Die Akteur-Netzwerk-Theorie - Eine Techniktheorie für das Lernen und Lehren m...
Einführung - Das Themenfeld „Lernen und Lehren mit Technologien“
1. MarBn
Ebner,
Sandra
Schön
und
Walther
Nagler
Einführung
Das Themenfeld „Lernen und Lehren mit Technologien“
Dieser
Beitrag
stellt
einen
ersten
EinsBeg
in
das
Themengebiet
des
Lernens
und
Lehrens
mit
Technologien
dar.
Was
wird
eigentlich
darunter
verstanden?
Als
zentrale
Begriffe
werden
das
technologiegestützte
Lernen
und
Lehren
(engl.
„technology-‐enhanced
learning“),
E-‐Learning
sowie
das
Lernen
mit
neuen
Medien
erklärt.
Auch
wird
in
die
pädagogischen
Grundbegriffe
aus
dem
Bereich
des
Lernens
und
Lehrens
sowie
in
Lerntechnologien
eingeführt.
Weil
das
Themen-‐
und
Forschungsfeld
des
technologiegestützten
Lernens
und
Lehrens
interdisziplinär
ist,
werden
die
wichBgsten
Zugänge
vorgestellt.
Die
zunehmende
Zahl
an
Lehrstühlen,
Forschungseinrichtungen
und
Studiengängen
werden
als
Indizien
für
eine
Konsolidierung
des
Themenfelds
als
Forschungsgebiet
interpreBert.
Die
gebotene
Kürze
verhindert
eine
ausführliche
Dis-‐
kussion,
insbesondere
der
Grundbegriffe.
Deshalb
möchten
wir
darauf
hinweisen,
dass
wir
hier
nur
ausge-‐
wählte
Zugänge
und
Meinungen
präsenBeren
können.
Quelle:
Ralf
Appelt,
URL:
hDp://www.flickr.com/photos/adesigna/2946164861/
[2011-‐01-‐10]
#grundlagen
#einfuehrung
#forschungsfeld
Version
vom
1.
Februar
2011
Für
dieses
Kapitel
wird
noch
ein
Pate
gesucht,
Jetzt Pate werden! mehr
InformaBonen
unter:
hDp://l3t.eu/patenschaG
2. 2
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
verstanden, welche zur Unterstützung des Lernens
1. Einleitung:
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
und Lehrens eingesetzt werden (Chan et al., 2006).
Es gibt einige deutschsprachige Sammelwerke und Dazu zählen beispielsweise:
Handbücher, die sich mit technologiegestütztem ▸ Präsentationstechnologien wie der Tageslichtpro-
Lernen und Lehren beschäftigen: Das sind teils Ein- jektor oder Diaprojektor,
führungen zum Online-Lernen (Issing & Klimsa, ▸ Kommunikationstechnologien wie Telefone oder
2008), Handbücher zum E-Learning (Hohenstein & Faxgeräte,
Wilbers, 2002 mit laufenden Aktualisierungen), aber ▸ Computertechnologien wie der Personal Com-
auch Bücher für Praktiker/innen mit Titeln wie zum puter und Laptops,
Beispiel „Innovative Lernsysteme“ (Kuhlmann & ▸ Internettechnologien wie E-Mail und das World
Sauter, 2008). Für Fachfremde nicht unmittelbar als Wide Web sowie auch
Veröffentlichung in diesem Bereich erkennbar sind
▸ Sensortechnologien wie RFID oder GPS bei Mo-
Bücher mit Titeln wie zum Beispiel das „CSCL-Kom-
biltelefonen.
pendium“ (Haake et al., 2004). Allen diesen Werken
gemeinsam ist, dass sie unterschiedliche Aspekte des
Lernens und Lehrens mit Technologien behandeln. Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
umfasst
alle
Dieses Lehrbuch stellt das Unterfangen dar, das ! Lern-‐
und
Lehrprozesse
sowie
-‐handlungen,
bei
denen
technische,
vor
allem
elektronische
(zumeist
auch
di-‐
Themenfeld als Lerntexte für Studierende aufzube- gitale)
Geräte
und
Anwendungen
verwendet
werden.
reiten. Wir haben dazu den Titel „Lehrbuch für Ein
besonderes,
aber
nicht
ausschließliches
Au-‐
Lernen und Lehren mit Technologien“ gewählt. genmerk
liegt
dabei
auf
Anwendungen
und
Geräte
der
Nun fällt die Entscheidung des Titels eines InformaBons-‐
und
KommunikaBonstechnologien.
solchen Werkes nicht ad hoc. Genau genommen,
geht es weniger um sogenannte „Technologien“, 2. Grundbegriffe
im
Themenfeld
worunter die „Wissenschaft zur Technik“ verstanden Was bedeuten Begriffe wie „technologiegestütztes
wird, sondern um Technik, also technische Geräte, Lernen“, „E-Learning“ oder „Lernen mit neuen
vor allem um elektronische (und heute primär auch Medien“? Erwartungsgemäß werden die zahlreichen
digitale) Geräte und Hilfsmittel. Wir hatten auch in Begriffe im Themenfeld variantenreich eingesetzt,
Erwägung gezogen, im Lehrbuchtitel von „Technik“ dennoch entwickelte sich hier in den letzten zwanzig
zu sprechen. Im Themenfeld hat sich jedoch im Jahren ein gewisser Konsens in der Verwendung der
deutschsprachigen Raum die Bezeichnung „Techno- Begriffe und welche Technologien dabei im Einsatz
logien“ durchgesetzt: Die englische Sprache domi- sind.
niert hier die wissenschaftliche Kommunikation und
Der
Begriff
„Technologiegestütztes
Lernen“
bzw.
„Tech-‐
kennt keine Unterscheidung zwischen „Technik“ und
nology-‐Enhanced
Learning“
„Technologie“. In der internationalen, englischspra-
chigen Diskussion ist von „technologies“ die Rede. Der Begriff des „Technology-Enhanced Learning“
Auch im Deutschen spricht man heute selten vom – beziehungsweise des „technologiegestützten
eigentlich korrekten – Lernen und Lehren mit Lernens“ (oder „technologisch gestützten Lernens“)
Technik, sondern vom Lernen und Lehren mit Tech- ist der Begriff, welcher die weiteste Spanne von Tech-
nologien. nologien umfasst, mit deren Hilfe Aktivitäten des
Lernens unterstützt werden. Immer, wenn in einer
Bevor
Sie
weiterlesen,
haben
wir
eine
BiDe
an
Sie: Lern- oder Lehrsituation Technologien zum Einsatz
? BiDe
nehmen
Sie
sich
kurz
Zeit
und
formulieren
Sie
schriGlich,
an
welche
Technologien
Sie
beim
Lernen
kommen, kann vom technologiegestützten oder tech-
nologisch gestützten Lernen gesprochen werden
und
Lehren
mit
Technologien
denken. (Dror, 2008). Dies ist beispielsweise also auch dann
der Fall, wenn im Unterricht ein Film gezeigt wird
Die Liste der Technologien, die beim Lernen und oder ein Schulkind eine Klassenkameradin anruft, um
Lehren eingesetzt werden, ist lang und entwickelt sich Unterstützung bei der Hausaufgabe zu erhalten.
ständig weiter. Es ist nicht trivial zu definieren,
Der
Begriff
„E-‐Learning“
welche Technologien Lerntechnologien sind und
welche nicht (Dror, 2008). Unter Lerntechnologien Der Begriff „E-Learning“ ist im Englischen wie im
werden oft primär digitale Geräte und Anwendungen Deutschen geläufig. Das „E“ steht dabei, wie auch
bei der „E-Mail“ als Abkürzung des Wortes „elec-
tronic“, also „elektronisch“. Wenn Forscher/innen
3. Einführung.
Das
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien—
3
und Praktiker/innen aus dem Bereich des technolo- übertragen oder vermittelt werden. Beispiele für
giegestützten Lernens von ihrem Arbeitsfeld be- Medien sind Massenmedien wie das Fernsehen oder
richten, fällt häufig das Schlagwort „E-Learning“. das Radio sowie die traditionellen Printmedien wie
Darunter wird jedoch nicht unbedingt Einheitliches Zeitungen und Bücher. Diese Medien sind das tradi-
verstanden. tionelle Arbeitsgebiet der Medienpädagogik (siehe
Das erste Mal fiel der Begriff „E-Learning“ ver- Kapitel #medienpaedagogik). Wenn von „neuen“
mutlich mit der Einführung von ersten Computeran- Medien die Sprache ist, wird derzeit in der Regel auf
wendungen die Lernende unterstützten, beispiels- das Internet und Webtechnologien Bezug ge-
weise Wortschatztrainer. Diese ersten Computerlern- nommen. Mit den Medienwissenschaften gibt es
programme (engl. „computer based training“, CBT) einen eigenen Zugang mit zahlreichen unterschied-
erlaubten keine Interaktion mit anderen Lernenden lichen theoretischen Postionen, wie diese neuen
oder Lehrenden. Mit der Einführung des Internets Medien Gesellschaft gestalten und wie die Gesell-
und später des World Wide Webs wurden die Mög- schaft Medien gestaltet (siehe Kapitel #medien-
lichkeiten eines weltweiten Zugangs zu solchen An- theorie).
geboten genutzt sowie auch die Interaktion und der Für die Medieninformatik ist die Sicht auf Medien
Austausch mit anderen Benutzer/innen gefördert: übrigens nicht auf Massenmedien eingeschränkt
Während zunächst Selbstlernmaterialien im Vorder- (Malaka et al, 2009): Aus dieser Sicht sind zum Bei-
grund standen, entwickelten sich schnell interaktive spiel Speichermedien wie die Festplatte des PC oder
Formate, wie beispielsweise virtuelle Seminare, also der USB-Stick ebenfalls anzuführen.
