Vortrag am 02.12.2009 auf der Fachtagung "Klicken und Glotzen" über das Medienhandeln von Jugendlichen, die in benachteiligten Verhältnissen aufwachsen
Medienhandeln von bildungsbenachteiligten Jugendlichen als Bildungsressource
1. Medienhandeln von bildungsbenachteiligten
Jugendlichen als Bildungsressource
Niels Brüggen
– Für die Veröffentlichung gekürzte Fassung –
Fortbildungstagung „Klicken und Glotzen“ der
Medienfachberatung für den Bezirk Mittelfranken
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2. Ergebnisse der JFF-Studie „Medienhandeln in Hauptschulmilieus“ mit
Fokus auf die Computer und Internet, Spielkonsolen und Handys
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3. Ansatz der Studie
Ressourcen in ihrem Medienhandeln, die für
Bildungsprozesse nutzbar gemacht werden können
Aneignungsweisen bildungsbenachteiligter Heranwachsender in
Bezug auf multifunktionale Medien
Als bildungsbenachteiligt gelten Heranwachsende, deren soziales und kulturelles Umfeld
weniger Förderung bereitstellen kann und die Gefahr laufen, in einem stark segmentierten
Bildungssystem keine qualifizierten Bildungsabschlüsse zu erlangen.
Untersuchungsgruppe: Schülerinnen und Schüler aus Haupt- bzw. Gesamtschulen in
sozialen Brennpunkten bzw. strukturschwachen großstädtischen Einzugsgebieten
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4. Forschungsdesign
Kontexte
Nutzungsstrukturen
leitfadenbasierte
Teilstandardisierte, Interviews mit
1. Phase schriftliche Lehrkräften
Befragung
Mai – Juli `07
Okt. – Dez. `07 qualitative Strukturdaten der
N = 903 Schulen
Vertiefungen
n = 111
Selbstvorstellung mit Profilen
Interviews zu Handlungsschwerpunkten:
2. Phase Kommunizieren Produzieren Spielen
n = 31 n = 37 n = 43
Jan. – Feb. `08
Rollenspiel zum Kompetenzideal
Assoziationsspiel Medien im Alltag
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5. Stichprobe
20 Haupt- und Gesamtschulen und Schulen mit sogenannten besonderen
pädagogischen Aufgaben
Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-
Westfalen und Sachsen.
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6. Nutzungsstrukturen im Überblick
älter
Vielfältig in Gebrauch
18%; Mh: 73%
Auf das Chatten zentriert
32%; Mh: 75%
w m
Spielen und mehr
17%; Mh: 83%
Auf das Handy zentriert
16%; Mh: 57%
Wenig in Gebrauch
17%; Mh: 50%
N = 903
jünger
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7. Ansatzpunkte im Medienhandeln von
Jugendlichen
> Die enge Bindung an das unmittelbare
soziale Umfeld
Medienhandeln
> ‚Sich mit Bildern zu Wort melden’ – Die Bed- Ansatzpunkte
eutung von präsentativen Ausdrucksformen
Beispiel
> Spontanes und unbefangenes
Herangehen an die Medien
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8. Die enge Bindung an das unmittelbare
soziale Umfeld
„Dann schau ich immer, wenn meine engsten
Freunde on sind, dann komm ich on.“
(Mädchen, 16 Jahre)
„ [Ich rede] über Familie, wie’s denen geht ...
