1. Etymologie
Die slawische Wurzel krai kann sowohl ‘Gebiet, Land’ als auch ‘Rand, Grenze’
bedeuten (vergleiche auch, ohne das Präfix u- , slawisch krajina, das u. a. in der
kroatisch-serbischen Krajina, dem einst österreichischen Krain und der deutschen
Uckermark erhalten ist). Von welcher dieser beiden Bedeutungen sich der Name des
heutigen Staates herleitet, ist umstritten, wobei das Präfix u- , das der Präposition am
entspricht, die Variante Land am Rand, Grenzland wahrscheinlicher erscheinen lässt.
Zahlreiche russische Chroniken benutzen ab dem 16. Jahrhundert das Wort Ukraina
eindeutig als Grenzgebiet, allerdings nicht ausschließlich für die Teile der heutigen
Ukraine (Sewerien), die damals zum Zarentum Russland gehörten, sondern auch für
andere Grenzgebiete im Süden. Sowohl in Russland als auch im Großfürstentum
Litauen, in dem die ruthenische Sprache verbreitet war, wurden Menschen, die an
der gefährlichen Grenze zu den Steppengebieten siedelten, ukrainniki genannt.
Weite Verbreitung fand der Begriff Ukraine sowie das Ethnonym Ukrainer jedoch erst
in der zweiten Hälfte 19. Jahrhunderts. Davor wurde das Gebiet Ruthenien (Русь)
oder Kleinrussland genannt. Die (Selbst-)Bezeichnung der Ukrainer war Ruthenen
(русини, руськи).
2. Geographie
Hauptartikel: Geographie der Ukraine
Der größte Teil der Ukraine (ca. 95 %) liegt auf dem Gebiet der Osteuropäischen
Ebene. Deshalb wird sie fast ausschließlich zu Osteuropa gezählt. Die restlichen 5
% zählen zu Mitteleuropa (die Karpaten und Lemberg) und Südosteuropa (Odessa
und die Halbinsel Krim).
Andere Landschaftsräume außerhalb der großen Ebene finden sich lediglich in der
südlichen Westukraine, wo das Land Anteil an den Waldkarpaten und an der
Pannonischen Ebene hat, sowie im äußersten Süden. Der höchste Berg des Landes
ist der Howerla in den Ostkarpaten, welcher eine Höhe von 2.061 Metern erreicht.
Die höchste Erhebung der Krim ist der Roman Kosch mit 1.545 Metern.
Auf dem zur Osteuropäischen Ebene gehörenden Teil erstrecken sich insbesondere
im Norden und Süden des Landes große Tiefländer (ukrainisch Низовина) wie etwa
das Dneprtiefland und die Schwarzmeersenke. Das Gelände erreicht dort Höhen
zwischen 0 und 200 m. Aufgrund der geringen Höhenunterschiede fließen die Flüsse
2. dieses Gebiets sehr langsam. Im Bereich der Tiefländer gibt es insbesondere in der
zentralukrainischen Oblast Poltawa kleinere Gas- und Erdölvorkommen, welche aber
für eine Eigenversorgung des Landes nicht ausreichend sind. Hoffnungen werden in
die Erschließung von Feldern im Schwarzen Meer gesetzt. Aufgrund der vermuteten
Rohstoffvorkommen bestehen momentan Grenzstreitigkeiten mit dem südwestlichen
Nachbarland Rumänien.
Im zentralen Landesteil erstrecken sich von Westen nach Osten höherliegende
Gebiete mit Geländehöhen zwischen 200 und knapp über 500 m, welche Platten
(ukrainisch Височина) genannt werden. Zu diesen gehören etwa die Podolische oder
die Donezplatte. Diese Platten bestehen überwiegend aus Gestein aus dem
Erdaltertum, welches durch die Entstehung des alpidischen Gebirgsgürtels in den
letzten 10 Millionen Jahren wieder angehoben worden ist. Sie sind reich an
Rohstoffen wie etwa Eisenerz und Kohle. Die größten Erzvorkommen finden sich um
Krywyj Rih (Kriwoj Rog) im Oblast Dnipropetrowsk, während die Kohlelager sich
überwiegend im Gebiet um die Stadt Donezk befinden. Die Platten sind von
zahlreichen kleineren und größeren Flüssen durchschnitten, welche sich teilweise tief
ins Gelände eingeschnitten haben.
Der Nordwesten der Ukraine wird als Wolhynien bezeichnet. Diese Landschaft wird
mit Galizien zu den „Keimzellen“ einer unabhängigen Ukraine gerechnet, da diese
Gebiete erst im Zuge des Zweiten Weltkriegs von Polen an die Sowjetunion
abgetreten wurden. Teile Galiziens und Transkarpatien hatten bis dahin niemals zu
einem von Moskau aus regierten Reich gehört, wobei die Mehrheit der Bevölkerung
der russischen Herrschaft und den Russifizierungsmaßnahmen sehr reserviert
gegenüber stand. Das Entstehungsgebiet der ukrainischen Kultur und Sprache liegt
aber wahrscheinlich im Dneprgebiet südöstlich von Kiew, wo im 17. Jahrhundert für
kurze Zeit der Kosakenstaat bestand.
Der geografische Mittelpunkt des Landes befindet sich in der Nähe der Siedlung
Dobrowelytschkiwka, Oblast Kirowohrad. Darüber hinaus wurde von österreichischen
Forschern Ende des 19. Jh. festgestellt, dass der geographische Mittelpunkt Europas
in der Nähe des Ortes Rachiw liegen soll. Diese Theorie ist aber umstritten.
2. 1. Klima und Böden
3. Klimadiagramm der Stadt Kiew
Abgesehen von den Berggebieten und den südwestlichen und südlichen
Küstenregionen lässt sich die Ukraine hinsichtlich des Klimas, der Böden und der
Vegetation in drei Großzonen gliedern. Im Nordwesten hat es Anteil an den
Prypjatsumpfgebieten, welches insbesondere durch frühere Gletschervorstöße aus
Skandinavien während der Eiszeiten geprägt wurde. Hier finden sich die
schlechtesten Böden des Landes. Hinzu kommt, dass diese Region besonders stark
von der Katastrophe von Tschernobyl betroffen ist. Das Gebiet erhält relativ viel
Niederschlag (500-750 mm), die Sommer sind mild mit Durchschnittstemperaturen
im Monat Juli von 17 bis 19 °C.
An diese Zone schließt sich nach Süden und Südosten die sogenannte
Waldsteppenzone an, in welcher ehemals bestehende Waldbestände aber
überwiegend schon abgeholzt wurden. Hier befinden sich weit ausgedehnte
Lößebenen, die im Eiszeitalter unter periglazialen Bedingungen entstanden sind. Aus
dem Löß haben sich überwiegend sehr fruchtbare Schwarzerdeböden entwickelt,
welche zu den ertragreichsten der Welt gehören. Die Niederschlagsmengen liegen
zwischen 350 und 400 mm, die Juli-Durchschnittstemperaturen bei 20 °C. Insgesamt
bietet dieses Gebiet sehr gute Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung.
Allerdings sind die Böden sehr erosionsanfällig, wenn sie, wie oft in Sowjetzeiten
geschehen, falsch bestellt werden.
Im Südosten grenzt die Steppenzone an, welche nur über relativ geringe
Niederschläge von teilweise unter 250 mm im Jahr verfügt. Auch sind die Sommer
hier sehr heiß mit Durchschnittstemperaturen im Juli von teilweise über 23 °C. Die
fruchtbaren Schwarz- und Kastanienbraunerden dieses Gebietes konnten
überwiegend erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts in Wert gesetzt werden, nachdem
4. durch den Bau von Staudämmen an den großen Flüssen ausgedehnte
Bewässerungsanlagen entstanden sind (siehe auch Stauseen in der Ukraine).
Die Küstenregionen auf der Halbinsel Krim und im südwestlichen Bessarabien sind
sehr fruchtbar und werden aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen mit
milden Wintern insbesondere für den Obst- und Weinanbau genutzt.