Lehrveranstaltungen, die im Wesentlichen auf dem
Vergleich
der
Begriffe
textbasierten Austausch der Teilnehmer/innen be-
ruhten. Wir haben versucht, die jeweiligen Technologien, die
bei Verwendung der drei vorgestellten Begriffe „mit-
gedacht“ werden, in Abbildung 1 zu visualisieren.
Der
Begriff
des
E-‐Learning
wird
häufig
dann
ver-‐
Das Verständnis der Begriffe ist jedoch nicht ein-
! wendet,
wenn
Computer
in
Netzwerken
(insbe-‐
sondere
des
Internets)
zum
Einsatz
kommen
und heitlich.
diese
Technologien
die
technische
Basis
für
die
Lern-‐
und
Lehrhandlungen
bilden.
So wird der Begriff E-Learning von einigen für
das weite Feld von elektronischen Anwendungen, sei
es das Telefon, der Videoprojektor, bis hin zum In-
ternet verstanden; es deckt damit weitestgehend das
Feld wie der obige Begriff des technologiegestützten
Lernens ab (Kerres, 2001).
Häufiger wird der Begriff „E-Learning“ aber
enger verwendet, nämlich für Lernsituationen bei
denen mit dem Computer und dem Internet gelernt
wird. Wird von „E-Learning“ gesprochen, beschränkt
sich das Verständnis häufig auf Lern- und Lehrsitua-
tionen des Fernunterrichts und des verteilten Lernens
im Internet oder mit anderen vernetzten Geräten wie
den Mobiltelefonen.
Lernen
mit
neuen
Medien
Abbildung
1:
Begrifflichkeiten
und
von
welchen
Schließlich möchten wir in unserem Zusammenhang Technologien
dann
(meistens)
gesprochen
wird
noch auf einen dritten Begriff eingehen; auf das
Lernen und Lehren mit „neuen Medien“. „Medium“,
aus dem Lateinischen abgeleitet, bedeutet „in der Deckt
sich
Ihr,
bei
der
obigen
Frage
formuliertes,
Ver-‐
Mitte“ oder „Mittler“. Wenn also die Medienpäd-
agogik oder die Medieninformatik über Medien
? ständnis
vom
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
mit
einem
der
drei
Begriffe
und
deren
Bezugstechno-‐
spricht, dann sind Kanäle oder Systeme gemeint, logien?
Worin
gibt
es
ÜbereinsBmmungen,
wo
weicht
über die Daten oder Informationen gespeichert, Ihre
DefiniBon
ab?
4. 4
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Zusätzlich gibt es eine Reihe enger gefasster, also grammen und Lehrplänen werden so konkrete Er-
auf einige Technologien beschränkte Begriffe des ziehungs- und Bildungsziele oder auch angestrebte
technologiegestützten Lernens, wie beispielsweise das „Schlüsselqualifikationen“ und Kompetenzen ge-
mobile Lernen mit Mobiltelefonen und anderen nannt (Tippelt & Schmidt, 2005).
portablen Geräten (engl. „mobile learning“;
m-Learning; siehe Kapitel #mobil) oder auch das
Beim
technologiegestützten
Lernen
werden
AkBvi-‐
Online-Lernen für das internet- bzw. intranetge-
stützte Fernlernen (siehe Kapitel #fernunterricht). ! täten
von
Lernenden
unterstützt,
die
in
einer
Verbes-‐
serung
des
Verhaltens
(des
Wissens,
der
Kompe-‐
Auch gibt es Begriffe technologiegestützten tenzen)
resulBeren.
Lernens, die nicht auf die Nutzung ausgewählter
Technologien hinweisen. Vielfach wird im Bereich
des technologiegestützten Lernens auf bestimmte In den letzten zehn Jahren wird häufig auf das so-
Methoden abgezielt. So steht CSCL für das compu- genannte „informelle Lernen“ verwiesen. Es grenzt
tergestützte kooperative Lernen (engl. „computer sich vom sogenannten „formalen Lernen“, also dem
supported collaborative learning“). Damit haben wir institutionell organisierten Lernen ab und wird in der
auch aufgeklärt, worum es sich beim einführend er- Regel für den gesamten Bereich des „nicht institu-
wähnten „CSCL-Kompendium“ handelt. Oder hatten tionell organisierten“ Lernens verwendet (Frank et
Sie das gewusst? al., 2005). Es gibt dabei jedoch auch hier eine Reihe
unterschiedlicher Definitionen mit feinsinnigen Un-
3. Lernen
und
Lehren
terscheidungen (Dohmen, 2001). Im englischspra-
Wir haben es bisher gewissermaßen vorausgesetzt, chigen Raum, maßgeblich durch ein Memorandum
aber was ist das eigentlich, das „Lernen“ und das der Kommission der Europäischen Gemeinschaft
„Lehren“? Was wird darunter aus wissenschaftlicher (2000) bestärkt, ist sogar eine dreiteilige Unter-
Perspektive verstanden? scheidung gängig: „formal learning“, „non-formal
learning“ und „informal learning“ (ebenda, S. 9).
Lernen:
umfassend
und
lebenslang
Nach diesem Verständnis wird unter „informellem
Erklärungen und Theorien zum Lernen werden vor Lernen“ das Lernen als „natürliche Begleiter-
allem in der Psychologie entwickelt und überprüft. scheinung des täglichen Lebens“ verstanden, unter
Lernen wird dabei als eine Veränderung im Verhalten „non-formalem Lernen“ vor allem selbstgesteuertes
beschrieben. Aus Sicht der Psychologie ist das Lernen Lernen (ebenda).
ein Prozess, der zu relativ stabilen Veränderungen im Ein weiterer zentraler Lernbegriff in der Dis-
Verhalten oder im Verhaltenspotenzial führt und auf kussion des technologiegestützten Lernens ist das so-
Erfahrung aufbaut, aber beispielsweise nicht auf Rei- genannte lebenslange Ler nen (engl. „lifelong
fevorgänge oder Ermüdungen zurückzuführen ist learning“). Darunter versteht man nicht die Einsicht,
(Zimbardo & Gerrig, 1996, 206). Was gelernt wurde, dass man lebenslang lernt, sondern die Aufforderung,
ob es eine Verbesserung oder Verschlechterung des dass man das ganze Leben lang lernen soll (Smith,
Verhaltens gibt, spielt dabei nach diesem Verständnis 1996). Der Ausdruck „lifelong learning“ soll erstmals
keine Rolle (Schaub & Zenke, 2004, 352): Verän- in dem von der so genannten „Faure-Kommission“
derung kann dabei das Erlernen aber auch Verlernen im Auftrag der UNESCO verfasstem Buch „Learning
beziehungsweise die Anpassung oder Fehlanpassung to be“ (Faure et al., 1972) verwendet worden sein
bedeuten. Menschen „lernen“ in diesem Sinne zum (Knapper, 2001, 130). Auch hier ist die Kommission
Beispiel durch Werbung möglicherweise ein anderes der Europäischen Gemeinschaft ein Treiber der Dis-
Kaufverhalten. kussion. Sie betonte in ihrem Memorandum im Jahr
Beim technologiegestützten Lernen geht es jedoch 2000, dass lebenslanges Lernen nicht nur über die
in aller Regel nicht um „irgendein“ Lernen oder ir- zeitliche Lebensspanne der Menschen andauern,
gendeine Verhaltensänderung, sondern um konkrete sondern gleichzeitig auch lebensumspannend sein soll
Verbesserungen des Wissens, des Verhaltens und der (Europäische Kommission, 2000, 9) und initiierte ein
Kompetenzen. Lernen soll hier dazu führen, sich gleichnamiges Forschungsprogramm („lifelong
bestmöglich zu entwickeln (Faulstich, 2005, 14). Nor- learning programme“).
mative Überlegungen spielen auch beim technolo-
Lehren:
Unterricht
und
DidakJk
giegestützten Lernen eine wichtige Rolle: Was sollen
die Lerner/innen, also Schüler/innen, Student/innen Bei denjenigen, die andere beim Lernen unterstützen,
oder Arbeitnehmer/innen, lernen? In Bildungspro- spricht man von Lehrenden und Unterrichtenden.
