem Protest und
Vorwürfen, dass er sie und Daniel immer mehr vernachlässigen
würde und ob ihm überhaupt noch etwas an seiner Familie
läge. Frauen würden wohl nie verstehen, dass Männer doch
überhaupt nur wegen der Familien so viel arbeiteten. Aber
davon wollte sie nichts wissen und drohte ihm, ihn eines Ta-
ges zu verlassen. Das hatte sie schon oft getan – aber sie war
nach 15 Jahren immer noch da, und so nahm er sie auch die-
ses Mal nicht ernst. Er empfahl ihr, eine Freundin mit auf die
Finca einzuladen und sich dort zusammen mit ihrem Sohn eine
schöne Zeit zu machen.
18
21. Danach ging er ins Bett, um am nächsten Morgen wieder frisch
im Büro zu sein. Eine Woche sprachen sie nur sehr wenig mit-
einander. Elisabeth und Daniel flogen alleine nach Mallorca.
Arthur war ganz froh darüber, konnte er doch in den sechs
Wochen, in denen die beiden nicht da sein würden, so lan-
ge arbeiten wie er wollte – ohne sich Vorwürfe anhören zu
müssen. So vergingen drei Wochen, er kam gut mit dem Auf-
trag voran. Er hatte sich optimal organisiert, arbeitete von
7 Uhr morgens bis 21 Uhr abends, und so schaffte er es, allen
Anforderungen gerecht zu werden. Er bedauerte es, nur noch
wenig Zeit für Sport zu haben, und da seine Frau nicht für ihn
kochte, achtete er auch überhaupt nicht auf seine Ernährung.
Aber er ackerte und ackerte. Mit seiner Frau und seinem Sohn
telefonierte er ein Mal täglich, um zu hören, dass alles in Ord-
nung war. Nach seinem letzten Telefonat ging er zu einem
wichtigen Meeting. Auf dem Weg dorthin verschlang er noch
einen Donut und einen Coffee-to-go. Er hoffte, dass das flaue
Gefühl im Magen und das Herzpochen verschwinden würden.
Als er in sein Auto stieg, um zu dem wichtigen Meeting zu
fahren, wurde ihm auf einmal schwarz vor Augen und er fiel
mit dem Kopf auf die Hupe. Eine Stunde später erhielt seine
Frau aus einem Münchner Krankenhaus die Nachricht, dass ihr
Mann einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte und sich auf
der Intensivstation befand. Arthur hatte nur gerettet werden
können, weil sich zufällig ein Arzt in dem Parkhaus befand, in
dem er zusammengebrochen war, der durch das Hupen auf ihn
aufmerksam geworden war.
Wenn Sie die Glücks- und Unglücks-Strategien der Karrieristen
interessieren, lesen Sie weiter auf Seite 100.
19
22. 2.2 Nur noch eine kleine Eroberung
„Viele Menschen versäu-
men das kleine Glück,
während sie auf das große
vergebens warten.“
Pearl S. Buck
Alex dachte nach. Dieses An-
gebot konnte sie doch gar nicht
ablehnen. Vor ihr lag das Schreiben
von EXCLUSIV-WELTREISEN.
… wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass
Sie von den 25 engeren Bewerbern aus ins-
gesamt 350 Bewerbern diejenige sind, für
die wir uns entschieden haben …
Wir sind sicher, dass genau Sie wegen Ihrer Erfahrung, aber
vor allem wegen Ihrer Persönlichkeit die Richtige sind, unsere
neuen Urlaubsklubs in Afrika und Asien einzurichten.
Unglaublich, sie hatte sich dort nur so zum Spaß beworben.
Die Stelle erschien ihr spannend, und so hatte sie einfach se-
hen wollen, wie weit sie kam. Sie schickte ihre Bewerbung ab
und machte anschließend das Assessment-Center mit – nur
so zur Übung. Das Job-Interview lief ebenfalls sehr gut, und
trotzdem hätte sie nicht gedacht, dass sie die Stelle bekom-
men und sich alles so schnell entwickeln würde. Warum sollte
sie denn auch ihre alte Stelle aufgeben wollen? Sie war doch
eigentlich ganz glücklich mit ihrem Leben, so wie es gerade
war, oder doch nicht?