2. 2. Gewässer
Die Südküste der Ukraine hat einen 2782 km langen Anteil am Schwarzen Meer und
am Asowschen Meer. Zu den zahlreichen Flüssen die das Land von Nord nach Süd
durchkreuzen und dort im Schwarzen Meer münden zählen der Dnepr, die Desna
und der Dnister. Im Westen bildet die Donau eine 54 km lange Grenze zwischen
Rumänien und der Ukraine. Weitere große Flüsse sind der Pruth, die Horyn, der
Siwerskyj Donez und der Südliche Bug. Viele kleinere Flüsse sind von versumpften
Ufern mit Schilfbestand geprägt. Die Straße von Kertsch, eine 40 km lange
Meerenge verbindet das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer und trennt die
Halbinsel Krim von der Taman-Halbinsel (Russland). Über Polesien erstreckt sich mit
einer Größe von 90.000 km² das größte Sumpfgebiet Europas.
Im Naturschutzgebiet „Schatskije osjora“ (Schatskijer Seen) liegt der Switjas-See.
2. 3. Inseln und Halbinseln
Zu den Schwarzmeerinseln zählen Tusla und die Schlangeninsel im Süden des
Landes. Die mit Abstand bekannteste Halbinsel ist die Krim, die seit 1954 zur
Ukraine gehört. Chortyzja im Osten des Landes ist die größte Dnepr-Insel. Der Dnepr
hat auch bei Kiew und in seinem Mündungsdelta am Schwarzen Meer viele kleine
Flussinseln.
3. Natur und Landschaft
3. 1. Vegetation, Flora
5. Die weltweit größten Rotbuchen-Urwälder befinden sich in den Ukrainischen Waldkarpaten
In den Karpaten existieren die letzten echten Urwälder Europas. Sie zählen seit Juli
2007 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Knapp 16% der Fläche des Landes ist
bewaldet (hauptsächlich mit Buchen, Kiefern, Birken, Espen, Eichen, Erlen, Eschen
und Ahorn). Neben den Karpaten bilden der Dnepr-Basin und der Prypjat-Basin die
wichtigsten Ökosysteme. Gurken, Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Hülsenfrüchte und
Auberginen sind das am häufigsten angebaute Gemüse. Zu den typischen
Obstsorten zählen Trauben, Birnen, Melonen, Pfirsiche, Pflaumen und Aprikosen.
Die wichtigste Nutzpflanze ist der Weizen. Neben ihm wird aber auch viel Roggen,
Gerste, Kartoffeln, Mais und vor allem Buchweizen angebaut. Die Sonnenblume ist
die Nationalpflanze.
3. 2. Fauna
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Neben der natürlichen Artenvielfalt (Fasane, Kraniche, Pfauen) wurden im
Naturschutzgebiet Askania auch Exoten wie der Afrikanische Strauß eingewildert.
Auch kleine Affen leben dort. Zu den traditionellen Zuchttieren der Krim gehört das
Kamel. In den Meeren um die Halbinsel sind einige Delfin- und Walarten beheimatet.
Wasserschildkröten, Eidechsen und Schlangen sind im gesamten Land vertreten.
Waschbären, Wildschweine, Bären, Wölfe und Hirsche sind Waldbewohner und
daher am häufigsten im Westen und Norden der Ukraine anzutreffen. In Askania gibt
es noch über 100 Exemplare des vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferdes. Bis
vor 200 Jahren lebten in der Ukraine das Ukrainische Steppenrind und der Tarpan in
freier Wildbahn bis sie schließlich ausgerottet wurden.
3. 3. Naturschutz
6. Nach schweren Umweltkatastrophen wie der Katastrophe von Tschernobyl und dem
Tankerunglück im Schwarzen Meer, hat sich die neue Regierung zum Ziel gesetzt,
neue Reformen für den Naturschutz zu setzen. So bemüht sich die Ukraine
momentan Alternativen zusätzlich zur Kernenergie zu finden. Die Ukraine investiert
in neue Umwelttechnik, daher sind die Märkte auch für westeuropäische
Unternehmen attraktiv. Deren Fachwissen und Qualitätsmanagement sind in der
Ukraine gefragt.
In der Ukraine gibt es 17 Nationalparks.
4. Bevölkerung
4. 1. Historische Entwicklung
Vor dem ersten Weltkrieg lebte eine deutschsprachige Minderheit, bestehend aus
mehreren hunderttausend Personen, auf dem Staatsgebiet der heutigen Ukraine
(Galizien, Bukowina, Wolhynien, Schwarzmeerküste); heute sind es noch etwa
30.000 bis 40.000.
Bis 1944 lebten mehrere Millionen Polen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine
(Galizien, Bukowina und Wolhynien). 1944 kam es vor allem in Wolhynien zu
Massakern an der polnischen Bevölkerung, denen über 40.000 Polen zum Opfer
fielen. Nach dem Krieg und der Annexion der ehemals polnischen Gebiete östlich
des Bugs wurde die polnische Bevölkerung vertrieben.
Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten in der Ukraine sehr viele Juden, die jedoch zu
großen Teilen während der Besatzung durch das Deutsche Reich von SS-
Einsatzgruppen ermordet wurden. Die Ukraine war eines der
Hauptverbreitungsgebiete der jiddischen Sprache. Die Überlebenden wandern
seitdem in die USA, nach Israel und zum kleinen Teil nach Deutschland aus. 2001
lebten noch rund 100.000 Juden in der Ukraine. Ihre Zahl nimmt wegen der
erwähnten Auswanderung und des allgemeinen Geburtenrückgangs weiterhin ab.
4. 2. Ethnien
7. Prozentzahl der Ukrainisch-Sprechenden nach der offiziellen Statistik 2001
Nach der offiziellen Volkszählung von 2001 leben in der Ukraine 77,8 % Ukrainer,
wobei die Menschen mit den gemischten russischen und ukrainischen Nationalitäten
als Ukrainer gezählt wurden, 17,3% Russen, und über 100 weitere Nationalitäten.
Eine staatlich nicht anerkannte Minderheit sind die Russinen Transkarpatiens. Neben
den 10 größten Nationalitäten gibt es noch kleinere Minderheiten mit weniger als
100.000 Einwohnern, darunter hauptsächlich Griechen, Roma, Aserbaidschaner,
Georgier und Deutsche.
Nationalität Anzahl
Ukrainer 35.700.00
0
Russen 7.900.000
Rumänen 410.000
Tataren 358.000
Weißrussen 276.000
Bulgaren 205.000
Magyaren 157.000
Polen 144.000
Armenier 100.000
3. Sprache
73 % der ethnischen Ukrainer sprechen Ukrainisch als Muttersprache oder
Zweitsprache, 74,4 % beherrschen Russisch. Die russische Sprache dominiert als
Muttersprache im Osten und Süden der Ukraine bis heute. Besonders in Kiew hat die
russische Sprache einen hohen Stellenwert. Der Westen des Landes ist dagegen
überwiegend ukrainischsprachig, wobei auch hier viele Bewohner sehr gute
russische Sprachkenntnisse haben. In Galizien beherrschen auch noch viele
Menschen Polnisch. Seit der Unabhängigkeit verschieben sich diese Verhältnisse
aber in begrenztem Maße zugunsten des Ukrainischen, da es nun im ganzen Land
Pflichtfach ist und zunehmend Unterrichtssprache an den Schulen wird. An vielen
ukrainischen Hochschulen, insbesondere im technischen Bereich, findet der
Unterricht jedoch mangels ukrainischer Fachliteratur überwiegend in russischer
8. Sprache statt. Eine weit verbreitete mündliche Mischform mit dem Russischen ist der
Surschyk.
Die "Sprachenfrage" ist in der ukrainischen Politik ein ständiges Streitthema. Ein
großer Teil der Bevölkerung sowie die Partei der Regionen tritt für die völlige
Gleichberechtigung der russischen Sprache durch den Status einer zweiten
Amtssprache ein. Die "orangenen" Parteien rund um Präsident Juschtschenko und
Julija Tymoschenko lehnen dies ab. Einige Oblasten und städtische Kommunen
führten die russische Sprache als Amtssprache auf regionaler Ebene ein.