5. Einführung.
Das
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien—
5
Lehrende gibt es in allen Bildungsbereichen, bei- wurden „Lernmaschinen“ entwickelt, die den Lehrer
spielsweise Kindergärtner/innen, Lehrer/innen, Aus- unterstützten sollten. In einer damaligen Darstellung
bilder/innen in Betrieben und Berufsschulen sowie heißt es dazu (Wilden, 1965, 98): „Lehrermangel und
auch in großer Zahl in der Erwachsenenbildung. Leh- überaltete Lernformen scheinen der Forderung recht
rende werden dann dort auch als Coach, Trainer/in, zu geben, wenigstens die Übungs- und Wiederho-
Tutor/in, Dozent/in manchmal auch als Berater/in lungsvorgänge Maschinen zu überlassen, die den di-
bezeichnet. daktischen Gesamtvorgang in Einzelschritte zerlegen
Was gute Lehre, guten Unterricht ausmacht ist Ge- […] Ein Lernprogramm führt auch bei Versagen des
genstand der Didaktik. Unterschiedliche Traditionen Schülers mit Hilfe mechanischer Vorgänge und Aus-
konkurrieren hier ebenso wie auch begriffliche Ab- lösungen zu erneuter Übung und Erfassung von Teil-
grenzungen. So hat Comenius im 17. Jahrhundert vorgängen, schließlich zum Lernerfolg“. In den
den Begriff „Didaktik“ in Abgrenzung zur „Ma- letzten Jahrzehnten hat sich durch die Computer-
thetik“, der Lehre des Lernens verstanden (Co- und Internettechnologie und die damit verbundenen
menius, 1657). Heute wird Didaktik nach Klafki als Kommunikationsformen vieles getan. So gibt es wei-
eher theoretische Begründung des konkreten pädago- terhin eine Reihe von Einsatzmöglichkeiten, die Leh-
gischen Handelns, des Wissens über das „wie?“, kurz rende entlasten. Ein wesentliches Merkmal webba-
zur „Methodik“ gesehen (Klafki, 1991). sierter Anwendungen sind aber nun Kommunikation
Was gute Lehre ist, wird von unterschiedlichen und Kollaboration. Die entsprechenden Anwen-
Teildisziplinen und Richtungen unterschiedlich be- dungen eröffnen dadurch für Lernende und Leh-
antwortet. So werden didaktische Empfehlungen rende vor allem solche neuen Kommunikationswege.
häufig auf (einzelnen) Lerntheorien und entspre-
chenden Erkenntnissen der pädagogischen Psycho-
Sie
haben
bereits
auf
vielfälBge
Weise
gelernt
und
logie aufgebaut (siehe Kapitel #lerntheorie). Aber
auch aus bildungstheoretischen Überlegungen, die ? waren
eventuell
auch
als
Lehrende/r
im
Einsatz.
Sammeln
Sie
für
sich
oder
in
der
Gruppe
einige
Bei-‐
den Menschen „als Ganzes“ in seiner Persönlichkeit spiele,
wie
dabei
Technologien
eingesetzt
wurden.
begreifen und ihn bei seiner Entwicklung seiner Per-
sönlichkeit unterstützen wollen, werden Ableitungen Online-‐Lernen
und
Blended
Learning
für guten Unterricht erstellt. Heute gibt es zahlreiche unterschiedliche Formen des
Technologien im Unterricht wirken sich auf die Einsatzes von Technologien im Unterricht. In reinen
Methodik wie die Didaktik aus. Bei der Methode Online-Lernsituationen werden zum Beispiel Lern-
„Frontalunterricht“ konnten so, ergänzend zum Ta- materialien im Internet zur Verfügung gestellt, in Dis-
felbild und Kartenmaterial, beispielsweise durch Dia- kussionsforen mit anderen gelernt oder E-Mails mit
projektoren Fotos im Unterricht vorgeführt werden. Tutorinnen und Tutoren ausgetauscht. Der einzelne
Mit zunehmender Integration von Technologien wie Lernende sitzt dabei also alleine am Computer oder
dem computer- und webgestützten Lernen, können einem anderen „Endgerät“, lernt aber nicht notwen-
Technologien nicht mehr nur „als Ergänzung“ be- digerweise isoliert, sondern im intensiven Austausch
trachtet werden, sondern werden mit ihren Gestal- mit anderen Lernenden und Lehrenden. Im Vergleich
tungs- und Einsatzmöglichkeiten ein wichtiges zu Präsenzveranstaltungen ermöglicht reines Online-
Element didaktischer und methodischer Überle- Lernen außerhalb der üblichen Seminarzeiten und zu
gungen sowie Entscheidungen. Beispielsweise er- eigens festgelegten Zeiten zu lernen. Gleichzeitig
öffnen sie Spielräume für differenzierten, also auf aber fordert der, im Vergleich zum Präsenzunterricht,
unterschiedliche Bedürfnisse der Lernenden abge- unverbindliche Charakter einer solchen Lernsituation
stimmten, Unterricht oder auch für neue Formen der große Motivation und Selbstdisziplin seitens der
Zusammenarbeit: Das gleichzeitige gemeinsame Lerner/innen. Manchmal werden durch das Lernen
Schreiben eines Textes ist auf herkömmliche Weise, über das World Wide Web auch Szenarien möglich,
auf dem Papier, kaum möglich. die mit realen Treffen nicht zu organisieren und zu fi-
nanzieren wären: Online-Veranstaltungen mit Teil-
4. Szenarien
des
Einsatzes
von
Technologien
nehmenden aus der ganzen Welt, zum Beispiel Mut-
Ein
kurzer
Rückblick tersprachler/innen, die auf einer Sprachlernplattform
Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Technologien Unterstützung geben.
Unterrichtsmittel, die den Lehrenden im Fern- und In der Praxis werden Online-Phasen und Präsenz-
Präsenzunterricht entlasten und ersetzen sollten. Mit unterricht häufig kombiniert beziehungsweise abge-
dem sogenannten „programmierten Lernen“ wechselt. Man spricht dann vom „Blended
6. 6
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Learning“ (auf deutsch „gemischtes Lernen“). Blen- sich das mit einem Schaschlik-Spieß visualisieren,
ded-Learning-Szenarien werden aus unterschied- auf den sich Wurstscheiben (Präsenzphasen) mit
lichen Motiven eingesetzt. Den Präsenzunterricht er- Gemüse (Online-Phasen) abwechseln.
gänzende Online-Phasen werden als Möglichkeit ge- ▸ Und weil es auch Arrangements ohne Präsenzun-
sehen, das individuelle, selbstorganisierte und arbeits- terricht gibt, also bildlich gesprochen, keine Wurst
platznahe Lernen zu begleiten und zu unterstützen. vorhanden ist, wird reines Online-Lernen schlus-
Auch wird durch Online-Phasen das Lernen aus dem sendlich mit einem Gemüsespieß dargestellt.
Seminarraum in die Arbeits- und Lebenswelt der Ler-
nenden hinausgetragen; der Transfer des Gelernten Wie beim Grillen sind schließlich beim Einsatz von
gelingt unter Umständen leichter. Schlussendlich wird Technologien weitere zahlreiche Kombinationen
Online-Unterricht auch eingesetzt, um oft teureren möglich. Die einzelnen Möglichkeiten sind dabei
Präsenzunterricht zu sparen. ohne Wertigkeit zu sehen; die Entscheidung was gut
passt und besser schmeckt, ist den Lernenden und
Zahlreiche
Mischformen:
Die
Barbecue-‐Typologie
Lehrenden zu überlassen.
Im Bildungsalltag gibt es nicht immer und aus-
schließlich reine Präsenzphasen ohne Technolo-
gieeinsatz oder reine Online-Phasen. Techno-
logien, insbesondere webbasierte Werkzeuge und
Systeme werden auch im Präsenzunterricht einge-
setzt, zum Beispiel wenn mit dem Internet recher-
chiert wird. Auch werden in Schulen und insbe-
sondere Hochschulen häufig webbasierte Lernma-
nagementsysteme eingesetzt (siehe Kapitel #systeme,
#infosysteme #schule #hochschule). Lernende er-
halten dort ergänzende Materialien, zum Beispiel Prä-
sentationsunterlagen, führen dort unterrichtsbeglei-
tende Diskussionen oder finden dort Lernaufgaben,
deren Lösungen wiederum über das System den Leh-
renden zugänglich gemacht werden.