20
23. Nach dem Touristikstudium und einigen wechselnden Jobs war
sie schon seit zwölf Jahren bei einem Reiseveranstalter mit
Schwerpunkt Europa beschäftigt. Die ersten acht Jahre hat-
te sie in allen Urlaubsklubs, erst als Animateurin, dann als
Abteilungsleiterin und zum Schluss sogar als stellvertretende
Klubdirektorin gearbeitet. Danach war sie nach Deutschland
zurückgekommen und hatte den Marketingbereich übernom-
men. Sie lebte in Hamburg, verdiente gut, und hatte sich
gerade wieder einen kleinen Freundeskreis aufgebaut. Eine Be-
ziehung hatte sie auch schon seit über zwei Jahren. Markus
war Banker, ein seriöser, anständiger, gut aussehender Mann.
Er wollte gerne Familie und sie war in einem Alter, wo sie
nicht mehr ewig warten konnte. 37! Kinder – Familie – Markus,
wollte sie das?
Anscheinend nicht, wenn sie sich so beobachtete, wie ihr die
Freude aus jedem Knopfloch sprang, wenn sie daran dachte,
dass sie schon bald wieder in der Welt unterwegs sein konnte.
Diese neue Aufgabe ermöglichte ihr, ein eigenes Urlaubs- und
Vermarktungskonzept zu erstellen und dann drei neue Klubs
eigenständig danach einzurichten. Sie wäre Klubdirektorin für
die Einführungsphase und würde hier schon ihren Nachfolger
einarbeiten, der ihr zunächst als Stellvertreter zur Seite ste-
hen würde. Sobald ein Klub lief, würde sie sich zum nächsten
aufmachen. Sie würde wieder die unglaubliche Sonne in der
Steppe Südafrikas sehen, die Strände und Granitfelsen der
Seychellen und die wunderbare Schönheit Balis. Denn genau
da sollten die drei neuen Klubs sein: 2011 Afrika, Okavango
Delta, danach Seychellen und dann Bali. Man plante circa ein
Jahr pro Klub ein. Wenn sie zurückkam, wäre sie 40, das war
wohl eindeutig zu spät für Kinder. Sie zuckte mit den Schul-
tern, im Grunde war es das jetzt auch schon. Sie schob den
Gedanken beiseite und blätterte in den Unterlagen, die der
21
24. Reiseveranstalter mitgeschickt hatte. Man konnte schon gut
erkennen, wie weit der Klub in Afrika war. Mit hoher Professio-
nalität fiel ihr auf, was bei der Konzeption der Hotelanlage al-
les nicht bedacht worden war, und sie begann eine Skizze mit
Änderungsvorschlägen anzufertigen. Wenn sie das gleich mit-
teilte, konnte man es noch verändern, und sie würde es dann
leichter haben, wenn sie mit den ersten Gästen vor Ort war. Sie
schrieb mit Feuer und Flamme, bis das Klingeln ihres Handys
sie aus der Arbeit riss. Es war ihr Freund Markus, der in vor-
wurfsvollem Ton fragte, wo sie denn bliebe. Er warte schon seit
einer Stunde bei den gemeinsamen Freunden auf sie. Das hatte
sie im Eifer des Gefechts total vergessen, und im Grunde woll-
te sie auch viel lieber diesen Entwurf zu Ende bringen – aber
das ging dann wohl doch zu weit, hatten die Freunde doch
extra gekocht. Sie versprach sofort zu kommen und schwang
sich zehn Minuten später in ein Taxi. Dort angekommen, um-
armte sie ihre Freunde, ein nettes Pärchen, das letztes Jahr
geheiratet hatte, und küsste Markus auf die Wange. Die Knut-
scherei in der Öffentlichkeit mochte sie nicht, überhaupt war
ihr zu viel Nähe nicht recht. Sie aßen und sprachen von allem
Möglichen, vor allem aber erzählte das frisch vermählte Paar
davon, wie sehr es sich auf sein Baby freue. Alex gähnte, sie
hatte gar nicht gewusst, dass Barbara schwanger war. Die Fra-
ge, wie es denn nun um sie beide stand, blieb natürlich nicht
aus. Markus erzählte zum hundertsten Mal die Geschichte, wie
Alex seinem Drängen nach Heirat und Familie immer wieder
auswich. Alex wollte früh gehen. Sie hatte morgen viel zu tun
und das Gerede über Familie und Kinder langweilte sie un-
gemein. Markus brachte sie noch nach Hause, er empfand sie
heute als noch unruhiger als sonst und wollte mit ihr reden.