Klosterkirche St. Michael
4. 4. Religion
Siehe auch: Reformierte Kirche in Transkarpatien, Deutsche Evangelisch-
Lutherische Kirche der Ukraine, Islam in der Ukraine
Die Ukraine ist traditionell ein konfessionell gemischtes Land. Dominierend sind die
orthodoxen Kirchen, 46% der Ukrainer sind Anhänger der Ukrainisch-orthodoxen
Kirche und der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Erstere
untersteht einem Patriarchen in Kiew, während letztere der Russisch-orthodoxen
Kirche in Moskau zugehört. Zwischen beiden Konfessionen tobt ein erbitterter Streit
um Legitimität und um Besitzansprüche an Immobilien. Dem orthodoxen Ritus folgt
auch die 1596 entstandene griechisch-katholische Kirche, die allerdings die
Suprematie des Papstes anerkennt und mit Rom uniert ist. Ihr gehören ca. 5,5 Mio.
Gläubige an. Daneben gibt es in der Ukraine ca. 2 Mio. islamische Minderheiten (4%,
davon 1,7% Tataren), 1,1 Mio. römisch-katholische Christen (Polen, Deutsche) sowie
kleine evangelische (2,7%), und 103.000 Juden. 5,3% sind Atheisten oder gehören
anderen Religionen an.
4. 5. Gesundheitswesen
9. Die Lebenserwartung bei Männern liegt in der Ukraine bei 63 Jahren, Frauen werden
durchschnittlich 74 Jahre alt. Das ist deutlich weniger als in Westeuropa und etwas
weniger als in den restlichen mitteleuropäischen Staaten. Dies ist insbesondere auf
die Wirtschaftskrise der 90er Jahre zurückzuführen, von der sich das Land immer
noch nicht in vollem Maße erholt hat. Außerdem gibt es in der Ukraine keine
obligatorische oder staatliche Krankenversicherung, daher können sich viele keine
kostspielige Operation leisten. Eine besonders große Gefahr stellt das HI-Virus dar.
1,5 % der Bevölkerung sind bereits mit dem tödlichen Virus infiziert. Die Ukraine ist
somit das am stärksten betroffene Land in Europa.
5. Geschichte
Die ungefähre Ausdehnung der Kiewer Rus ca. 1000 n.Chr.
Hauptartikel: Geschichte der Ukraine
Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse,
gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen
Mehrheitsbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute
waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der Kiewer
Rus mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im 13. Jahrhundert unterwarfen die
Mongolen einen Großteil der Rus und machten sie ihrem Reich der Goldenen Horde
tributpflichtig, in dem bald Turkvölker (auch als Tataren bekannt) die wichtigste Rolle
spielten. Der nordöstliche Teil der Rus (Fürstentum Wladimir-Susdal, Rjasan, Twer)
blieb länger unter ihrer Herrschaft, während die Gebiete der heutigen Ukraine schon
bald vom Großfürstentum Litauen erobert wurden, das später mit Polen eine
gemeinsame Republik Polen-Litauen bildete. Die Ukraine gelangte dabei ab dem 16.
Jahrhundert in den polnischen Herrschaftsbereich. Im Osten wurde aus dem
Fürstentum Wladimir-Susdal das Großfürstentum Moskau, das nach und nach alle
10. russischen Nachbarstaaten und schließlich das tatarische Khanat Kasan unterwarf.
Die Ukraine wurde durch dessen Ausdehnung zum Grenzland und zum
Rivalitätsgebiet zwischen zwei Machtzentren. Im Schwarzmeergebiet hielt sich die
Herrschaft tatarischer Nomaden noch lange, zuletzt unter islamischer Oberhoheit bis
ins 18. Jahrhundert, als die Krim vom Russischen Reich annektiert wurde. In
Grenznähe lebten Kosaken, die sich der nomadischen Lebensweise angepasst
hatten, in ständigem Kleinkrieg mit den Tataren. In Russland waren das die
Donkosaken und in der Ukraine die Saporoger- oder Dneprkosaken.
Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief - gemalt 1880 von Ilja
Jefimowitsch Repin
1654 übernahm Moskau, seit 1547 Russisches Zarenreich genannt, große Teile der
Ukraine, nachdem sich die ukrainischen Kosaken unter Bohdan Chmelnyzkyj gegen
die polnische Herrschaft erhoben und sich im Vertrag von Perejaslaw Russland
anschlossen. Weitere Gebiete erwarb Russland mit den Polnischen Teilungen, bei
denen aber der äußerste Westen des ukrainischen Sprachgebietes an das
Habsburgerreich fiel, das seinen Anteil Polens nach dem ukrainischen Fürstentum
Halitsch als Galizien bezeichnete. Die Ukrainer wurden im Russischen Reich als
Kleinrussen bezeichnet, in Anlehnung an eine alte byzantinische Definition eines
Klein-Russlands (Kernland um Kiew) und eines Groß-Russlands (alle anderen
Gebiete).
1917 gelang es der überwiegend bäuerlichen Machno-Bewegung eine anarchistische
Revolution durchzuführen, welche zunächst den sowjetischen Bolschewiken gegen
die „Weißen” half, dann 1921 jedoch von diesen nicht als gleichwertige Partner
anerkannt wurde, so dass die Ukraine von der Roten Armee unter Trotzki in einem
blutigen Krieg an Sowjetrussland angeschlossen wurde. Mit der Gründung der
Sowjetunion im Dezember 1922 wurde die Ukraine zur Ukrainischen SSR. Für die
junge Sowjetunion war die Ukraine die „Kornkammer”. Als unter Stalin 1932 - 33 die
Landwirtschaft zwangsweise kollektiviert wurde, kamen schätzungsweise 6 - 10
Millionen Menschen durch Hungersnöte im Holodomor um. In der Ukraine gilt Lasar
11. Moissejewitsch Kaganowitsch bis heute für die durch die Zwangskollektivierung
herbeigeführte Hungersnot in der Bevölkerung in den 20er Jahren als verantwortlich.
Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg (1941 - 1943/44) stand das
Land als Reichskommissariat Ukraine und Generalgouvernement zum größeren Teil
unter deutscher Zivilverwaltung. Die Ukraine war Schauplatz zahlreicher
Massenmorde an Juden und sowjetischen Kriegsgefangenen (z. B. Massaker von
Babi Jar). Während der Besatzung kam es besonders im Osten und Süden der
Ukraine zu Hungersnöten, da die Deutschen der Bevölkerung die Nahrung entzogen
und die Ernteerträge nach Deutschland brachten. Zwischen Dezember 1941 und
August 1942 verhungerten aufgrund dieser Ausplünderung allein in Charkow mehr
als 12.000 Menschen. Der zweite Weltkrieg forderte in der Ukraine etwa 6,5 Millionen
zivile Todesopfer, davon etwa 750.000 bis eine Million jüdische Ukrainer. Fast die
gesamte jüdische Bevölkerung, sofern nicht geflohen, wurde ausgelöscht. Viele
Dörfer und Städte wurden 1943 beim Rückzug der Deutschen Wehrmacht zerstört.
Es gab 1945 in der Ukraine etwa 10 Millionen Obdachlose.
Zwischen 1941 und 1947 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die deutschen
Besatzer, sondern es gab auch eine Unabhängigkeitsbewegung (Ukrajinska
Powstanska Armija, „Ukrainische Aufständischenarmee”), die gegen die
Sowjetherrschaft und die polnische Bevölkerung kämpfte. Da die Angehörigen dieser
Untergrundarmee wussten, dass sie in der Hand sowjetischer Behörden dem Tod
geweiht waren, dauerte ihre Niederschlagung durch Einheiten des NKWD über das
Ende des 2. Weltkrieges hinaus.
Am 24. Oktober 1945 trat die Ukraine als Gründungsmitglied den Vereinten Nationen
bei.
Im Zuge der „Westverschiebung” Polens wurde die gesamte polnische Bevölkerung
aus den ehemals polnischen Gebieten der heutigen Westukraine ausgesiedelt,
teilweise auch gewaltsam vertrieben. Im Gegenzug wurde die ukrainische Minderheit
Polens in die Ukraine zwangsumgesiedelt („Operation Weichsel”). Danach war die
Ukraine - wie zuvor - Teil der Sowjetunion.
Chruschtschow schenkte 1954 die Halbinsel Krim anlässlich des 300-jährigen
Jubiläums der Russisch-Ukrainischen Einheit an die Ukrainische SSR.