Vielfältige Lernsituationen mit Technologien sind
bekannt, ohne dass sich dafür Bezeichnungen durch-
gesetzt haben. Wir haben versucht, ein geeignetes
Bild zu finden um die unterschiedlichen Formen an-
schaulich zu beschreiben. Mit einem Augenzwinkern
machen wir uns das Bild der Grillwurst und ihrer un-
terschiedlichen Zubereitungsformen zu eigen und
nennen die Darstellung folglich Barbecue-Typo-
logie des Lernen und Lehrens mit Technologien:
▸ Wie in Abbildung 2 dargestellt, wird der traditio-
nelle, „technologiefreie“ Präsenzunterricht mit
einer Bratwurst verglichen. Manche mögen sie pur.
▸ Präsenzunterricht kann durch den Einsatz von
Technologien angereichert werden. Bildlich darge-
stellt durch Senf- oder Ketchup-Kleckse.
▸ In Schulen und Hochschulen wird der Präsenzun- Abbildung
2:
Barbecue-‐Typologie
terricht durch die Lernmanagementsysteme konti-
nuierlich begleitet sowie durch weiteren Technolo-
gieeinsatz erweitert. Im Bild wird die Bratwurst,
der pure Präsenzunterricht, von einem Brötchen Allgemein
gibt
es
keine
„guten“
oder
„besseren“
umgeben und in Senf beziehungsweise Ketchup ! Formen
des
Technologieeinsatzes
und
des
Wechsels
von
Online-‐
und
Präsenzphasen.
Die
Entscheidung
gebettet. Es ergibt sich ein Hot Dog.
was
gut
passt
und
besser
schmeckt,
ist
den
Lernenden
▸ Wechseln sich Phasen des Online-Lernens mit und
Lehrenden
zu
überlassen.
Präsenzphasen ab (das „Blended Learning“), lässt
7. Einführung.
Das
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien—
7
stalten und mitmachen kann, wird es auch gerne als
5. Aktuell
in
der
Diskussion:
„E-‐Learning
2.0“
„Mitmach-Web“ bezeichnet. Gerade diese Vereinfa-
Ein Schlagwort, um welches man zum Zeitpunkt der chung und Potenzierung des Gemeinschaftlichen un-
Veröffentlichung des Lehrbuchs nicht herumkommt, terstreicht die Bezeichnung des Web 2.0 als „soziale“
auch wenn es langsam an Resonanz verliert, ist der und weniger „technische Revolution“ (Downes,
Begriff „Web 2.0“. Das Web 2.0 hat das Lernen und 2005). Man spricht darüberhinaus auch von der kol-
die Vorstellung darüber wie gelernt werden kann, lektiven Intelligenz (O'Reilly, 2005), von der Weisheit
stark beeinflusst und beflügelt. der Vielen (Surowiecki, 2005) und von der Kultur der
Amateure (Keen, 2007). Das „Times Magazin“ griff
Web
2.0
diese Entwicklung frühzeitig auf, indem es im Jahr
Der Begriff „Web 2.0“ soll auf Scott Dietzen, einem 2006 „You – the Internet User“ als Person des Jahres
ehemaligen Mitarbeiter bei Bea Systems, zurückgehen kürte (Grossman, 2006).
und wurde erstmalig im Dezember 2003 in der US-
Ausgabe „Fast Forward 2010 – The Fate of IT“ des 1989
träumt
Tim
Berners-‐Lee,
der
als
der
bedeutende
CIO-Magazins von Eric Knorr in der Öffentlichkeit
verwendet (Knorr, 2003). Mit der ersten Web-2.0-
! Vordenker
des
World
Wide
Web
gilt,
von
einem
In-‐
ternet,
in
und
über
welches
jede/r
mit
jedem/r
alles
Konferenz im Herbst 2004 in San Francisco, veran- teilen
kann
(Berners
Lee,
1989);
mit
dem
„Web
2.0“
ist
staltet von Tim O'Reilly (gemeinsam mit Dale dieser
Traum
ein
Stück
mehr
Realität
geworden.
Dougherty), erlangte der Begriff den internationalen
Durchbruch. 2005 wird er in einem Artikel auch von Als Basis, oder vielleicht besser Wegbereiter, zur
O´Reilly (2005) benannt. Er definierte das Web 2.0 Web-2.0-Entwicklung greifen wir zwei Aspekte
dabei nicht als eine „neue Technologie“ sondern eine heraus: einerseits die bereits seit 1995 bestehende
neue Art, eine neue Haltung (engl. „attitude“), wie Technologie RSS (Really Simple Syndication; siehe
Benutzer/innen mit dem Internet umgehen. Internet- Kapitel #webtech) und andererseits das erste erfolg-
nutzer/innen sind nicht mehr bloß Leser/innen stati- reiche Großprojekt der neuen Zusammenarbeit im
scher Webseiten, sondern können diese oftmals mo- Internet, Wikipedia (siehe Kapitel #kollaboration).
difizieren, ohne dass hierzu Kenntnisse von zusätz- RSS ermöglicht stark simplifiziert eine weitestgehend
lichen Programmiersprachen nötig wären. Zu Beginn automatisierte Verbreitung von Inhalten auf Basis
des World Wide Web kam man nicht herum, die einer XML-Struktur. Über einen sogenannten RSS-
dafür notwendigen HTML-Kenntnisse zu erlernen Feed können Veränderungen auf Webseiten einfach
(siehe Kapitel #hypertext, #fernunterricht). Die Wei- beobachtet werden. Die Online-Enzyklopädie Wiki-
terentwicklung von Internettechnologien und ent- pedia (gegründet im Jahre 2000 durch Jimmy Wales,
sprechend einfachen Benutzeroberflächen macht es aus dem sogenannten Nupedia-Projekt hervorge-
nun vergleichsweise einfach, sich zu beteiligen: Selbs- gangen) stellte den Beginn des Gesinnungswandels
terstellte Mediendateien wie Fotografien oder Ton- im Verhalten zum Internet dar; private Personen er-
aufnahmen können unter anderem über gemeinsame klärten sich freiwillig dazu bereit, ihr Wissen einer
Plattformen im Internet zur Verfügung gestellt Enzyklopädie zum Gemeinwohl aktiv zur Verfügung
werden; man tauscht sich mit Schulkameraden und zu stellen. Dies veränderte nachhaltig die Art und
Kolleginnen in sozialen Netzwerken aus. Weise, wie man über das Internet dachte und es auch
Die für die Entwicklung notwendigen Internet- verwendete (Ebner et al., 2008). Heute verfügt Wiki-
technologien (siehe Kapitel #webtech) traten bei der pedia zum Beispiel allein in der deutschsprachigen
Debatte über „Web 2.0“ per Definition (O'Reilly, Version über mehr als 1,1 Millionen Einzelartikel
2005) in den Hintergrund. Dies erklärt auch, dass (Stand Januar 2011) und hat alle vormals bedeut-
man beim Versuch das Web 2.0 an einzelnen Ent- samen gedruckten Enzyklopädien vom Markt
wicklungen dingfest zu machen, unweigerlich auf ein überholt.
anwachsendes Sammelsurium an Möglichkeiten stößt, Trotz der eher „nicht-technischen“ Grundbe-
denen allen aber gemeinsam ist, dass der Fokus auf schreibung des Web 2.0 gibt es Typen von Anwen-
Interaktion (Kommunikation, Arbeiten, Teilen) der dungen, die als Web-2.0-Anwendungen beschrieben
Benutzenden liegt, unabhängig von einzelnen Pro- werden. Wir stellen sie hier kurz vor:
grammiersprachen und Plattformen. ▸ Wikis sind Content-Management-Systeme und
Das Web der Inhaltskonsumenten wurde zu einem bestehend aus Webseiten, deren Inhalte von meh-
Web von miteinander kommunizierenden Inhaltspro- reren Benutzer/innen gemeinsam (kollaborativ),
duzenten. Weil nun jede/r (relativ) einfach mitge- aber nicht gleichzeitig bearbeitet werden können.