dann sind ja immer viele schwanger und dann
frag ich immer, wie es den Babys geht und wie
die heißen. Und dann zeigen die uns immer
Bilder und so halt.“ (Mädchen, 16 Jahre)
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9. Die enge Bindung an das unmittelbare
soziale Umfeld
„Also so alleine spielt man eigentlich
grundsätzlich eh nicht.“ (Junge, 14 Jahre)
57% spielen ihr Lieblingsspiel in der Regel gemeinsam mit
anderen, davon wesentlich mehr Jungen als Mädchen
Multiplayer-Spiele: 45%; Online-Spiele: 18%
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10. Die enge Bindung an das unmittelbare
soziale Umfeld
„Man muss mit Computer und Internet umgehen können, sonst ist
man dumm.“ (Junge, 15 Jahre)
„wenn andere mal Hilfe brauchen, erklär ich denen das dann.“
(Junge, 14 Jahre)
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11. Die enge Bindung an das unmittelbare
soziale Umfeld
Peergroup Medienhandeln auf den sozialen
Austausch gerichtet und oft
gemeinsames Handeln
Peergroup ist zentrales Forum,
um Unterstützung zu erfahren
und zu geben
Anerkennung für Kenntnisse und
Fähigkeiten im Umgang mit
multifunktionalen Medien
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12. Die enge Bindung an das unmittelbare
soziale Umfeld
Peergroup Die Peergroup in Bildungsmaßnahmen
einbeziehen als
Ressource
Ansatzpunkte
- Kenntnisse einbeziehen
- Unterstützung einfordern
(Veränderungen von Rollen)
Zielgruppe
- Kenntnisse erweitern
- Normen thematisieren
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13. Die enge Bindung an das unmittelbare
soziale Umfeld
Peergroup
Ansatzpunkte
Beispiel
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14. ‚Sich mit Bildern zu Wort melden’
Präsentieren Präsentative Ausdrucksformen
werden genutzt, um
sich selbst, den eigenen Hintergrund,
Vorlieben und Fähigkeiten zur
Geltung zu bringen
sich mit Themen auseinander-
zusetzen
Zugehörigkeit zu demonstrieren
und Anerkennung zu erhalten
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15. ‚Sich mit Bildern zu Wort melden’
Präsentieren Potenziale von präsentativen Ausdrucks-
formen stärker in Bildungsprozesse
einbeziehen
Ansatzpunkte
Möglichkeiten zur nicht-
verbalsprachlichen Artikulation
Möglichkeit, mit präsentativen
Ausdrucksformen Reflexions-
prozesse anzustoßen
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16. ‚Sich mit Bildern zu Wort melden’
Präsentieren
Ansatzpunkte
Beispiel
www.gewaltig-daneben.de
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17. Spontanes und unbefangenes
Herangehen an die Medien
Einfach machen Niedrige Hemmschwellen im Umgang
bei Computerspielen ist eigenständiges
Erkunden der Spielsituation und Bewältigen von
Herausforderungen im Programm angelegt
Vorgehen auch im Umgang mit Communities
und anderer Software deutlich
Aus Problemen im konkreten
Handeln erwächst die Motivation,
die eigenen Handlungsspielräume
zu erweitern
steht in Verbindung zu bruchstückhaftem
und ausschnittartigem Wissen
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18. Spontanes und unbefangenes
Herangehen an die Medien
Einfach machen Handlungsorientierte Projekt-
angebote entwickeln
mit kleinen Produktionen einsteigen und
Ansatzpunkte erste Ergebnisse integrieren
in der Projektarbeit Zäsuren und
Wiedereinstiegsmöglichkeiten schaffen
Informationsvermittlung durch
„situations- und gruppen-
spezifische Inputs“
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20. Notwendigkeiten medienpädagogischer
Arbeit – Bedrohungen in der Medienwelt
„Man muss aufpassen, dass man jetzt z.B. keinen Virus kriegt ...
nicht alles annimmt, was jemandem geschickt wird“
„... jemand hat mir mein Passwort schon
mal weggenommen.“ (Junge, 14 Jahre)
„Wenn es ganz schlecht kommt, werden Bilder oder private Dinge
von Dir, können dann im Internet veröffentlicht werden.“
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21. Notwendigkeiten medienpädagogischer
Arbeit – Bedrohungen in der Medienwelt
Im Vordergrund stehen Gefährdung der Privatsphäre
und der Schutz der persönlichen Daten
Belästigung und Mobbing sind vor allem ein Thema der
Mädchen
Regelwissen als Möglichkeit, mit den Risiken umzugehen
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22. Notwendigkeiten medienpädagogischer
Arbeit – Bildungschancen mit Medien
Medien sind relevant für die alltäglichen Lebensvollzüge
und für die Lebensbewältigung der Jugendlichen
Medien sind (Selbst-)Bildungsräume
Suche nach selbstbestimmten Freiräumen
Gestaltung von sozialen Beziehungen
Teilhabe an der sozialen Welt
Medien bieten attraktive Möglichkeiten der
zielgruppenangemessenen Arbeit
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23. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Gelegenheit für Fragen
Jetzt ...
...oder später:
niels.brueggen@jff.de
089 – 689 89 0
www.jff.de
Ausführliche Darstellung der Ergebnisse
Ulrike Wagner (Hg.): Medienhandeln in Hauptschulmilieus.
Mediale Interaktion und Produktion als Bildungsressource. kopaed.
ISBN 978-3-86736-054-8
Kurzfassung der Ergebnisse
http://www.jff.de/dateien/Kurzzusammenfassung_medienhandeln
_in_haupschulmilieus.pdf oder http://bit.ly/70s708
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