Die Ukraine ist seit 1991 unabhängig. 2004 erlebte sie einen demokratischen
Umschwung - die „Orangene Revolution” - ausgelöst durch die
12. Präsidentschaftswahlen, aus denen Wiktor Juschtschenko als Sieger hervorging. In
der Folge wurde das politische System zu einem semi-präsidentiellen System mit
einer Stärkung des Parlaments und der Regierung geändert. Dies war eine
Voraussetzung für die Anerkennung des Sieges Juschtschenkos durch die Gegner
des Umschwungs. Die Verfassungsänderung führte in Kombination mit den
Mehrheitsverhältnissen im Parlament sowie der Uneinigkeit der westlich orientierten
Kräfte zu einem andauernden Machtkampf zwischen dem westlich orientierten
Präsidenten auf der einen und dem eher russlandfreundlichen Ministerpräsidenten
sowie der diesen unterstützenden Parlamentsmehrheit auf der anderen Seite. Die
ungeklärte Machtfrage verursachte eine politische Stagnation, die bis heute anhält.
Dennoch erfuhr die ukrainische Wirtschaft in den letzten Jahren einen kräftigen
Aufschwung, der jedoch nicht über den immer noch allgemein geringen
Wohlfahrtsstand täuschen sollte.
6. Politik
Siehe auch: Liste der Parteien der Ukraine, Präsidentschaftswahlen in der Ukraine
2004
Unabhängigkeitsplatz ("Majdan") in Kiew
Wahlbeteiligung nach Region
13. Wahlergebnisse vom 30.09.2007
6. 1. Aktuelle Situation
Die Politik in der Ukraine ist seit der Unabhängigkeit 1991 und insbesondere nach
der Orangenen Revolution geprägt durch den anhaltenden Machtkampf zwischen
Vertretern einer Westorientierung sowie denen einer engen Anlehnung an Russland.
Nach der Amtseinführung von Präsident Wiktor Juschtschenko im Januar 2005
bestätigte das ukrainische Parlament (Werchowna Rada) am 4. Februar 2005 die
neue Regierung unter Premierministerin Julija Tymoschenko.
Während der ersten 100 Tage der Regierung Tymoschenko wurden die
Privatisierungen einiger großer Unternehmen (Kryworisch Stal) aus der Zeit des
früheren Präsidenten Kutschma überprüft. Es zeigte sich auch, wie schon im
Wahlkampf, dass die Positionen von Präsident Juschtschenko und
Ministerpräsidentin Tymoschenko in der Wahl der Mittel teilweise differieren.
Gleichzeitig führte die durch russische Unternehmen initiierte Verteuerung von
Erdölprodukten, vor allem Benzin, zu Druck auf die ukrainische Regierung.
In verschiedenen Ministerien wie dem Innenministerium und auf regionaler Ebene
wurden seit dem Machtwechsel bis zu 30 % der Mitarbeiter entlassen.
Am 8. September 2005 entließ Präsident Juschtschenko überraschend
Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko und ihre Regierung im Zusammenhang mit
Korruptionsvorwürfen und Konflikten innerhalb des Kabinetts. Zum Interimspremier
wurde der Wirtschaftspolitiker Jurij Jechanurow ernannt.
Jechanurow wurde später zum Ministerpräsidenten ernannt, und zwar mit 60
Stimmen mehr als er brauchte, die er überraschenderweise von der Opposition
bekam.
Im August 2006 wurde der pro-russische Janukowytsch zum neuen Premierminister
gewählt und von Präsident Juschtschenko bestätigt. Seither versuchte Janukowytsch
das präsidiale System der Ukraine durch Gesetzesbeschlüsse so umzubauen, dass
der Präsident in seinen Befugnissen deutlich eingeschränkt wird. Hinter den Kulissen
14. fand daher ein Machtkampf zwischen Janukowytsch und Juschtschenko statt. Als
letzter Vertreter des pro-westlichen Kurses von Juschtschenko in der Regierung gab
Außenminister Borys Tarasjuk im Januar 2007 sein Amt auf. Versuche
Juschtschenkos als Nachfolger Tarasjuks den Diplomaten Wolodymyr Ohrysko
durchzusetzen, scheiterten mehrmals an den Gegenstimmen der Regierungsparteien
in der Werchowna Rada.
██ Europäische Union██ Ukraine
Staatspräsident Wiktor Juschtschenko löste am 2. April 2007 das Parlament auf. Die
Neuwahlen sollten zunächst am 27. Mai 2007 stattfinden. Nach einer heftigen
Staatskrise, bei der die unterschiedlichen politischen Parteien und Gruppierungen
versuchten die Macht an sich zu reißen, wurde am 26. Mai 2007 eine Einigung
erzielt. So fanden schließlich am 30. September 2007 Neuwahlen des Parlaments
statt. Bereits im Vorfeld der Wahl einigten sich Präsident Juschtschenko und
Oppositionsführerin Tymoschenko auf ein Bündnis ihrer Parteien. Bei der Wahl
wurde die Partei von Regierungschef Janukowytsch zwar stärkste Partei, doch da
das Bündnis von Juschtschenko und Tymoschenko die Mehrheit der Sitze errang,
konnte es die Regierung bilden. Am 6. Juni 2008 verlor die Regierung Tymoschenko
jedoch ihre Parlamentsmehrheit nach dem Austritt zweier Abgeordneter aus dem
Regierungslager.
Am 9. September 2008 haben die Ukraine und die EU in Paris die Vereinbarung für
ein Assoziierungsabkommen getroffen. Das Abkommen stellt zwar keine Zusage des
Beitritts dar, hellt die Aussicht darauf aber demonstrativ auf, wie Die Zeit schreibt.
Staatspräsident Wiktor Juschtschenko löste am 8. Oktober 2008 das Parlament
erneut auf und kündigte Neuwahlen an, die im Dezember 2008 stattfinden sollten..
Zwei Monate später, am 9. Dezember 2008, einigten sich Juschtschenko und Julija
Tymoschenko auf eine Fortsetzung ihres Bündnisses. Ergänzt wird die pro-westliche
Regierungskoalition von Wolodimir Litwin, dem frisch gekürten
15. Parlamentspräsidenten. Tymoschenko wird aller Voraussicht nach weiterhin das Amt
der ukrainischen Premierministerin bekleiden. Die für Mitte Dezember geplanten
Neuwahlen gelten nun als unwahrscheinlich.
6. 2. Außenpolitik
Die ukrainische Außenpolitik ist uneinheitlich. Während die pro-westlichen Parteien
eine baldige EU-, und NATO-Mitgliedschaft anstreben, ist die südliche und östliche
Bevölkerung für eine Annäherung an Russland. Zumindest eine NATO-Mitgliedschaft
wird abgelehnt. Die Regierung unter Wiktor Juschtschenko versuchte durch eine
militärische Beteiligung am Irak-Krieg 2003 seine Unabhängigkeit zu stärken, die
Westorientierung voran zu treiben und gleichzeitig seine Solidarität mit den USA zum
Ausdruck zu bringen, in der Hoffnung durch die USA in seinen Bestreben unterstützt
zu werden.
6. 2. 1. Mitgliedschaften
Die Ukraine ist Mitglied in folgenden internationalen Organisationen:
Organisation Beitritt
Vereinte Nationen (Gründungsmitglied) 24. Oktober 1945
UNESCO 12. Mai 1954
Europarat 1995
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) 30. Januar 1992
GUS (Gründungsmitglied) 8. Dezember 1991
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
GUAM 10. Oktober 1997
Interpol 1992
IRK (IFRCS)
IOC
WTO (Welthandelsorganisation) 16. Mai 2008
IAEO (Internationale Atomenergieorganisation)
Ukrainischer EU-Beitritt
Die Europäische Union hat im Dezember 2004 einen „Aktionsplan“ für eine engere
Zusammenarbeit mit der Ukraine im Rahmen ihrer sogenannten
„Nachbarschaftspolitik“ gebilligt. Als Prioritäten werden im Aktionsplan unter anderem
folgende Punkte genannt:
• Förderung des Beitritts der Ukraine zur Welthandelsorganisation (WTO); stetiger Abbau von
Hemmnissen im bilateralen Handel.
• Ukrainische Gesetze, Normen und Standards werden schrittweise an die der EU angeglichen.
16. • Verhandlungen über Beschäftigungsfragen, zum Beispiel Möglichkeiten für Bürger der Ukraine, in der
EU zu arbeiten.
• Verhandlungen über Erleichterungen bei der Erteilung von Reisevisa.