8. 8
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Kennzeichnend für Wikis sind die integrierte Ver- E-‐Learning
2.0
sionskontrolle und die Linkkonsistenz. Wikis Die Entwicklungen rund um Web 2.0 und den ge-
werden oft als Wissenskompendien oder als ein- nannten Anwendungen haben auch die Diskussion
faches Wissensmanagmentsystem eingesetzt (siehe im technologiegestützten Lernen entfacht: 2005 pos-
Kapitel #kollaboration). tulierte Stephen Downes im eLearn Magazine den
▸ Weblogs sind Webseiten mit mehr oder weniger Begriff „E-Learning 2.0“ (Downes, 2005) und be-
regelmäßig neu erscheinenden Einträgen, chrono- schreibt dabei, wie sich aus seiner Sicht mit den
logisch mit dem neuesten beginnend sortiert. Den Werkzeugen des Web 2.0 das Lernen verändert. Wie
Strom an Artikeln eines Weblogs (engl. „stream“) beim Begriff Web 2.0 spielt auch bei E-Learning 2.0
können Leser/innen kommentieren und durch die der soziale Aspekt, der aktive und kollaborative
zur Verfügung gestellten permanten Links mit an- Umgang mit neuen Medien zu Lern- und Lehr-
deren Webseiten verknüpfen. Microblogging- zwecken eine entscheidende Rolle.
Systeme, die nur kurze Nachrichten mit maximal E-Learning findet nach Downes (2005) nicht mehr
140 Zeichen unterstützen, allen voran Twitter, ausschließlich auf einer eingeschränkt zugänglichen
haben in den letzten Jahren an Popularität ge- Lernplattform statt, von der Lernende von Leh-
wonnen (siehe Kapitel #blogging). renden bereitgestellte Unterlagen herunterladen oder
▸ Podcasts sind Audiodateien und Videos (all- in einem Chat oder Diskussionsforum miteinander
gemein Multimediadaten) die mit Hilfe der RSS- Inhalte diskutieren können. Beim E-Learning 2.0
Technologie abonniert werden können, das heißt haben die aktive Erstellung und Nutzung von Wikis,
automatisiert an Endgeräte wie dem Computer Weblogs, Podcasts, sozialen Netzwerke und Medien-
oder dem Mobiltelefon übertragen und dort abge- plattformen Einzug gehalten. Gemeint ist hier also
spielt werden können (siehe Kapitel #educast). nicht die Recherche bei Wikipedia, sondern beispiels-
▸ Soziale Netzwerke werden Internetplattformen weise das gemeinsame Erstellen von Inhalten in
genannt, welche die Vernetzung der Benutzer/ einem Wiki-System (siehe Kapitel #kollaboration).
innen mit alten und neuen Bekannten erlauben „E-Learning 2.0“ bezieht sich dabei auch nicht
und deren Kommunikation unterstützen, so dass ausschließlich auf den Einsatz von Web-2.0-Techno-
zum Beispiel auch „Bekannte von Bekannten“ logien beim Lernen und Lehren, sondern bezeichnet
mitlesen können. Zu den populären sozialen Netz- auch viele weitere beobachtbare Prozesse und Ent-
werken gehören zur Zeit im deutschsprachigen wicklungen: In Online-Gemeinschaften, die sich bei-
Raum Facebook, StudiVZ und LinkedIn. spielsweise in Sozialen-Netzwerk-Systemen wie Fa-
▸ Medienplattformen erlauben schließlich das Ver- cebook finden, tauscht man sich mit anderen Interes-
öffentlichen eigener Multimedia-Dateien im World sierten aus, Lernende erstellen selbst Webseiten, Pod-
Wide Web. Bekannte Plattformen sind dabei für casts oder Videos. Allgemein stehen immer mehr
Videos YouTube.com, für Fotos Flickr.com, für Lernmaterialien zur freien Verfügung im Netz.
Präsentationen Slideshare.com und für Links, die Lernen findet nicht mehr in geschützten Räumen
man sich merken möchte, Delicious.com. Auch statt, sondern wird öffentlich, die Lernenden können
gibt es eine Reihe von kollaborativen Anwen- (und müssen) größere Selbststeuerung und -organi-
dungen, die Benutzenden helfen, miteinander über sation übernehmen und die Rolle der Lehrenden
das Internet Dateien auszutauschen, online zu be- wandelt sich vom unterrichtenden Experten zur
arbeiten oder einfach zu speichern (siehe Kapitel Lernbegleiterin und zum Lernbegleiter – um nur
#kollaboration, #literatur). einige der genannten Aspekte zu nennen. (Kerres,
2006; Ebner, 2007, Bernhardt & Kirchner, 2007)
Wie vielseitig das Web 2.0 bzw. der Begriff des E-
Um
die
rasante
Entwicklung
und
Bedeutung
des
Web Learning 2.0 ist, zeigt sich auch an den Themen und
? und
des
Web
2.0
auf
das
persönliche
Leben
zu
er-‐
fassen,
versuchen
Sie
eine
Chronologie
ihrer
eigenen
Aspekten dieses Lehrbuchs. Dennoch ist es weiterhin
nur ein Bereich des großen Felds des Einsatzes von
Erfahrungen
und
Verhaltensweisen
in
Bezug
auf
den
Themenkomplex
Internet,
KommunikaBon
und
Mobi-‐ Technologien für das Lernen und Lehren.
lität
auf
einer
Zeitachse
nachzuzeichnen.
Wann
haben
Sie
Ihr
erstes
Mobiltelefon
verwendet?
Wann
waren
Sie
das
erste
Mal
im
Internet?
Seit
wann
sind
Sie
Mit-‐ Der
Begriff
„E-‐Learning
2.0“
beschränkt
sich
nicht
auf
glied
in
einem
sozialen
Netzwerk,
zum
Beispiel
Fa-‐
cebook?
Wann
haben
Sie
sich
dazu
entschlossen,
! die
Verwendung
der
Werkzeuge
des
sogenannten
„Web
2.0“,
sondern
beinhaltet
auch
die
veränderten
erstmals
etwas
von
ihnen
selbst
ins
Internet
zu Beteiligungsmöglichkeiten
und
Auswirkungen
für
das
stellen?
Lernen
(und
Lehren).
9. Einführung.
Das
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien—
9
6. Ein
interdisziplinäres
Forschungsfeld entsprechen. Zuverlässigkeit und Persistenz solcher
Das technologiegestützte Lernen und Lehren ist ein Systeme sind dabei deren Maßstab. Das Fachgebiet
junges, interdisziplinäres Forschungsfeld, das sich zu- der Medieninformatik ist als Teilgebiet der Infor-
nehmend, durch entsprechende Forschungseinrich- matik erst Anfang der 1990er Jahre entstanden und
tungen und Aus- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten, behandelte zunächst die Digitalisierung von Texten,
als eigenständiges Fachgebiet konsolidiert. Bildern, Audio- sowie Videodaten, also den Bereich
Multimedia. Herczeg (2007, 1) beschreibt, dass sich
Bezugsdisziplinen
die Medieninformatik heute „mit der Entwicklung
Das Fachgebiet wird im Wesentlichen von zwei Dis- und Nutzung interaktiver Systeme und Medien be-
ziplinen stark beeinflusst, der pädagogisch-psycholo- fasst“ und weist darauf hin, dass die wesentliche
gischen Forschung und der Informatik. Aufgabe darin besteht, „die Analyse, Konzeption,
D i e Erziehungswissenschaften und die päda- Realisierung, Bewertung und Verbesserung der
gogische Psychologie interessieren die Bedin- Schnittstellen zwischen multimedialen Computersys-
gungen und Erfolge von Lern- und Lehraktivitäten. temen und Menschen, die diese in ihren unterschied-
Pädagogisch-psychologische Fragestellungen unter- lichen Kontexten im Rahmen von Arbeit, Bildung
suchen so die Effekte der didaktischen Gestaltung oder Freizeit als Konsumenten oder Produzenten
oder der Voraussetzungen der Lernenden. Ursprüng- nutzen möchten“ zu untersuchen. Der Computer
lich war in der Lehr-/Lern-Forschung die Beschäf- wird dabei nicht auf seine ursprüngliche Rolle als
tigung mit Technologien und Medien ein Randthema, Symbolverarbeitungsmaschine eingeschränkt,
sie rückt aber durch die zunehmende Bedeutung der sondern als Kommunikations- und Informations-
technologiegestützten Lernformen in das Zentrum möglichkeit betrachtet. Malake et al. (2009) weisen
(Kerres et al., 2001). Während die Psychologie darauf hin, dass sich die Medieninformatik mit digi-
Theorien zum Lernen und Lehren überprüft, in dem talen Medien beschäftigt, die letztlich immer von
sie Hypothesen formuliert und in Untersuchungen Menschen genutzt werden und daher drei Aspekten
und Experimenten validiert (oder eben widerlegt), hat eine wesentliche Rolle zukommt: Menschen, Technik
die Pädagogik eher die konkrete Anwendung, die und Gesellschaft.