Alex ließ noch schnell die Unterlagen des Reiseunternehmens
in die Schublade wandern. Sie hatte keine große Lust, mit ihm
zu schlafen, aber noch weniger wollte sie mit ihm reden. Zu
22
25. Beginn ihrer Beziehung war sie verrückt nach ihm gewesen, es
war fast kein Tag vergangen, an dem sie nicht übereinander
hergefallen waren. Inzwischen aber hatte sie mehr und mehr
ihre Leidenschaft für ihn verloren.
So war es aber im Grunde immer gewesen. Sie liebte es, sich
frisch zu verlieben, die ersten Dates, das erste Mal, die ers-
te Reise. Nach ein bis zwei Jahren, je nach Intensität, wenn
sich Routine einschlich, wurde es Alex zu anstrengend und zu
bieder. Einmal hatte sie eine Affäre mit einem verheirateten
Mann gehabt, sie trafen sich heimlich in allen Ländern dieser
Welt. Diese Beziehung hielt länger, denn die Routine blieb aus.
So richtig glücklich war sie mit ihm natürlich auch nicht ge-
worden, hatte sie sich doch immer als Nummer Zwei gefühlt.
Eine Positionierung, die für Alex auf Dauer nicht annehmbar
war. Wenn sie jetzt aber auf Markus blickte, der da etwas un-
beholfen im Sessel saß, dachte sie, dass es damals doch aufre-
gender gewesen war. Sie erschrak über ihre eigenen Gedanken,
doch sie war keine Frau, die sich selbst lange etwas vormachte.
„Was ist los, Alex?“, fragte Markus sie eindringlich.
„Ich gehe weg und baue in Afrika und Asien neue Klubho-
telanlagen mit einer speziellen Reiseidee für Singles auf. Ich
habe das Assessment-Center bestanden – als einzige von 350
Bewerbern. Ich werde morgen kündigen und sehen, dass ich
so schnell wie möglich bei EXCLUSIV-WELTREISEN anfangen
kann. Den Vertrag habe ich schon.“
Markus sah sie entsetzt und ein wenig verächtlich an. „Das
sagst du mir einfach so. Du hast nicht einmal erzählt, dass
du dich beworben hast, geschweige denn, dass du ein Vorstel-
lungsgespräch hattest. Was wird aus uns? Ich dachte, dir wäre
es ernst. Aber nein, Alex, dir ist es ja nie wirklich ernst. Wenn
23
26. es ernst wird, dann läufst du weg. Es ist dir doch klar, dass das
das Ende unserer Beziehung ist. Wie kannst du so egoistisch
sein und mich einfach vor vollendete Tatsachen stellen? Wir
hätten das miteinander besprechen können.“
„Ich dachte doch auch nicht, dass ich den Job bekomme“, er-
widerte sie etwas kleinlaut. „Aber jetzt, wo ich ihn habe, muss
ich diese Chance ergreifen. Das würde ich mir nie verzeihen, so
eine Chance nicht genutzt zu haben. Ich habe dort völlig freie
Hand im Aufbau von drei Klubanlagen in ganz unterschied-
lichen Landschaften.“
„Du hast bei all dem nicht einmal an uns gedacht, stimmt´s?“
„Markus, das muss doch erst mal gar nichts mit uns zu tun
haben. Wir können telefonieren, skypen. Ich muss auch be-
stimmt oft nach Hamburg und du kannst mich dort besuchen.
Das ist doch kein Problem.“
„Nein, Alex, für dich ist alles kein Problem, du packst deine
Koffer und wanderst von einem Leben in das nächste – ohne
Rücksicht auf Verluste oder die Gefühle anderer. Ich sehe das
anders. Für mich heißt Partnerschaft, die Dinge des Lebens ge-
meinsam zu planen und zu beschließen. Aber du weißt genau-
so wenig, was Planung ist, wie du weißt, was Partnerschaft ist.
Leb wohl, Alex. Alles Gute“, sagte er und ging zur Tür hinaus.
Alex blieb allein zurück. Als sie einen Anflug von Reue und
Trauer empfand, warf sie ganz schnell ihren Laptop an und
arbeitete weiter an ihren Ideen. Sie würde Markus schon wie-
der zurückerobern und wenn nicht, würde es einen anderen
Mann geben. Männer waren nie Mangelware in Alex‘ Leben.
24