• Erfüllung der Vereinbarungen zwischen der EU und der Ukraine über die Schließung des
Kernkraftwerkes in Tschernobyl.
• Verbesserung des Investitionsklimas, unter anderem durch Herstellung diskriminierungsfreier,
transparenter Wirtschaftsbedingungen, Bürokratieabbau sowie Bekämpfung von Korruption,
Menschenhandel, Folter und Rassismus.
Benita Ferrero-Waldner, EU-Kommissarin für auswärtige Beziehungen und
europäische Nachbarschaftspolitik, nannte darüber hinaus u. a. folgende
Maßnahmen, um die Wirtschaftsbeziehungen zur Ukraine zu stärken:
• Die Einfuhr von Textilien und Stahl aus der Ukraine sollen erleichtert werden.
• Die Vergabe von Krediten der Europäischen Investitionsbank an die Ukraine soll erleichtert werden.
• Die Finanzhilfen für eine Angleichung des ukrainischen Rechtssystems an das Rechtssystem der EU
sollen erhöht werden.
• In den Bereichen Energie, Umwelt und Verkehr ist eine engere Zusammenarbeit vorgesehen.
Grundlagen der Beziehungen der Ukraine zur EU sind:
• das Partnerschafts- und Kooperationsabkommen (in Kraft seit 1. März 1998),
• die vom Europäischen Rat am 14. Dezember 1999 in Helsinki verabschiedete „Gemeinsame Strategie
EU-Ukraine“,
• das von der EU-Kommission im März 2003 vorgelegte und von den EU-Mitgliedstaaten gebilligte
Konzept für eine „Europäische Nachbarschaftspolitik“ („Größeres Europa - Nachbarschaft: ein neuer
Rahmen für die Beziehungen der EU zu ihren östlichen und südlichen Nachbarn“).
Seit 1994 leistet die EU außerdem im Rahmen des TACIS-Programms Beratungs-
und Ausstattungshilfe in der Ukraine. Deutschland hat einen Anteil von fast 30 % an
der Finanzierung dieses Programms.
Ziel der „Europäischen Nachbarschaftspolitik“ der EU ist lediglich eine verstärkte
Zusammenarbeit mit den EU-Nachbarstaaten, die durch „Aktionspläne“ konkretisiert
wird. Für osteuropäische Nachbarstaaten wurde bisher neben dem Aktionsplan für
die Ukraine im Dezember 2004 auch ein Aktionsplan für das Nachbarland Moldawien
beschlossen.
Im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit soll den Nachbarstaaten langfristig
eine Beteiligung am EU-Binnenmarkt und an einigen Gemeinschaftsprogrammen
eröffnet werden. Eine Beitrittsperspektive, so EU-Kommissarin Ferrero-Waldner in
einem Interview mit der Deutschen Welle am 21. Januar 2005, eröffnet die
Nachbarschaftspolitik nicht.
17. Demgegenüber hat der ukrainische Staatspräsident Juschtschenko wiederholt
betont, beispielsweise am 25. Januar 2005 vor dem Europarat in Straßburg, er
strebe als „strategisches Ziel“ einen Beitritt der Ukraine zur EU an.
Anfang 2008 wurde der Ukraine seitens der EU die Einrichtung einer gemeinsamen
Freihandelszone bis zum Ende des Jahres in Aussicht gestellt.
6. 3. Militär
→ Hauptartikel: Ukrainische Streitkräfte
Die Ukrainischen Streitkräfte (Ukrainisch Збройні сили України, Sukhoputni Viys'ka
ZSU) haben mit ca. 618 Millionen US-Dollar (Stand: 2005) einen der kleinsten
Militäretats in Europa, insbesondere bezogen auf die Truppenstärke von 191.000
aktiven Soldaten sowie einer Million Reservisten. Die Ausrüstung ist meist noch
sowjetischen Ursprungs.
Die Streitkräfte gliedern sich in das Heer mit einer Mannstärke von ca. 88.500,
Luftwaffe mit einer Stärke von ca. 51.500 Mann und Marine, welche über ca. 17.500
Soldaten, davon 3.000 Marineinfanteristen verfügt. Des weiteren gibt es noch 39.900
Mann in den Truppen des ukrainischen Innenministeriums, 45.000 Mann ukrainischer
Grenzschutz (inkl. 14.000 Mann Küstenwache) und über 9.500 Mann Truppen für die
Zivilverteidigung (z.B. Katastropheneinsätze).
Der Wehrdienst ist in der Ukraine gesetzlich geregelt und setzt mit Vollendung des
achtzehnten Lebensjahrs ein. Der Wehrdienst (gesetzliche Pflicht) dauert insgesamt
neun Monate.
7. Verwaltungsgliederung
Übersicht über die Verwaltungsgliederung in Oblaste
Die Ukraine ist in 24 Oblaste (ukr. область/oblast, Bezirke, wörtl. Gebiete), die
Autonome Republik Krim und zwei Städte mit Sonderstatus, Kiew und Sewastopol,
gegliedert.
18. Die Autonome Republik Krim (ukrainisch Автономна Республіка Крим), zu Zeiten
der UdSSR offiziell Oblast Krim, ist geographisch gesehen die Krimhalbinsel und hat
als Hauptstadt Simferopol.
Siehe mehr unter: Verwaltungsgliederung der Ukraine und Liste der Oblaste der
Ukraine.
Unter Liste der Städte in der Ukraine sind die wichtigsten Städte jeder Oblast
aufgezählt.
7. 1. Ballungsräume
Kiew, Hauptstadt der Ukraine
Die größten Agglomerationen in der Ukraine sind:
1. Kiew: 3.000.388 Einwohner
2. Donezk: 1.640.854 Einwohner
3. Charkiw: 1.606.448 Einwohner
4. Dnipropetrowsk: 1.414.772 Einwohner
5. Odessa: 1.130.921 Einwohner
Siehe auch: Liste der Namen ukrainischer Städte
8. Wirtschaft
19. Ladenpassage in Odessa
Die wichtigsten Außenhandelspartner sind Russland (21,1 %), Deutschland (8,0 %),
die Türkei (6,9 %), Italien (6,3 %), gefolgt von den Vereinigten Staaten (4 %),
Turkmenistan (3,8 %), Polen (3,4 %) und der Volksrepublik China (3,3 %) (2007).
Zypern und Deutschland sind die größten Direktinvestoren für das Jahr 2008, von
insgesamt 36,5 Milliarden US-Dollar entfallen auf Zypern 8,3 Milliarden und auf
Deutschland 6,8 Milliarden (Stand 1. Juli 2008) [1] . Die wichtigsten Exportgüter der
Ukraine sind Metallurgieprodukte, chemische Waren, Maschinen, Geräte,
Nahrungsmittel und Textilien.
8. 1. Entwicklung
Wachstumsraten des BIP seit 1990
Nachdem sich die Ukraine 1991 von der UdSSR losgelöst hat, hat sie schrittweise
einen Privatisierungsprozess eingeleitet. In den 90er Jahren erlebte das Land ähnlich
wie die anderen Transformationsländer Osteuropas aber zunächst eine
Wirtschaftskrise, die eine Konsequenz der gesamtwirtschaftlichen Transformation
war. Auch 2007 konnte die Ukraine das Produktionsniveau von 1991 noch nicht
20. wieder erreichen. Dies wird insbesondere der IWF-Schocktherapie zugeschrieben,
die von 1992 bis 1995 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 60 % zur
Folge hatte. Ende der 90er Jahre hat sich die Wirtschaft aber stabilisiert. Seit dem
Jahr 2000 steht das Land im Zeichen eines starken wirtschaftlichen Aufschwungs.
Das jährliche Wachstum des ukrainischen BIP beträgt seitdem im Durchschnitt etwa
7 %. Im Jahr 2007 waren es 7,3 %.
Vermehrt drängen ausländische Firmen in das Land und investieren in Betriebe oder
gründen Auslandsfilialen, einerseits wegen der im internationalen Vergleich sehr
günstigen Lohnsituation bei guter Qualifikation und andererseits, um Marktanteile in
der Ukraine zu besetzen. Die Ukraine erzielt inzwischen einen
Leistungsbilanzüberschuss.
Der Ende des Jahres 2004 erfolgte Machtwechsel, der nicht nur den Präsidenten
betraf, sondern auch für neue Mehrheiten im Parlament sorgte, lässt tiefgreifende
Reformen erwarten. Sie dürften die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen
Aufschwung zumindest langfristig verbessern.