Nutzung und Gestaltung guter Unterrichtspraxis und Darüber hinaus gibt es jedoch eine Reihe von wei-
Lernumgebungen sowie deren Evaluierung im Auge. teren (kleineren, auch Teil-) Fachgebieten, die er-
Bildungstheoretische Erörterungen oder gesell- wähnt werden sollten:
schaftliche Aspekte, wie sie die allgemeine Päd- ▸ Das Fachgebiet der Mensch-Maschine Interaktion
agogik behandelt werden dabei im Bereich des tech- („Human-Computer Interaction and Usability En-
nologiegestützten Lernens eher selten aufgegriffen. gineering, kurz HCI&UE; siehe Kapitel #usa-
Dies liegt wohl daran, dass der Begriff „Bildung“ bility) arbeitet an der Schnittstelle der Informatik
und die entsprechende deutschsprachige bildungs- zur Psychologie und etabliert sich seit einigen
theoretische Diskussion nicht direkt ins Englische zu Jahren mehr und mehr als Fachbereich (Myers,
übertragen ist: „Bildung“ ist nicht das gleiche wie das 1998; Holzinger, 2000; Holzinger, 2005). Be-
englische „education“. Der Begriff der Bildung wird nutzerzentriertes Design ist ein wesentlicher
in der englischsprachigen internationalen Literatur Aspekt technologiegestützten Lernens. Stress und
zum technologiegestützten Lernen auch nur aus- Frustration beim Online-Lernen entstehen oft
nahmsweise rezipiert (zum Beispiel bei Friesen, durch technische Probleme und Probleme des In-
2009). Die kritisch-emanzipatorische Pädagogik terface-Designs (Hara & Kling, 2000). Die Com-
macht sich aber auch nicht widerspruchslos zum putermaus als Eingabegerät sowie die grafischen
„Handlanger“ ökonomischer Bedürfnisse und Opti- Oberflächen mit der Schreibtisch- und Fensterana-
mierungen, wie sie im Zuge der Einführung techno- logie (Shneiderman, 1997) sind die bekanntesten
logiegestützten Lernens oft zu hören sind (Häcker, Errungenschaften der Disziplin.
2010). Auch gilt weiterhin: „Was ist eine Schule wert, ▸ Die Medienpädagogik hatte vor dem Aufkommen
von der schon Seneca sagte: Nicht für das Leben, der Internet-Technologie vor allem Massenmedien
leider nur für die Schule lernt ihr in der Schule (non wie Zeitschriften und Fernsehen im Fokus. In
vitae, sed scholae discimus)“ (Begemann, 1997, 152). ihren Bereich fällt auch die Medienerziehung
Die Informatik, insbesondere der Zweig der Me- (siehe auch Kapitel #medienpaedagogik).
dieninformatik, entwickelt Systeme, welche die Be- ▸ Teilgebiete der Betriebswissenschaftslehre, wie
dürfnisse der Beteiligten beim Lernen und Lehren Fragen der Personalentwicklung und des Wissens-
und den aktuellen technologischen Entwicklungen managements in Unternehmen, haben Berüh-
10. 10
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
rungsfelder und Schnittmengen mit technologiege- Kognitionswissenschaft und ihre Vorstellung vom
stütztem Lernen (Maurer, 2004; siehe Kapitel menschlichen Gedächtnis beeinflusst (siehe Kapitel
#unternehmen). #kognition).
▸ Schließlich, und das zeigt sich auch in diesem Konsolidierung
als
Forschungs-‐
und
Lehrgebiet
Lehrbuch, unterscheiden sich die Einsatzmöglich-
keiten von Technologien bei unterschiedlichen In den letzten Jahren zeigt sich eine zunehmende
Fachgegenständen. Die einzelnen Fachdidaktiken Konsolidierung des technologiegestützten Lernens
sind natürlich an Fragestellungen des Technologie- und Lehrens als Forschungs- und Lehrgebiet: An
einsatzes interessiert (siehe Kapitel #sprache, mehreren Universitäten werden inzwischen entspre-
#mathematik, #medizin oder #sport). chende Studiengänge angeboten (siehe ausführlich
Kapitel #telweiterbildung). Ein weiterer Indikator für
Falls
Sie
diesen
Lehrtext
im
Rahmen
eines
Seminars die Konsolidierung als Lehrgebiet ist die steigende
? lesen:
Fragen
oder
überlegen
Sie,
mit
welchen
Hinter-‐
gründen
die
anderen
Lernenden
sich
dem
Thema
E-‐
Zahl von Professuren, Lehrstühlen und Departments
in deren Bezeichnung das Themenfeld explizit ge-
Learning
widmen. nannt wird, beispielsweise das Institut für Medien
und Bildungstechnologie der Universität Augsburg
Interdisziplinäre
Zusammenarbeit oder das Department für Interaktive Medien und Bil-
dungstechnologien an der Donau-Universität Krems.
Obwohl der Bereich des technologiegestützten An vielen deutschsprachigen Universitäten gibt es In-
Lernens und Lehrens ein interdisziplinäres Feld ist, stitute oder Forschungscluster, die sich intensiv und
arbeiten die entsprechenden Disziplinen häufig nicht aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven mit
eng zusammen. So gibt es beispielsweise in der medi- dem Lernen und Lehren mit Technologien beschäf-
endidaktischen Planung nach Kerres (2001) einen Be- tigen; exemplarisch sind einige in Tabelle 1 auf der
reich der IT-Infrastruktur, welcher wohl Fragen der folgenden Seite genannt.
technologischen Systeme berührt; es scheint aber so, Auch gibt es eine Reihe von Forschungseinrich-
als würde diese Infrastruktur als gegeben vorausge- tungen, die sich mit dem Lernen und Lehren mit
setzt werden. Auf Seiten der Pädagogik fehlt häufig Technologien beschäftigen; Beispiele aus ganz
technisches Wissen, vor allem über neue Entwick- Europa finden sich in Tabelle 2.
lungen und Potenziale, um Innovationen mitzuge-
7. Ausblick:
Erweiterung
der
Lern-‐
und
Lehrmöglich-‐
stalten und anzutreiben. Umgekehrt werden von der
keiten
Informatik eher rezeptähnliche Ratschläge auf Basis
kognitionspsychologischer Überlegungen (siehe Ka- Ob das Lernen und Lehren grundsätzlich und nach-
pitel #gedaechtnis) angenommen, als die aus ihrer haltig durch die oben skizzierten Technologien beein-
Sicht eher vagen und uneindeutigen Methodenbe- flusst wird, wird sich zeigen. „E-Learning 2.0“ ist
schreibungen und -empfehlungen der Lern- und derzeit eher für eine kleine Zahl von Lehrenden und
Lehr-Forschung, die über eine „kleinteilige“ Reali- Lernenden Realität; und es bedarf einer großen
sierung in kleinen Schritten hinaus geht. Diese Bei- Portion Motivation sowie Medien- und Lernkom-
spiele für geringe und schwierige Zusammenarbeit petenz, um breitflächige und nachhaltige Verände-
sind subjektive Wahrnehmungen der Autoren. Dass rungen herbeizuführen. Es ist auch davon auszu-
die interdisziplinäre Zusammenarbeit aber zu ver- gehen, dass im formal organisierten Unterricht die
bessern ist, wird jedoch wohl allgemein Unter- vermeintliche Leichtigkeit, die spielerischen Ansätze
stützung finden. Durch die aktuelle Konsolidierung und die neuen Formen der Kollaboration zu Gewöh-
als eigenständiges, interdisziplinäres Forschungs- nungseffekten führen. Die Geschichte und die De-
gebiet und eine Reihe eigener Institutionen, die sich batte um die Einführung von jeweils neuen Medien
zum Themengebiet gebildet haben, ist anzunehmen, hat uns gezeigt, dass diese immer von Euphorie (zum
dass sich die Zusammenarbeit und das gegenseitige Beispiel bei der Einführung des Schulfernsehens) wie
Verständnis zukünftig verbessert. auch von Schreckensszenarien (bei der Einführung
Am Rande bemerkt: Interessant ist, dass die Diszi- der Schultafel; siehe Kapitel #ipad) begleitet werden
plinen sich auch über die konkrete Zusammenarbeit und sich erst (viel) später, nach einer gewissen Kon-
hinaus befruchten, so hat die „Computermetapher“ solidierungsphase, herausstellt, welche substanziellen
für das Gedächtnis (mit „Input“ und „Output“) die Veränderungen sich daraus ergeben. Wir gehen
11. Einführung.
Das
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien—
11
Kurzbeschreibung
(Homepage)
IICM
-‐
InsBtut
für
InformaBonssysteme
und
Computer
Medien
an
der
Technischen
Universität
Graz,
Leitung
Frank
Kappe,
ca.