Allerdings könnten sich künftig auch neue Belastungen ergeben: Der bislang sehr
günstige Preis für russisches Erdgas hat sich seit 2006 drastisch erhöht. Die
ukrainische Wirtschaft ist an dieser Stelle besonders empfindlich und in hohem Maße
von russischen Energierohstoffen abhängig.
Die von der neuen Regierung angestrebte stärkere wirtschaftliche Ausrichtung der
Ukraine in Richtung Europäische Union kann die Abhängigkeit der Ukraine von
russischen Energielieferungen zwar kaum verringern, sie dürfte aber die
ausländischen Investitionen steigen lassen und so den wirtschaftlichen Aufschwung
stärken.
Die Rohstoffbasis der Ukraine umfasst verschiedene Metalle und Kohle. Etwa 5 %
der weltweiten Eisenerzvorkommen liegen in der Ukraine. Dazu kommen Bauxit,
Blei, Chrom, Speckstein, Gold, Quecksilber, Nickel, Titan, Uran und Zink. Am Schelf
des Schwarzen Meeres wurden Erdöl- und Erdgasreserven entdeckt. Der Anteil der
Schwerindustrie an der Gesamtwirtschaft übertraf selbst den des ebenfalls
schwerindustriell geprägten Polens um mehr als das doppelte. 70 % der
Industrieproduktion erfolgte 1991 in den Sektoren Maschinenbau,
Schwarzmetallurgie (Eisen und Stahl), Energie, Chemie, Papier und Baumaterialien.
21. Viele Einwohner auf dem Land betreiben Subsistenzwirtschaft, da Löhne und Rente
verspätet und unvollständig ausbezahlt wurden und das Lohnniveau mit den
gestiegenen Lebenshaltungskosten (in den 1990er Jahren Hyperinflation) nicht
mithalten konnte.
Siehe auch: Russisch-ukrainischer Gasstreit.
8. 2. Primärer Sektor
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Zum primären Sektor gehören traditionell Landwirtschaft, Forstwirtschaft und
Fischerei.
Im nördlichen Teil des Landes gab es einst eine ausgedehnte Waldsteppe mit sehr
fruchtbarem Lößboden. Bis auf einen kleinen Restbestand wurden diese Wälder
jedoch abgeholzt und in Ackerland umgewandelt. Das Land verfügt heute nur noch
über etwa 5 % Waldanteil an der Gesamtfläche. Bekannt sind die Birkenwälder um
Kiew und die Wälder in Wolhynien. An der nördlichen Grenze des Landes zu
Weißrussland kann in einem Radius von 30 Kilometern um die Stadt Prypjat seit der
Katastrophe von Tschernobyl 1986 (ukrainisch Tschornobyl) wegen der anhaltenden
Verseuchung keine Landwirtschaft mehr betrieben werden. Unabhängig davon leidet
die Landwirtschaft seit einigen Jahrzehnten zusätzlich unter starker Bodenerosion.
Durch die damit verbundene Versteppung des Landes hat die Ukraine schon rund
ein Achtel ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche eingebüßt.
Im Süden der Ukraine an der Küste und auf der Krim wird Wein- und Obstanbau
betrieben, im Rest des Landes wird vorwiegend Weizen, Kartoffel und Zuckerrübe
angebaut. Früher war die Ukraine aufgrund ihrer Schwarzerdböden als Kornkammer
Europas bekannt. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit wurden 55 % des ukrainischen
Territoriums für Ackerbau genutzt und insgesamt 70 % der Fläche für die
Landwirtschaft. Der agro-industrielle Komplex erwirtschaftete 1991 etwa 40 % des
Nationaleinkommens. Heute werden in der Ukraine insgesamt 42.893,5 Tausend
Hektar (ha) Land landwirtschaftlich genutzt (Stand: 11. Juli 2007).
8. 3. Sekundärer Sektor (Industrie)
22. Bei Krywyj Rih, Dnipropetrowsk und Saporischschja befinden sich
Eisenerzlagerstätten mit entsprechender Verarbeitung. Hinzu kommen
Maschinenbau, Bau von Elektrogeräten sowie eine umfangreiche Werftenindustrie.
Ausgeführt werden vor allem Kohle, Stahl, Elektrogeräte und Nahrungsmittel,
eingeführt werden vor allem Energieträger (Gas und Erdöl) aus Russland. Im
Donezkbecken befinden sich viele Bergwerke, die stark sanierungsbedürftig sind und
in denen es immer wieder zu schweren Grubenunglücken kommt.
8. 4. Tertiärer Sektor
Modernes Bürogebäude neben einer Kirche in Kiew
Der tertiäre Sektor entwickelt sich in der Ukraine in den letzten Jahren sehr
dynamisch und intensiv.
8. 4. 1. Bankwesen
10 Hryvnia
23. 20 Hryvnia
Im Bankwesen fand die erste Übernahme durch ein ausländisches Kreditinstitut erst
im Oktober 2005 statt, aber schon davor wurden Banken mit ausländischem Kapital
gegründet. Damals übernahm die österreichische Raiffeisen International die
zweitgrößte Bank des Landes, „Bank Aval“ (jetzt „Raiffeisen Aval“). Die
Verkaufsverhandlungen wurden von ukrainischer Seite bewusst in die Länge
gezogen, da sich rasch weitere Interessenten an der Bank fanden, und sich der
Kaufpreis somit Stück für Stück auf letztendlich 836 Millionen Euro (für 93,5 % Anteil)
erhöhte. Zusammen mit der 1998 gegründeten „Raiffeisenbank Ukraine“ hielt die
„Raiffeisen International“ einen Bilanzkapitalanteil von 12 % am ukrainischen
Bankensektor bis zum Verkauf der ersteren an „OTP Bank“ 2006.
Von da an gab es plötzlich großes Interesse von zahlreichen ausländischen Banken,
die ebenfalls in der Ukraine Fuß fassen wollten. Innerhalb von nur fünf Monaten
schnellte der Anteil ausländischer Banken am ukrainischen Bankensektor von knapp
über 12 % auf rund 25 % und beträgt z. Z. 31,7 % (Stand: August 2007).
Eine weitere der fünf ukrainischen Großbanken, die „Ukrssibbank“, wurde im
Dezember 2005 von der größten französischen Bank, BNP Paribas, übernommen.
51 % wechselten für knapp 300 Millionen Euro ihren Besitzer.
Auch von den kleineren der 158 (per Ende 2005) ukrainischen Banken wurden
bereits mehrere übernommen. So übernahm beispielsweise der russische
Marktführer, die staatliche „Sberbank“, die ukrainische „NRB-Ukraina“ (hat dafür
jedoch noch keine Erlaubnis der Bankenaufsicht erhalten), und die russische
Nummer zwei, die ebenfalls staatliche „Vneschtorgbank“ (VTB) übernahm die
ukrainische „Mrija“ für umgerechnet knapp 60 Millionen Euro. Man vermutet hinter
den Übernahmen der staatlichen russischen Banken politische Motive, wie diese
auch bereits im Januar 2006 in der plötzlichen Vervielfachung des Gaspreises von
russischer Seite (siehe Russisch-ukrainischer Gasstreit) gesehen wurden.
Funktionen der Zentralbank übt die Nationalbank der Ukraine aus.
24. 8. 4. 2. IT-Dienstleistungen
Die Ukraine ist in den letzten Jahren auch im Zusammenhang mit dem IT-
Outsourcing bekannt geworden. Eine große Zahl ukrainischer
Softwareentwicklungsunternehmen befindet sich vor allem in Kiew, Charkiw,
Lemberg, Dnipropetrowsk, Donezk und Simferopol (Krim). Somit nutzt das Land
seine geografische und kulturelle Nähe zu Westeuropa und macht bereits etablierten
IT-Dienstleistern wie Indien und China Konkurrenz. Jedoch kann der Umsatz, der in
diesem Bereich entsteht noch nicht mit dem indischen verglichen werden.