30
wiss.
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.iicm.tugraz.at)
IBM
-‐
Department
für
InterakBve
Medien
und
Bildungstechnologien,
Donau-‐Universität
Krems,
Leitung
Peter
Baumgartner,
ca.
15
wiss.
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.donau-‐uni.ac.at/de/department/imb)
Empirische
Pädagogik
und
Pädagogische
Psychologie,
Ludwig-‐Maximilians-‐Universität
München,
Leitung
Frank
Fischer,
ca.
30
wiss.
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.psy.lmu.de/ffp)
Forschungscluster
E-‐EducaBon
der
Fernuniversität
in
Hagen,
ForschungskooperaBv
im
Themenfeld,
KooperaBon
von
6
In-‐
sBtuten
(hDp://www.lgmmia.fernuni-‐hagen.de/researchcluster/educaBon)
IMB
–
InsBtut
für
Medien
und
Bildungstechnologien,
Universität
Augsburg,
Leitungsteam,
ca.
30
wiss.
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.imb-‐uni-‐augsburg.de)
ZHW
–
Zentrum
für
Hochschul-‐
und
Weiterbildung,
Universität
Hamburg,
vormals
Leitung
Rolf
Schulmeister,
ca.
15
wiss.
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.zhw.uni-‐hamburg.de/zhw)
Duisburg
Learning
Lab
–
Lehrstuhl
für
MediendidakBk
und
Wissensmanagement,
Leitung
Michael
Kerres,
ca.
30
wiss.
Mit-‐
arbeiter/innen
(hDp://mediendidakBk.uni-‐duisburg-‐essen.de)
Tabelle
1:
Ausgewählte
Universitätsinstitute
und
Forschungscluster
deutschsprachiger
Universitäten
mit
einem
Schwer-‐
punkt
im
Themenfeld.
Quellen:
Angaben
auf
den
Homepages,
Stand
Januar
2011
Kurzname Kurzbeschreibung
(Homepage)
CELSTEC
(NL) Das
„Center
for
Learning
Science
and
Technologies“
ist
die
Forschungseinrichtung
der
niederlän-‐
dischen
Fernuniversität,
der
Open
Universiteit
Nederland,
und
forscht
und
entwickelt
zu
Lern-‐
technologien,
ca.
80
Mitarbeiter/innen
(hDp://celstec.org).
KMi
(UK) Das
„Knowledge
Media
InsBtute“
ist
die
Forschungseinrichtung
der
briBschen
Fernuniversität,
der
Open
University
UK
und
forscht
und
entwickelt
zu
Wissensmedien,
ca.
70
Mitarbeiter/innen
(hDp://kmi.open.ac.uk)
SCIL
(CH) Das
„Swiss
Centre
for
InnovaBons
in
Learning“
gehört
zur
Universität
St.
Gallen
und
entwickelt
und
forscht
zu
LerninnovaBonen
im
Feld
von
Hochschulen
und
Unternehmen,
derzeit
12
Mitar-‐
beiter/innen
(hDp://www.scil.ch)
IWM/KMRC
(DE) Das
„InsBtut
für
Wissensmedien“
ist
eine
außeruniversitäre
Forschungseinrichtung
mit
Sitz
in
Tübingen
und
forscht
zu
medienbasierten
Lehr-‐
und
Lernansätzen,
mit
ca.
80
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.iwm-‐kmrc.de)
Know-‐Center
(AT) Das
„Know-‐Center“
bezeichnet
sich
als
das
österreichische
Kompetenzzentrum
für
Wissensma-‐
nagement
und
Wissenstechnologien
und
beschäGigt
sich
aus
dieser
PerspekBve
mit
individuel-‐
len
und
organisaBonalen
Lernprozessen
und
Medien,
ca.
45
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.know-‐center.tugraz.at)
IFeL Das
„InsBtut
für
Fernstudien-‐
und
eLearningforschung“
ist
das
ForschungsinsBtut
der
Fernfach-‐
hochschule
Schweiz,
10
Mitarbeiter/innen
(hDp://www.ifel.ch/)
ccel Das
„Competence
Center
e-‐Learning“
forscht
am
Deutschen
Forschungszentrum
für
künstliche
Intelligenz
zum
technologiegestützten
Lernen,
25
Mitarbeiter/innen
(hDp://ccel.dwi.de)
Tabelle
2:
Ausgewählte
europäische
institutionalisierte
Forschungseinrichtungen
im
Bereich
des
Lernens
und
Lehrens
mit
Technologien.
Quellen:
Beschreibung
der
Einrichtung
auf
deren
Homepages
bzw.
Auskünfte
der
Einrichtungen,
Stand
Januar
2011
12. 12
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
davon aus, dass die beschriebenen Möglichkeiten die
Schauen
Sie
sich
den
Film
von
„Sixth
Sense“
an:
Lern- und Lehrpraxis langfristig und nachhaltig ver-
ändern werden. ? hDp://www.pranavmistry.com/projects/sixthsense/#V
IDEOS
[2011-‐01-‐30].
Halten
Sie
für
sich
persönlich
fest
So ist eine Konsequenz des diskutierten Web 2.0 wie
das
gezeigte
Endgerät
Ihren
Alltag
verändern
ein rasanter Anstieg der Zahl potenzieller Lernma- würde!
Wie
könnten
Lehr-‐
und
LernsituaBonen
damit
terialien, -anwendungen und -gelegenheiten für aussehen?
DiskuBeren
Sie
Ihre
Überlegungen
mit
an-‐
Nutzer/innen des Internets. Da die geltenden Rege- deren!
lungen des Urheberrechts im deutschsprachigen
Literatur
Europa die Verwendung und Modifizierung von
(Lern-) Materialien einschränken, bildeten sich Initia- ▸ Begemann, E. (1997). Lebens- und Lernbegleitung konkret.
tiven und Projekte, welche freie Bildungsmate- Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.
rialien unterstützen. Durch entsprechende Lizenzie- ▸ Berners-Lee, T. (1989). Information Management: A Proposal,
rungen werden die Nutzung, Veränderung und Wie- CERN. URL: http://www.w3.org/History/1989/propo-
derveröffentlichung ohne weitere Absprachen mit sal.html [2011-01-10].
den Urheberinnen oder Urhebern möglich und legal ▸ Bernhardt, T. & Kirchner, M. (2007). E-Learning 2.0 im
(siehe Kapitel #openaccess). Einsatz – „Du bist der Autor!“ – Vom Nutzer zum WikiBlog-
Die zunehmenden Möglichkeiten für das Lernen Caster. URL: http://elearning2null.de/learnmedia/Bernhardt-
stellen große Anforderungen an die Lernenden, ins- Kirchner_E-Learning-2.0-im-Einsatz.pdf [2011-01-27].
besondere an deren Medien- wie auch Lernkom- ▸ Chan, T.; Roschelle, J.; His, S.; Kinshuk; Sharples, M.; Brown,
petenz. Mit den sogenannten „persönlichen Ler- T.; Patton, C.; Cherniavsky, J.; Pea, R.; Norris, C.; Soloway, E.;
numgebungen“ werden Möglichkeiten geschaffen, Balacheff, N.; Scardamalia, M.; Dillenbourg, P.; Looi, C.;
sich „das Internet“ für die eigenen Bedürfnisse zu- Milrad, M. & Hoppe, U. (2006). One-to-one technology-en-
rechtzuschneiden. Weiterhin ist es notwendig, ent- hanced learning: An opportunity for global research collabo-
sprechende Auswahlentscheidungen treffen zu ration. In: Research and Practice in Technology Enhanced
können (siehe „personal learning environment“ im Learning, 1(1), 3-29.
Kapitel #systeme). ▸ Comenius, J.A. (1657). Didactica magna in Opera didactica
Das allgegenwärtig verfügbare, ubiquitäre In- omnia.
ternet führt zukünftig zu einer Entwicklung von ▸ Dohmen, G. (2001). Das informelle Lernen. Die internationale
neuen Geräten und Anwendungen von heute noch Erschließung einer bisher vernachlässigten Grundform
schwer vorstellbarem Ausmaß (siehe Kapitel #inno- menschlichen Lernens für das lebenslange Lernen aller. Bonn:
vation). Aktuell sind dies derzeit auf den Markt drän- Bundesministerium für Bildung und Forschung.
gende Technologien wie „Surface Computing“ (siehe ▸ Downes, S. (2005). e-learning 2.0. In: eLearn Magazine, URL:
Kapitel #ipad). Lernressourcen und -mittel sind http://www.elearnmag.org/subpage.cfm?section=articles&ar-
überall und in Echtzeit abrufbar (Zhang & Adipat, ticle=29-1 [2011-01-27].