9. Infrastruktur
Die Ukraine besitzt aus Zeiten der Sowjetunion vor allem eine Nord-Süd-
Verkehrsorientierung (Moskau-Kiew-Odessa, Moskau-Charkiw-Krim). Man versucht
aber seit der Unabhängigkeit des Landes, die Infrastruktur in eine West-Ost-
Orientierung zu reorganisieren und die Verbindungen zu Polen, der Slowakei und
Ungarn zu intensivieren (Anbindung an den Paneuropäischen Korridor III:
Straßenverbindung und Bahnstrecke Berlin/Dresden - Breslau - Krakau - Lemberg -
Kiew und V: Košice - Tschop - Lemberg und Budapest - Tschop - Lemberg). Die
Ukraine ist heute vor allem ein Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Kaukasus
und zwischen Südeuropa und Russland. Hauptverkehrsträger in der Ukraine ist die
Eisenbahn, gefolgt vom Straßenverkehr und der Binnenschifffahrt auf dem Dnepr
(Dnipro).
allen wichtigen großen Städten befinden sich internationale Flughäfen. Ukraine
International Airlines, Aerosvit Airlines und Donbassaero sind die bekanntesten
Fluggesellschaften in der Ukraine. Der Flughafen Kiew, Flughafen Odessa und
Flughafen Dnipropetrowsk sind die wichtigsten internationalen Verkehrsflughäfen der
Ukraine. Der Flugzeughersteller Antonow mit Hauptsitz in Kiew hat mit der Antonow
An-225 mit einem Frachtraumvolumen von insgesamt 1220 m³ (was den Transport
von 12 Lastkraftwagen des Typs Mercedes-Benz Actros ermöglicht) das momentan
weltweit größte Transportflugzeug im Einsatz.
9. 2. Eisenbahn
In der Ukraine wird die Spurweite von 1.520 mm verwendet. Die Strecken im Raum
Kiew, Lemberg und im Osten der Ukraine sind elektrifiziert, dazwischen befinden sich
25. nicht-elektrifizierte Abschnitte. Eine komplette Elektrifizierung ist vorgesehen.
Wichtigste Eisenbahngesellschaft ist die Ukrsalisnyzja. Der staatliche
Eisenbahnhersteller ist die Lokomotivfabrik Luhansk.
9. 3. Straße
Kiew. Prospekt Baschana
Ein zusammenhängendes Autobahnnetz besteht noch nicht, es existieren jedoch
vielerorts autobahnartig ausgebaute Fernstraßen. Die M06 von Ungarn nach Kiew
wurde in den letzten Jahren renoviert und ist nun von der Grenze über die Karpaten
bis Lviv durchgehend in sehr gutem Zustand. Das Tankstellennetz ist sehr dicht. In
manchen Dörfern findet man jedoch noch Straßen, die diesen Namen kaum verdient
haben, jedoch wird auch hier immer wieder etwas verbessert. In vielen Großstädten
gibt es Straßenbahnen und U-Bahnen, wie beispielsweise die Metro in Kiew und
überall im Land ein sehr dichtes Netz an Busverbindungen.
Die größten Automobilwerke sind KrAZ in Krementschuk, LuAZ in Luzk und
Saporoschski Awtomobilestroitelny Sawod(ZAZ) in Saporischschja.
9. 4. Schifffahrt
Wichtigste Binnenschifffahrtstraße ist der Dnipro, der bis Kiew auch für kleine
Seeschiffe befahrbar ist; in Odessa, Mykolajiw, Cherson, Sewastopol und Kertsch
befinden sich Seehäfen. Die Ukrainische Marine ist in Sewastopol am Schwarzen
Meer stationiert.
9. 5. Telekommunikation
In der Ukraine wurden neben dem herkömmlichen öffentlichen Telefonnetz, welches
zu 76 % (2006) vom staatlichen Anbieter Ukrtelecom dominiert wird, auch moderne
GSM-Mobilfunknetze aufgebaut. Ukrtelecom startete im November 2007 das erste
UMTS-Mobilfunknetz der Ukraine. Die größten Mobilfunknetze sind zur Zeit:
26. • Kyivstar/Djuice/Mobilitsch
• MTS(UMC)/Jeans/Sim-Sim
• Beeline
• LIfe:)
• PEOPLEnet (3G)
9. 6. Pipelines
Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russisches Erdgas. Vor allem
osteuropäische Länder werden über die Pipelines mit russischem Gas versorgt.
10. Kultur
10. 1. Literatur und Buchkultur
Das Haus mit den Chimären in Kiew
Hauptartikel: Ukrainische Literatur
Das erste in der Ukraine erschienene Buch wurde von Jurij Drohobytsch im Jahre
1483 verfasst. Der in der Stadt Poltawa lebende Iwan Kotljarewskyj gilt als Erneuerer
der ukrainischen Schriftsprache. Zu den bedeutendsten Schriftstellern gehören
Nikolai Gogol, Iwan Franko, Lesja Ukrajinka, Michail Bulgakow, Bohdan-Ihor
Antonytsch, Jurij Andruchowytsch und Taras Schewtschenko.
10. 2. Medienlandschaft
Siehe Liste der ukrainischen Zeitschriften
10. 3. Sport
10. 3. 1. Fußball
27. Der populärste Fußballspieler aus der Ukraine ist Andrej Schewtschenko vom AC
Mailand. Die erste Fußballliga in der Ukraine ist die Wyschtscha Liha. Bekannte
Vereine sind Dynamo Kiew und der amtierende Meister Schachtar Donezk. Der
bisher größte Erfolg der jungen ukrainischen Fußballnationalmannschaft war das
erreichen des Viertelfinales bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Oleh Blochin und Ihor Bilanow waren zu Sowjetzeiten Europas Fußballer des Jahres.
Oleh Blochin war bis Januar 2008 Trainer der Ukrainischen Nationalmannschaft. Die
Ukraine konnte am 18. April 2007 einen sportpolitischen Erfolg erringen, indem das
Land, welches erst seit 1992 eigenständig dem Europäischen Fußball-Verband
UEFA angehört, im ersten Wahlgang den Zuschlag des UEFA-Exekutivkomitees
bekam, gemeinsam mit Polen die Fußball-Europameisterschaft 2012 auszurichten.
10. 3. 2. Boxen
Im Amateurboxen konnte die Ukraine seit 1996 zwei Olympiasieger stellen: Wladimir
Klitschko (1996, Superschwergewicht) und Wassyl Lomatschenko (2008,
Federgewicht). Andrij Kotelnik (2000, Leichtgewicht) und Serhij Dotsenko (2000,
Weltergewicht) gewannen Silbermedaillen. Zudem errangen ukrainische Boxer fünf
Bronzemedaillen, unter anderem Wladimir Sidorenko (2000, Fliegengewicht) und
Wjatscheslaw Hlaskow (2008, Superschwergewicht). Im Profibereich gelang es
bisher fünf Athleten Weltmeistertitel zu gewinnen: Wladimir und Vitali Klitschko im
Schwergewicht, Serhij Dsindsiruk im Halbmittelgewicht, Sidorenko im Bantamgewicht
und Kotelnik im Halbweltergewicht.
10. 3. 3. Leichtathletik
Einer der größten Sportler unserer Zeit ist Serhij Bubka, 6-facher Weltmeister und
Olympiasieger im Stabhochsprung. Er stellte insgesamt 35 Weltrekorde auf und
schaffte 43 Sprünge über die Sechs-Meter-Marke. Er hält mit 6,14 Meter den
aktuellen Weltrekord. Serhij Bubka stammt aus Luhansk.
11. Literatur
• Kathrin Boeckh / Ekkehard Völkl: Ukraine. Von der Roten zur Orangenen Revolution. Regensburg
2007. ISBN 978-3-7917-2050-0
• Bundeszentrale für politische Bildung: Nachbarn im Osten: Ukraine und Belarus, vom 1.11.2006
• Lindner, Rainer: Das Ende von Orange. Die Ukraine in der Transformationskrise, eine Studie der
Stiftung Wissenschaft und Politik
28. • Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Nach der „Orangenen Revolution“, Der
Bürger im Staat, Heft 4/2005, Aufsätze zur Entwicklung von Politik und Wirtschaft in der Ukraine,
Russland und Weißrussland
• Britta Böhme: Grenzland zwischen Mythos und Realität. Real- und Ideengeschichte des ukrainischen
Territoriums. Lemberg 1999. ISBN 3-931703-33-9
• Andrew Wilson: The Ukrainians. Unexpected Nation. 2002. ISBN 0-300-09309-8
• Gerhard Simon: Die neue Ukraine. 2002. ISBN 3-412-12401-X
• Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. München (Beck) 1994. ISBN 3-406-37449-2
• Pavlo Khiminets: Protestantismus in der Ukraine. Rolle und Stellung des Protestantismus im
soziokulturellen Kontext der Geschichte der Ukraine. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang 2006.