2005), neue Lerngelegenheiten werden geschaffen ▸ Dror, I. (2008). Technology Enhanced Learning: The good, the
und für viele Menschen erst verfügbar werden. Be- bad, and the ugly. In: Pragmatic & Cognition, 16 (2), 215-213.
reits jetzt ist zu sehen, dass unsere Kinder mit Leich- ▸ Ebner, M. (2007). E-Learning 2.0 = e-Learning 1.0 + Web 2.0?,
tigkeit mobile Endgeräte, wenn auch noch in spieleri- In: The Second International Conference on Availiability, Relia-
scher Weise, bedienen und in ihren Alltag integrieren bility and Security, ARES 2007, IEEE, 1235-1239.
(siehe Kapitel #netzgeneration). „Gute“ und damit ▸ Ebner, M.; Kickmeier-Rust, M. & Holzinger, A. (2008). Uti-
letztlich weit verbreitete Technologie verschwindet lizing Wiki-systems in higher education classes: a chance for
dabei zunehmend hinter ihrem Nutzen und wird universal access?. In: Universal Access in the Information So-
somit Bestandteil unseres Lebens („pervasive com- ciety, 2008, Berlin/ Heidelberg: Springer.
puting“ in Anlehnung an Weiser, 1991) – und damit ▸ Europäische Kommission (2000). Memorandum über lebens-
unseres Lernen und Lehrens. langes Lernen. URL:
http://ec.europa.eu/education/policies/lll/life/memode.pdf
[2010-12-10].
Durch
den
rasanten
AnsBeg
der
Zahl
der
Lernmate-‐ ▸ Faulstich, P. (2005). Lernen und Widerstände. In: P. Faulstich &
! rialien
und
-‐gelegenheiten
sowie
des
allgegenwärBgen
Internets
erweitern
sich
die
Lern-‐
und
Lehrmöglich-‐
M. Bayer (Hrsg.), Lernwiderstände. Anlässe für Vermittlung
und Beratung., Hamburg: VSA-Verlag, 7-25.
keiten.
Medienkompetenz,
Selbststeuerung
und
Per-‐
sonalisierung
der
Inhalte
sind
dabei
notwendige
Vor-‐ ▸ Faure, E.; Herrera, F.; Kaddoura, A.-R.; Lopes, H.; Petrovski,
aussetzungen
für
zukünGiges
Lernen.
A.V.; Rahnema, M. & Champion Ward, F. (1972). Learning to
Be. Paris: UNESCO.
13. Einführung.
Das
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien—
13
▸ Frank, I.; Gutschow, K. & Münchhausen, G. (2005). Infor- Drugs Field., Adelaide: National Centre for Education and
melles Lernen. Verfahren zur Dokumentation und Aner- Training on Addiction (NCETA), 129-138.
kennung im Spannungsfeld von individuellen, betrieblichen ▸ Knorr, E. (2003). 2004: The Year of Web Services. URL:
und gesellschaftlichen Anforderungen. Bielefeld: Bertelsmann. http://www.cio.com/article/32050/2004_The_Year_of_Web_
▸ Friesen, N. (2009). Re-Thinking E-Learning Research. Founda- Services [2011-01-27].
tions, Methods, and Practices, New York: Lang. ▸ Kuhlmann, A. & Sauter, W. (2008). Innovative Lernsysteme:
▸ Grossman, L. (2006). Time's Persons of the Year: You. In: Kompetenzentwicklung mit Blended Learning und Social
TIME Magazine, 2006. Software. Berlin/Heidelberg: Springer.
▸ Haake, J.; Schwabe, G. & Wessner, M. (2004). CSCL-Kom- ▸ Malaka, R.; Butz, Al. & Hußmann, H. (2009). Medieninfor-
pendium: Lehr- und Handbuch zum computerunterstützten matik. Eine Einführung. München. Pearson Studium.
kooperativen Lernen. München: Oldenburg. ▸ Maurer, H. (2004). E-Learning als Teil von Wissensmana-
▸ Häcker, T. (2010). Neoliberale Führungspraxis oder koope- gement. In: Österreichische Zeitschrift für Berufsbildung, 4,
rative Lernprozessbestimmung? Portfolioarbeit im Span- 4-6.
nungsfeld zwischen (Selbst-) Steuerung und Selbstbestimmung. ▸ Myers, B. A. (1998). A Brief History of Human-Computer In-
In: T. Bohl, K. Kansteiner-Schänzlin, M. Kleinknecht, B. teraction Technology. In: ACM interactions, 5(2), 44-54.
Kohler & A. Nolder (Hrsg.), Selbstbestimmung und ▸ O'Reilly, T. (2005). What Is Web 2.0 - Design Patterns and
Classroom-Management. Forschungsbefunde, Praxisbeispiele, Business Models for the Next Generation of Software. URL:
Perspektiven, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 65-82. http://oreilly.com/web2/archive/what-is-web-20.html [2010-
▸ Herczeg, M. (2006). Einführung in die Medieninformatik. 07-28].
München: Oldenbourg. ▸ Rossett, A. & Sheldon, K. (2001). Beyond The Podium: Deli-
▸ Hara, N. & Kling, R. (2000). Students Distress with a Web- vering Training and Performance to a Digital World. San Fran-
based Distance Education Course. In: Information & Society, cisco: Jossey-Bass/Pfeiffer, 274.
3(4), 557-579. ▸ Schaub, H. & Zenke, K.G. (2004). Wörterbuch Pädagogik.
▸ Hohenstein, A. & Wilbers, K. (2002). Handbuch E-Learning. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Köln: Deutscher Wirtschaftsdienst. ▸ Shneiderman, B. (1997). The next generation of graphical user
▸ Holzinger, A. (2000). Basiswissen Multimedia Band 3: Design. interfaces: information visualization and better window ma-
Entwicklungstechnische Grundlagen multimedialer Informa- nagement. In: Display, 17, 125-129.
tions Systeme. Würzburg: Vogel, URL: http://www.basis- ▸ Smith, M.K. (1996). Lifelong learning, the encyclopedia of in-
wissen-multimedia.at [2010-10-18]. formal education. URL: http://www.infed.org/life-
▸ Holzinger, A. (2005). Fundamentals of Human-Computer In- longlearning/b-life.htm [2005-12-01].
teraction (HCI) for e-Learning. In: R.T. Mittermeir (Hrsg.), In- ▸ Surowiecki, J. (2005). The wisdom of crowds. New York:
novative Concepts for Teaching Informatics, Wien: Carl Ue- Anchor.
berreuter Verlag, 157-159. ▸ Tippelt, R. & Schmidt, B. (2005). Was wissen wir über Lernen
▸ Issing, L.J. & Klimsa, P. (2008). Online-Lernen. München: Ol- im Unterricht? In: Pädagogik, 57(3), 6-11.
denbourg. ▸ Weiser, M. (1991). The computer for the twenty-first century.
▸ Keen, A. (2007). The Cult of the Amateur: How Today's In- In: Scientific American, 265( 3), 94-104.
ternet Is Killing Our Culture. Crown-Business. ▸ Wilden, H. (1965). Vergleichende Tabellen zur Geschichte der
▸ Kerres, M. (2001). Multimediale und telemediale Lernumge- Pädagogik. Bad Godesberg: Dürrsche Buchhandlung.
bungen. Konzeption und Entwicklung. München: Oldenbourg. ▸ Zhan, G. & Jin, Q. (2005). Research on Collaborative Service
▸ Kerres, M.; De Witt, C.; Schweer, M. (2001). Die Rolle der Me- Solution in Ubiquitous Learning Environment. In: 6th Interna-
dienpädagogin/innen bei der Gestaltung der Medien- und Wis- tional Conference on Parallel and Distributed Computing, Ap-
sensgesellschaft. In: N. Heuß (Hrsg.), Beruf Medienpädagoge. plications and Technologies (PDCAT’05), 804-806.
Selbstverständnis - Aufgaben - Arbeitsfelder, München: ▸ Zimbardo, P. G. & Gerrig, R.J. (1996). Psychologie. Berlin/Hei-
kopaed. delberg: Springer.
▸ Kerres, M. (2006). Potenziale von Web 2.0 nutzen. In: A. Ho-
henstein & K. Wilbers (Hrsg.), Handbuch E-Learning,
München: DWD-Verlag.
▸ Klafki, W. (1991). Neue Studien zur Bildungstheorie und Di-
daktik: Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive
Didaktik. Weinheim: Beltz.
▸ Knapper, C. (2001). Lifelong learning in the workplace. In: A.
M. Roche & J. McDonald (Hrsg.), Systems, Settings, People:
Workforce Development Challenges in the Alcohol and Other