ISBN 3-631-55791-4
• Robert Kravchuk: Ukrainian Political Economy. The First Ten Years. 2002. New York: Palgrave
Macmillan.
• Weltpolitik.net: Reformweg oder Rolle rückwärts? Die Ukraine im Vorfeld der Parlamentswahlen am
26. März 2006 (Tim Züwerink)
• Christian Reder, Erich Klein (Hg.): Graue Donau, Schwarzes Meer. Wien Sulina Odessa Jalta Istanbul
(Recherchen, Gespräche, Essays), Edition Transfer bei Springer Wien-New York 2008, ISBN
978-3-211-75482-5
Die Ukraine - Staat, Bevölkerung, Bibliotheken
Die Ukraine wurde am 24. August 1991 zum unabhängigen Staat erklärt. Laut Grundgesetz, das 1996
verabschiedet wurde, ist die Ukraine ein souveräner und unabhängiger, demokratischer, sozialer und
Rechtsstaat.
Die Ukraine ist ein Einheitsstaat. Die Staatsgewalt teilt sich in Legislative, Exekutive und Judikative. Im
Land funktioniert die örtliche Selbstverwaltung. Die Ukraine besteht aus 25 Gebieten. Die Hauptstadt
ist Kiew.
Das Territorium der Ukraine beläuft sich auf 603.700 km 2 . Die Ukraine grenzt an Rußland,
Weißrußland, Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Moldawien. Die Bevölkerung beläuft sich auf 50,5
Mio., davon sind 68% städtische Bevölkerung, 32% ländliche; 47% sind Männer, 53% Frauen.
Arbeitsfähig sind 55,8% der Bevölkerung.
An Nationalitäten leben in der Ukraine außer Ukrainern (73%), Russen (21%), Weißrussen, Juden,
Polen, Tschechen, Slowaken, Bulgaren, Moldawier, Rumänen, Tataren, Ungaren, Griechen u.a.
Die Staatssprache ist Ukrainisch. Das Grundgesetz garantiert die freie Entwicklung, die Benutzung
und den Schutz der russischen Sprache und der Sprachen der nationalen Minderheiten. Der Staat
fördert die Konsolidierung und Entwicklung der ukrainischen Nation und ihres historischen
Bewußtseins, ihrer Traditionen und Kultur, sowie die Entwicklung der ethnischen, kulturellen,
sprachlichen und religiösen Eigenheiten aller Urvölker und nationalen Minderheiten der Ukraine.
Als wichtige Kennziffer der sozial-ökonomischen Staatsentwicklung gilt der Bildungsgrad der
Bevölkerung. Die Ukraine ist ein völlig alphabetisiertes Land. Ein hoher Prozentsatz der Bürger verfügt
über Berufs- und Hochschulausbildung.
Von alters her wurden das Buch und die Bibliothek als große Kulturschätze betrachtet.
Die älteste Bibliothek auf dem Territorium der modernen Ukraine ist die Bibliothek Jaroslaws des
Weisen. Sie gilt als erste staatliche Bibliothek der Kiewer Rus (1037). Große Wirkung auf die geistige
Entwicklung und Kultur der Nation hatten die Klosterbibliotheken - die des Kiewer Höhlenklosters
(Petscherskaja Lawra) und der Klöster in Kiew-Mezhygorskij, Tschernigow, Potschajewskij. Sehr
bekannt durch ihre Bücherschätze und Benutzer sind die Bibliotheken der Bruderschaften in Lemberg,
Kiew, Tschernigow, Luzk, Ostrog u.a. (16.-17. Jh.), die Bibliothek der Kiewer Mohyla-Akademie
29. (1701), die Bibliotheken der Universitäten in Lemberg (1608), Charkow (1805), Odessa (1817), Kiew
(1834), Tschernowiz (1852) und Noworossijsk (1865). Eine interessante geistige und national-
kulturelle Erscheinung waren die Kosaken-Bibliotheken. Die Buchsammlungen der ukrainischen
Hetmanen [Kosakenführer], z.B. Iwan Mazepa, Pilip Orlik, Kirill Rasumowskij, waren ebenso wie die
Bibliotheken des ukrainischen Klerus, z.B. Innokentij Gisel, Feofan Prokopowitsch, Stefan Jaworskij
u.a., reich
Mit Unterstützung der progessiven Intelligenz wurden im 19. Jahrhundert öffentliche Bibliotheken in
Odessa (1829), Kiew (1866), Charkow (1886) eröffnet. Um diese Zeit entstanden auch Bibliotheken
öffentlicher Organisationen, wie die der Gemeinschaften "Proswita" (Aufklärung) und "Ruska besida"
(Russisches Gespräch), ebenso entstanden Bibliotheken der politischen Parteien. Eine interessante
Geschichte haben die Bibliotheken in der Bukowina, in Galizien und in Transkarpatien.
Eine besondere Bedeutung für die Geschichte des ukrainischen Bibliothekswesens des 20.
Jahrhunderts hatte die Gründung der Nationalbibliothek des Ukrainischen Staates und die Bibliothek
"Setschewyje Strelzy", sowie die Bibliothek der Armee der Ukrainischen Volksrepublik.
Zu Zeiten der Sowjetmacht entwickelte sich das Bibliothekswesen in der Ukraine unter strenger
Zensur. Die Bibliotheken galten im totalitären Staat als ideologische Einrichtungen und die
BibliothekarInnen als ideologische MitarbeiterInnen.
Die Unabhängigkeit der Ukraine, der sozial-wirtschaftliche und politische Wandel, führten zum
Überdenken der Bibliothek, ihres Wesens und ihrer Aufgaben als soziale Institution. Die Bibliothek
verwandelt sich in eine Kultur-, Informations-, Bildungs- und Wissenschaftseinrichtung, die die
Entwicklung der demokratischen Gesellschaft durch öffentlichen Zugang zu Informationen und
Bibliotheksmaterialien fördert.
Im Land bilden sich neue Bibliothekstypen und -arten. Im Zuge der neuen Unabhängigkeit wurden auf
der Basis der entwickelsten Buchsammlungen des Landes Nationalbibliotheken gegründet - die
Nationale Parlamentsbibliothek (1994) und die Nationale Bibliothek der Ukraine "V.I. Vernadskij"
(1996) Die Gründung von Bibliotheken der nationalen Minderheiten ist in der Ukraine neu. 1998 wurde
auf der Krim die Republikanische Krim-Tatarenbibliothek "I. Gasprinskij" eröffnet. Bibliotheken und
Informationszentren der Kulturinstitute oder Botschaften Deutschlands, der USA, Großbritanniens und
Frankreichs nahmen ihre Tätigkeit auf. Bibliotheken öffentlicher Organisationen entwickeln sich.
Kirchenbibliotheken werden erneut gegründet. Bestände, die früher aus ideologischen Gründen
unzugänglich waren, werden Benutzern zugänglich gemacht. Zensur ist gesetzlich verboten.
Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es in der Ukraine 53.000 Bibliotheken mit über
83.000 MitarbeiterInnen. Etwa 50% der MitarbeiterInnen verfügten über eine Fachausbildung 2 . Für
das letzte Jahrzehnt ist eine starke Verkleinerung des Bibliotheksnetzes und der Beschäftigtenzahlen
kennzeichnend. Dies ist die Folge des sozial-wirtschaftlichen Wandels in der Gesellschaft und des
Verzichtes auf die extensive Entwicklung des Bibliothekssystems. Heute gibt es ca. 45.000
Bibliotheken, die unterschiedlichen Einrichtungen und Behörden unterstehen.
Das Bibliothekswesen der Ukraine ist heute gekennzeichnet durch wertvolle Bestände und erfahrene
Fachkräfte, die den Benutzern ein breites Spektrum an Bibliotheks-, Informations- und anderen
Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten, gehen die Bibliotheken
allmählich zum Einsatz neuer Informationstechnologien über, was ihre Möglichkeiten unter den
Bedingungen der Globalisierung der Gesellschaft wesentlich erweitert.